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Prinzessin SorayaEine Prinzessin verzauberte Köln

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Stationen eines Lebens: Die „Märchenhochzeit“ mit dem Schah machte Soraya zum Liebling des Boulevards. Nach der Trennung zog es die Prinzessin und Kaiserliche Hoheit in die Residenz ihres Vaters, des iranischen Botschafters, nach Rodenkirchen. Zwei Jahre später wählte Soraya dann Rom als neue Heimatstadt.

Stationen eines Lebens: Die „Märchenhochzeit“ mit dem Schah machte Soraya zum Liebling des Boulevards. Nach der Trennung zog es die Prinzessin und Kaiserliche Hoheit in die Residenz ihres Vaters, des iranischen Botschafters, nach Rodenkirchen. Zwei Jahre später wählte Soraya dann Rom als neue Heimatstadt.

Köln – Wohin geht eine von ihrem Ehemann verstoßene Kaiserin? Soraya, Prinzessin und Kaiserliche Hoheit von Persien, ging 1958 nach Köln-Rodenkirchen, wo ihr Vater, der iranische Botschafter Esfandiari, mit seiner Familie in der Parkallee 3-5 residierte. Dort herrschte bald Belagerungszustand. Allein sechs Fotografen, die abwechselnd Wache hielten, schickte eine einzige französische Zeitung. Im Dachgeschoss der gegenüberliegenden Villa lauerten Teleobjektive auf die Prinzessin mit den berühmten traurigen Augen.

Bereits einmal geschieden war Schah Mohammad Reza Pahlavi, als er 1951 Soraya, Tochter einer deutschen Mutter und eines persischen Fürsten, heiratete und zum Liebling des Boulevards machte. Alle buhlten um das junge Paar. Bei ihrem Deutschlandbesuch im März 1955 wurde etwa in Köln erregt diskutiert, warum bitte schön die Stadt Köln beim Empfang im Excelsior Hotel Ernst, veranstaltet vom Bundeswirtschaftsminister und vom Bundesverband der Deutschen Industrie, nicht vertreten war.

Am 19. August 1955 endlich sollten der Schah und Soraya in einer feierlichen Zeremonie gekrönt werden, doch etwa 48 Stunden zuvor verließ die damals 23 Jahre alte Soraya Teheran plötzlich Richtung Riviera. Was war passiert? Die Ehe, die als harmonisch galt, war auch nach über vier Jahren noch kinderlos. Der Schah benötigte jedoch einen Thronfolger. Der öffentliche Druck wuchs und forderte die Scheidung aus Staatsraison.

Sorayas große Leidenschaft fürs Kino

Am 24. Februar 1958 dann kam Soraya samt Lieblingshund mit dem FD Rheinblitz auf Gleis 4b in Köln an – offiziell, weil sich ihr Vater den Fuß gebrochen hatte. Die Kölner Presse war entzückt und berichtete ausgiebig, besonders über die kaiserlichen Kinobesuche: Im Roxy am Chlodwigplatz, betrieben von Walter Thomas Ebers, dem Karnevalsprinzen des Jahres, sahen sich Soraya und ihre Eltern „In 80 Tagen um die Welt“ an (Schlagzeile: „Kaiserin im Prinzenkino“), um anschließend im Franziskaner am Ring echt kölsche Gerichte zu probieren.

In der Scala in der Herzogstraße sah Soraya „Sayonara“. Bevor sie in den Hahnentor-Lichtspielen „Die kleine Hütte“ anschauten, wurde Soraya mit Mutter und Bruder Bijan fotografiert, als sie durch die Herzogstraße bummelten und sich in der Milchbar in der Apostelnstraße stärkten. In den Höhenberger Lichtspielen, Olpener Straße 114, verursachte Soraya vor der Aufführung von „Vom Winde verweht“ einen regelrechten Aufruhr im Foyer. Als aber Gerüchte von einer bevorstehenden Scheidung konkreter wurden, zeigte sich Soraya seltener.

