RestaurierungDer erste Schritt am Bahnhof Belvedere ist gemacht

Lesezeit 3 Minuten

Köln – Über mehrere Kilometer schlängelt sich die Belvederestraße durch Müngersdorf. Immer wieder Bäume, kleine Grünflächen, Fahrradwege und Idylle – und mittendrin und doch fast zu übersehen, der gleichnamige Bahnhof – Belvedere. Der Name benennt, was einem dort geboten wird: eine schöne Aussicht. Seit Jahrhunderten schon dient dieser Ausdruck auch architektonisch der Bezeichnung eines weiten und schönen Ausblicks.

Um den Blick und natürlich in erster Linie das Gebäude zu erhalten, gründete sich vor sieben Jahren der Förderkreis Bahnhof Belvedere. Mit einem zwinkernden Auge fasste der Vorsitzende Sebastian Engelhardt nun zusammen: „Nicht nur das siebte Jahr ist bei uns das verflixte, wir hatten es auch in den vergangenen sechs Jahren nicht leicht.“ Er spielte auf ein langes und zähes, mitunter wenig einfaches Hin und Her mit der Stadt Köln, dem Natur- und dem Denkmalschutz an.

Doch der Anlass der Zusammenkunft vor Deutschlands ältestem im Original erhaltenen Bahnhofsgebäude war dieses Mal ein freudiger: Für rund 15 000 Euro wurden die vier als Voluten (Fachbegriff für eine Schneckenform in der Ornamentik) gestalteten Konsolen auf der Straßenseite des Gebäudes restauriert und damit nahezu in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Das Besondere dabei ist, dass die Voluten aus Holz bestehen und teilweise noch Ornamente zu erkennen sind, die darauf schließen ließen, dass sie vorher schon einmal an anderer Stelle an einem Gebäude als Verzierung dienten.

„Es muss auch einen Nutzen haben“

Viele Gäste waren auch durch die langen und schwierigen Debatten im Vorfeld auf den Bahnhof aufmerksam geworden: „Ich habe davon gelesen und dann bei einer Führung über das Gelände die Wichtigkeit dieses Förderkreises erkannt“, berichtete etwa Raimund Schaake. Ingrid Schmidt-Denter ist seit der ersten Gründungsstunde dabei: „Für mich ist es eindeutig, dass dieses Gebäude absolut erhaltenswert ist und man ihm die Geschichtsträchtigkeit für Müngersdorf und ganz Köln nicht absprechen kann“, erklärte sie ihre Motivation. Und alle waren sich einig, als Schaake zusammenfasste: „So ein Kleinod kann man nicht verfallen lassen.“ Doch Wolfgang Reinert erinnerte auch an den mitunter wichtigsten Zusatz und das Ziel des Förderkreises: „Es muss auch einen Nutzen haben.“

Ute Berg war eine von vielen Ehrengästen, über die sich Engelhardt besonders freute. Die ehemalige Dezernentin für Wirtschaft und Liegenschaften war eigens aus München angereist. Für sie ist der Bahnhof ein besonderes Anliegen, auch über ihre Amtszeit hinaus. Als eine ihrer letzten Amtshandlungen organisierte sie die Schlüsselübergabe im März dieses Jahres, nachdem ein Gutachten den Weg zu einem Erbbau- und Nutzungsüberlassungsvertrags zwischen der Stadt und dem Förderkreis Bahnhof Belvedere freigemacht hatte. Die Planungsmittel wurden ausgezahlt.

Die Voraussetzungen waren also geschaffen, und man widmete sich zunächst der Restauration der Volutenkonsolen. Später einmal wird der Bahnhof gleichermaßen zu einem öffentlichen Kultur-, Bildungs- und Begegnungszentrum werden. Wann genau mit weiteren baulichen Maßnahmen gestartet werden kann, möchte im Moment allerdings niemand prognostizieren. „Wir gehen alles Schritt für Schritt an. Auch wenn sich immer wieder Probleme auftun, für mich ist es alle Mühe wert“, so Engelhardt. Die Planung für den Bauantrag soll jedoch in Kürze beginnen.

Seltenes Beispiel der „Schinkel-Schule“

Die angrenzenden Platanen können laut eines Wurzelgutachtens trotz ihrer Gebäudenähe bei „entsprechender konstruktiver Anpassung“ in den geplanten Baumaßnahmen erhalten bleiben. Eine Haftung bei weiteren Gebäudeschäden übernimmt die Stadt.

Walter Buschmann, Professor für Denkmalpflege, gab dann noch einen kurzen kunsthistorischen Überblick und betonte: „Hier sieht man, dass auch Eisenbahngeschichte ihre Aktualität hat und nicht nur etwas für das Museum ist.“ Der Bahnhof ist ein seltenes Beispiel der „Schinkel-Schule“ im Rheinland. In nur einem halben Jahr wurde das Gebäude damals errichtet und diente als repräsentatives Landhaus im Park mit Ausflugslokal und war Station der ersten internationalen Eisenbahnverbindung zwischen Belgien (Antwerpen) und Deutschland (Köln).

Rundschau abonnieren