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Moschee in EhrenfeldZum ersten Mal beten Muslime im großen Kuppelsaal

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Köln – Selim Mercan hat den Schweiß auf der Stirn stehen an diesem Freitagmittag, obwohl für den Projektleiter des Moscheebaus die meiste Arbeit eigentlich erledigt sein dürfte. Zum ersten Mal beten die Muslime an diesem Tag im großen Kuppelsaal, 35 Meter hoch, edel verziert. Mercan steht im Vorraum, blickt nach oben, sagt: „Es ist sehr gut geworden. Und wer weiß, wofür das alles gut war.“

Mit „das“ meint Mercan wohl die Geschichte des Baus in Ehrenfeld. Eine Geschichte voller Wirrungen. Schon am 7. November 2009 war der Grundstein gelegt worden, nach vielen Protesten. Im Sommer 2012 sollte die feierliche Eröffnung stattfinden, mit dem damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Doch die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) verkrachte sich mit Architekt Paul Böhm und der Rohbaufirma Nuha, kündigte ihnen 2011 wegen möglicher Baumängel. Zeitweise ruhte der Bau, Böhm sagt: „Da hätte auch eine Bauruine entstehen können.“

Architekt ist froh, dass Moschee genutzt wird

Die Gerichte sind immer noch damit beschäftigt, die Streitigkeiten zu klären. Trotzdem hat die Ditib Böhm eingeladen, der Kölner Architekt schaut sich an diesem zweiten Freitag im Fastenmonat Ramadan den Kuppelsaal an, sagt: „Ich bin froh, dass die Moschee endlich genutzt wird.“

Bisher mussten die Gläubigen in provisorischen Räumen beten. Das ist jetzt vorbei. Zwischen 1100 und 1200 Gläubige könnten beten in dem 900 Quadratmeter großen Saal, etwa 800 Männer im Hauptsaal und 300 bis 400 Frauen auf den drei Emporen, die Bereiche sind getrennt. Am Eingang ziehen Besucher die Schuhe aus, stellen sie in Schränken ab, der Zutritt ist nur auf Socken erlaubt.

Im Inneren ziert Blattgold die Wände

Fünf Mal am Tag beten die Muslime Richtung Mekka, jeweils rund zehn bis 20 Minuten, der Muezzin ruft jedes Mal dazu auf – allerdings nicht auf den zwei 55 Meter hohen Minaretten, sondern im Inneren. Dort ziert teils Blattgold die Wände, der tiefe Teppich ist in türkis gehalten. Der frühere Oberbürgermeister Fritz Schramma sagt: „Es ist eine hervorragende Verbindung aus einem modernen Bau und traditionellen Elementen. Es ist nicht kitschig-buntig.“

Schramma hatte den Bau gegen viele Widerstände verteidigt, auch in seiner Partei, der CDU. Böhm, bis zuletzt beratend tätig, sagt: „Nicht alles, was wir vorgeschlagen haben, ist umgesetzt worden.“ Und: „Ich hoffe, dass die Moschee ein Symbol für den offenen Islam ist.“

Besucher sind jederzeit willkommen

Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga betont, dass Besucher jederzeit kommen könnten, größere Gruppen sollten sich anmelden, zudem keine größeren Taschen und Rucksäcke mitbringen – ähnlich wie im Dom. Alboga sagt: „Es ist ein Gotteshaus wie ein jüdisches oder christliches Gotteshaus. Jeder darf hier rein.“ Zu den Baukosten sagt Alboga aktuell nichts.

Wann die offizielle Eröffnung der Moschee stattfinde, werde beraten. Er sei optimistisch, dass es 2017 ist. Ob der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan komme? „Das beraten wir gerade.“ Das gelte auch für deutsche Spitzenpolitiker.

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