Ihre Kino-Leidenschaft befeuerte die Hoffnung der Presse, das immer begehrtere Motiv doch noch vor die Linse zu bekommen. „Lächelnd beobachteten Passanten kürzlich einen auswärtigen Reporter, der sich von einem einheimischen Kollegen anhand des Kölner Kinoprogramms sagen ließ, welche Filme die Kaiserin bereits gesehen habe und welche Theater noch unter Beobachtung gehalten werden müssten“, schrieb die Kölnische Rundschau: „Auch der Spaziergang Ihrer Majestät am Sonntag im Stadtwald blieb nicht unbemerkt.“

Soraya kämpfte mit Finten um ihre Privatsphäre. Da fuhr etwa der Wagen des Botschafters vor, worauf sich die Presse mit erhobenen Kameras um ihn scharte. „Plötzlich“, so steht es in der Rundschau, „verließ mit aufheulendem Ton der blaue Wagen des 18-jährigen Bruders der Kaiserin die im Seitenflügel des Hauses gelegene Kellergarage und sauste an den verdutzten Journalisten vorbei in Richtung Stadt davon. Im Fond erkannten die genarrten Pressemänner Kaiserin Soraya.“ Als die Meute hinterher raste, musste sie letztlich feststellen, dass der Wagen nur in Ringnähe zum Ölen und Schmieren abgestellt wurde.

Zu einer wilden Verfolgungsjagd durch die westlichen Kölner Vororte kam es auch, als Soraya bei einer Spazierfahrt durch den Grüngürtel im „Waldcafé Kuckuck“ einkehren wollte und sofort von Fotografen belagert wurde. Als ihr Chauffeur die etwa zehn Verfolgerautos nicht abschütteln konnte, ging es zurück zur iranischen Botschaft, wo es zu einem Handgemenge zwischen Fotografen und Polizisten kam.

Die zweite Scheidung

Schließlich wurde am 14. März die Scheidung gemeldet. Die Entscheidung sei dem Schah nicht leicht gefallen, heißt es. Er mied die Öffentlichkeit, nahm das Essen allein zu sich und spielte, so wird aus Hofkreisen berichtet, niedergeschlagen mit einem Hund Sorayas. Seine Noch-Frau habe die Meldung durch die Medien erfahren, teilt die iranische Botschaft in Köln mit. Einige Tage später sieht man sie bei einem ersten Spaziergang im Schlosspark bei Brühl, salopper gekleidet als in den letzten Wochen, wie die Presse bemerkte, nämlich mit Mokassins und beigem Pelzmantel.

Am 24. März 1958, dem mohammedanischen Neujahrstag, schickte Soraya vom Flughafen Wahn aus rote Rosen in den Kaiserpalast in Teheran. Zwei Wochen später kamen im Gegenzug über 50 große Kisten aus Persien: das persönliche Eigentum der Prinzessin, das nach ihrem Tod noch viel Unruhe hervorrufen sollte.

Dann wurde es etwas ruhiger um die Ex-Kaiserin. Sie reiste, ließ sich zuweilen in Kölner Kinos oder beim Tennisspielen auf dem Gelände von „Rot-Weiß Köln“ sehen. Als die iranische Botschaft renoviert wurde, wohnte Soraya für einige Zeit im Hotel Bellevue in Rodenkirchen –und zwar Tür an Tür mit einer anderen Kaiserin: Romy Schneider, deren Stiefvater das Hotel gehörte. Nach zwei schweren Jahren in Köln zog Soraya schließlich nach Rom.

Nach ihrem Tod im Jahr 2001 jedoch war Soraya wieder großes Thema in Köln, nämlich beim spektakulären Prozess um ihr Erbe, geführt im Amtsgericht Köln. Soraya vermachte alles ihrem in Köln lebenden Bruder Bijan, der aber nur acht Tage nach seiner Schwester starb. Es kam zu mitunter unappetitlichen Streitigkeiten. So gab es in Köln selbst nach ihrem Tod noch aus unschönem Anlass Presserummel um Soraya.

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