Rundschau-Weihnachtsmarkt-CheckDer „Nikolausmarkt“ auf dem Rudolfplatz im Test

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Symbolbild.

Symbolbild.

Köln – Er ist die erste Adresse für junge Familien: Der Weihnachtsmarkt auf dem Rudolfplatz wird von vielen wegen der kostenlosen Bastelangebote für Pänz und dem kultigen Kinderkarussell besucht. Henriette Westphal hat dort einen Elch getroffen – und den „Popstar“, der dem Nikolausmarkt seinen Namen gibt.

Ein lautes Schnarchen begrüßt mich am Rudolfplatz. Wer pennt denn da? Über mir hängt ein großer Elchkopf, der sich – plötzlich aus dem Tiefschlaf erwacht – als „Rudi“ vorstellt. Vermutlich ein Einheimischer, denn FC-Schal trägt er auch. Ich bin nicht die einzige, die das ziemlich lebendig aussehende und dazu noch sprechende Tier irgendwie faszinierend findet. Etliche Handykameras richten sich auf den Elch, während der anfängt selbstgedichtete Weihnachtslieder op Kölsch zu singen. „Nach ein paar Glühwein ist es noch witziger“, raunt mir ein Besucher zu. Ich nicke, denke mir aber: Die größten Kritiker der Elche, waren früher selber welche.

Hier wird man vom Elch begrüßt!

Hier wird man vom Elch begrüßt!

Basketballtaschen

Um die Ecke entdecke ich kleine Taschen, deren Orange mich sofort anspringt. Hergestellt sind sie aus Basketbällen. Die Mäppchen der Marke „Bal Designs“ – für Stifte, Brillen oder Kosmetik – kosten 25 Euro, kleine Schlüsselanhänger gibt es für 16 Euro. Die Kölner Designerin Rita Balta schneidet die gebrauchten oder neuen Bälle per Hand zurecht – das sorgt für Muskelkater, wie die Verkäuferin verrät. Im Sortiment gab es sogar mal einen Ball von Dirk Nowitzki. Der war aber ratzfatz ausverkauft.

Wörter aus Holz

Vom Elch begrüßt, drehe ich eine Runde über den Markt. Alle Stände sind in süßen Häuschen untergebracht. Ins Auge fällt der Stand von „Pimp my flat“, was übersetzt so viel wie „Verschönere meine Wohnung“ bedeutet. Aus naturbelassenem Birkenholz gibt es hier Hunderte Schriftzüge zum Aufstellen wie „Bruderherz“, „Liebe deine Stadt“ oder „Frieden, Freude, Eierlikör“. Hier findet fast jeder buchstäblich die richtigen Worte. Beliebt seien vor allem die Stadtteile, sagt Mitarbeiter Dominic Baier: „Sülz, Deutz, Ehrenfeld... nur Rath-Heumar haben wir nicht“. Anhänger gibt es für 4,50 Euro, größere Schriftzüge ab 10 Euro.

Wer noch die richtigen Worte sucht, geht zum Stand von „Pimp my flat“.

Wer noch die richtigen Worte sucht, geht zum Stand von „Pimp my flat“.

Besuch beim Nikolaus

Noch faszinierender als das Karussell ist für die meisten Pänz allerdings der Mann mit dem weißen Bart und dem roten Mantel. Denn der Nikolausmarkt heißt nicht nur so – der berühmte Bischof tritt sogar täglich in Persona auf. Ich treffe Stefan Dößereck vor „seinem“ Haus, in dem er ab 17 Uhr Kinder und ihre Eltern einlädt, mit ihm zu singen und ihm ihre Weihnachtswünsche zu verraten. Tipp: Vorher können die Pänz hier kostenlos Basteln oder Malen. Erfahrung hat Dößereck: Seit acht Jahren steckt der gebürtige Kölner im Nikolaus-Kostüm auf den Rudolfplatz, seit drei Jahren während des Weihnachtsmarktes sogar täglich. „Ich bin populär wie ein Popstar“, sagt er. Da stelle ich mich für ein Erinnerungsfoto direkt mal an.

Kinderkarussell

An keinem anderen Ort auf dem Markt sind gleichzeitig so viele glückliche und so viele traurige Gesichter zu sehen: vor Freude strahlend, wenn die Fahrt beginnt, und den Tränen nahe, wenn Mama oder Papa keine Chips mehr in der Tasche haben. Ernst Vosen erzählt mir in seinem angenehm warmen Kassenhäuschen, dass er mit dem Karussell im 20. Jahr auf dem Rudolfplatz steht. „Letzte Woche kam eine Frau mit ihrem 18-jährigen Enkel. Der ist damals schon mitgefahren“, erzählt der Schausteller, der selbst drei Enkelkinder hat, ein viertes ist „in Arbeit“. Einen Euro kostet die Fahrt pro Nase. Am Wochenende wird es besonders voll, dann steht rund um das kultige Fahrgeschäft ein Wall aus Kinderwagen und Buggys. Gar nicht dumm: Während die Kleinen eine Runde drehen, trinken die Eltern einen Glühwein.

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