SchrebergärtenÄrger um zu große Lauben in Köln

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Köln – Von den 182 Kleingärten wird ab und zu einer frei. Dann wartet er nur darauf, „von Ihnen gestaltet zu werden. Sie werden dafür mit Glück und Zufriedenheit belohnt.“ So wirbt der Kleingärtnerverein „An der Ling“ im Internet für seine Anlage in Longerich.

Doch das Idyll ist nachhaltig gestört. Am 23. Februar besichtigen Mitarbeiter des Amts für Grünflächen alle Gärten mit Pächterwechsel der letzten drei Jahre – etwa 20 an der Zahl. „Wir konnten fast überall übergroße Anbauten sowie nicht eingehaltene Grenzabstände feststellen“, heißt es in einem Schreiben an den Vereins-Vorstand. Im Vorbeigehen habe man festgestellt, dass auch viele andere Gärten diesen Missstand aufzeigten.

Anbau entspricht nicht den Regeln

Ausgangspunkt ist ein Streit um die Lauben von Mike Bellon und einer weiteren Kleingärtnerin. Beide sollen Anbauten abreißen. Bei Bellon hatten Wertgutachter die Missstände moniert, als der seine Anlage Ende 2015 abgeben möchte. Der Anbau entspreche nicht den Regeln, die im Bundeskleingartengesetz von 1983 festgelegt sind, schildert Bellon. Lauben dürfen nicht größer sein als 24 Quadratmeter. Bestimmte Abstandsflächen zu Nachbargrundstücken müssen eingehalten werden. Bellon und seine Mitstreiterin fühlen sich ungerecht behandelt und schalten Anwalt und Stadt ein. Bellon: „Bei anderen werden die Anbauten geduldet.“

Klaus Marten, Vorsitzender des Kleingartenvereins, muss nun alle Mitglieder anschreiben. „Die Aufregung im Verein ist groß“, sagt er. Bis zum 30. September müssen die Laubenbesitzer die Missstände beseitigen, die bei der Begutachtung im Februar festgestellt wurden. „Wir müssen zudem eine Begehung aller Gärten machen und jeden Einzelfall prüfen“, so Marten, der erst vor wenigen Jahren das Vorstandsamt übernommen hat. Die Dinge sind offenbar über die Jahre eingerissen.

Widerstand in Nippes

Am Rand von Nippes regt sich Widerstand. Grund: Die Stadtverwaltung hatte stadtweit Flächen identifiziert, die sich für den Wohnungsbau eignen würden. Darunter ist auch das Grundstück der Kleingartenanlage Flora zwischen Innerer Kanalstraße und der Krüthstraße. Aus diesem Grund organisieren sich Anwohner und Kleingärtner, um genau dies zu verhindern. Gegen die „Vernichtung von Kleingärten und Grünanlagen“ ist am 16. April, 16 Uhr, eine Demonstration auf dem Rathausplatz geplant. Dazu werden Unterschriften gesammelt. Am 28. Juli soll der Stadtrat über die Liste der Verwaltung entscheiden. Zuvor haben die Nippeser Bezirksvertreter am 28. April die Möglichkeit, Grundstücke zur Diskussion zu stellen. (sol)

Diesen Zustand kennt auch Michael Franssen, Geschäftsführer des Kreisverbands Kölner Kleingärtner: „Das Problem der übergroßen Lauben haben wir in ganz Köln.“ Die Einhaltung der Regeln sei Sache des jeweiligen Vorstands. Es sei sehr unterschiedlich, wie gewissenhaft darauf geachtet werde, so Franssen, der mit dem Kreisverband rund 13 000 Kleingärtner in 115 Vereinen mit 192 Anlagen vertritt.

Dass nun alle kontrolliert werden, schließt Dr. Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamts, allerdings aus. Er hofft aber, dass die Kleingärtner durch den Fall in Longerich wieder stärker für die Einhaltung der Regeln sensibilisiert werden.

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