RoncalliplatzDom-Hotel bleibt noch länger Baustelle – Mängel an jeder Ecke

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Köln – Das Dom-Hotel am Roncalliplatz bleibt vermutlich noch einige Jahre eine Baustelle. Bei einem Rundgang sagt Daniel Just, Vorstandsvorsitzender des Eigentümers Bayerische Versorgungskammer (BVK), über das 2013 geschlossene Hotel: „Einen konkreten Zeitplan oder eine Kostenschätzung zu nennen, wäre unseriös.“ Zuletzt hatte Mitte 2019 im Raum gestanden. Ein Termin, der wohl nicht zu halten sein wird.

Das liegt vor allem daran, dass das denkmalgeschützte Haus aus dem Jahr 1893 mehr oder minder baufällig ist, nichts mehr vom Charme vergangener Tage übrig geblieben ist. Projektsteuerer Turadj Zarinfar schlug laut eigener Aussage die Hände über dem Kopf zusammen, als er nach dem Freilegen der Wände das Ausmaß der Mängel erkannte. „Es ist pures Glück und ein Wunder, dass während des Hotel-Betriebs nichts passiert ist.“

Holz in den Decken, Löcher in Wänden und Tonnen an Asbest

Seit Mai 2016 hatte die BVK alle nicht tragenden Elemente entfernt, insgesamt 3000 Tonnen, davon 890 Tonnen Schadstoffe, etwa Asbest. Der Blick auf das nackte Gemäuer offenbarte Probleme an fast jeder Ecke: Teils ist Holz in den Decken verbaut, heutzutage laut Zarinfar angesichts des Brandschutzes undenkbar. An anderen Stellen sind riesige Löcher in den Wänden, der Beton deckt nur gerade so die Stahlstreben ab, Behelfsstreben sichern jetzt die Statik.

Zarinfar erklärt es mit der Eile nach dem Zweiten Weltkrieg, als ein Bombenkrater das Hotel quasi zweiteilte. „Man hat damals genommen, was man hatte, und zusammengebaut, damit es hält.“ Und noch bis vor fünf Jahren haben viele Gäste viel Geld bezahlt, um in Nähe des Doms zu nächtigen – trotz der mangelhaften Bausubstanz, von der vermutlich keiner wusste.

Deshalb will die BVK jetzt das Dom-Hotel entkernen, die denkmalgeschützte Fassade, das Treppenhaus und weitere Elemente erhalten. „Das kostet mehr, geht aber schneller“, sagt Just. „Wenn wir es einmal gescheit machen, haben wir an dieser prominenten Stelle für Jahrzehnte Ruhe.“ Ein Vorbild: die alten Messehallen in Deutz, neue Heimat von RTL.

Schließung im Juni 2013

Eigentlich war das alles anders geplant, doch beim Dom-Hotel hat in den vergangenen Jahren vieles nicht so funktioniert, wie es sollte: Im Juni 2013 schloss das Haus, unter anderem wegen Problemen mit dem Brandschutz, eineinhalb Jahre später sollte es wieder öffnen. Eigentlich. Doch es passierte fast nichts – zumindest laut BVK. Die öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe hatte das Hotel 2009 erworben, der Kölner Immobilienhändler Lammerting sollte das Projekt umsetzen. Ursprünglich sollte Lammerting das Haus nur sanieren – im laufenden Betrieb. Doch es tat sich wenig, also übernahm die BVK Anfang 2015 in Absprache mit Lammerting das komplexe Projekt.

Durch den großflächigen Abriss will die BVK das Innere neu gestalten, muss deshalb eine neue Baugenehmigung beantragen, zudem eine für den Abriss. Der soll möglichst noch dieses Jahr beginnen, der Bau dann 2018, 130 Zimmer und Suiten sollen so entstehen.

Wenn der Umbau beendet ist, soll das Gebäude ein Fünf-Sterne-Plus-Hotel samt zugänglichem Dachrestaurant beherbergen. Der Mietvertrag mit der Althoff-Gruppe dauert 20 Jahre und beginnt mit Ende der Arbeiten – noch ist unklar, wann es so weit sein wird. Dann gibt es vielleicht auch wieder die Gulaschsuppe mit Rindfleisch, für die jetzt noch ein Schild im Erdgeschoss wirbt.

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