Start-Up „Uvis“Kölner Gründerinnen entwickeln Gerät für keimfreie Rolltreppen

Lesezeit 3 Minuten
Sechs Kilo wiegt das Gerät, das Tanja Nickel (r.) und Katharina Obladen entwickelt haben. Derzeit wird es an zwei deutschen Bahnhöfen getestet.

Sechs Kilo wiegt das Gerät, das Tanja Nickel (r.) und Katharina Obladen entwickelt haben. Derzeit wird es an zwei deutschen Bahnhöfen getestet.

Köln – Nein, Rolltreppe fahren sie nicht mehr gerne, seit sie sich so intensiv mit dem Thema beschäftigen. „Wir haben mehrfach getestet, was für Keime sich auf den Handläufen befinden. Das ist schon erschreckend“, sagt Katharina Obladen, und Tanja Nickel fügt hinzu: „Und wir haben mitbekommen, was für Unfälle passieren können, wenn man sich an ihnen nicht festhält.“

Rund sechs Kilogramm wiegt das Gerät, das die Handläufe von Rolltreppen keimfrei machen soll: „Eingebaut wird es am Rücklauf der Treppe“, erklärt Nickel, also unsichtbar für denjenigen, der die Rolltreppe benutzt. Dort arbeitet es im Verborgenen, bevor das Gummi an der anderen Seite der Treppe wieder auftaucht. Das ist auch nötig: Jede Lampe strahlt mit 21 Watt, das Licht wäre für Augen und Haut schädlich. Genau wie für Viren und Schimmelpilze, die durch die Bestrahlung zerstört werden: „Das ist vergleichbar mit einem starken Sonnenbrand.“ Das Ergebnis ist ein zu 99,5 Prozent keimfreier Handlauf. Eingesetzt wird diese Technologie etwa in der Lebensmittelindustrie.

Die Idee kam den beiden in der 12. Klasse

Die Idee kam den beiden jungen Kölnerinnen bereits 2010. Damals gingen sie noch in die 12. Klasse der Liebfrauenschule, das Thema Schweinegrippe machte die Runde. Bei einem Businessplanwettbewerb entwickelten die Schülerinnen die Erfindung, auf die heute ihre Firma „Uvis“ fußt: Drei UV-C Lampen entfernen dank kurzwelliger Ultraviolettstrahlung Keime und Bakterien an den Rolltreppen. Die nachweislich vorhanden sind: Abklatschtests, die sie mit der TU München durchgeführt haben, zeigten, wie viele Mikroorganismen sich auf den Handläufen finden.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Schon in der Oberstufe meldeten Nickel und Obladen ein Patent für ihre Idee an. „Ich habe immer gedacht: Was ist, wenn noch eine Epidemie kommt“, sagt Katharina Obladen (25). So sprachen sie mit Fahrtreppenherstellern und gaben eine Studie in Auftrag. „Wir wollten wissen, welche Vorteile unser Produkt bringt“, so Tanja Nickel (24). Heraus kam dabei, dass viele Menschen, die Griffe an Fahrtreppen nicht anfassen – es aber tun würden, wenn sie wüssten, dass sie keimfrei wären. „Das hat viel mit Wohlfühlen zu tun.“ Außerdem werde das Unfallrisiko gemindert: „Viele wissen gar nicht, dass es sogar vorgeschrieben ist, sich auf Rolltreppen festzuhalten.“

Gründerinnen arbeiten nun hauptberuflich in ihrem Start-Up

Nach dem Studium – Nickel studierte Jura, Opladen BWL und Kunstgeschichte – arbeiten die jungen Gründerinnen nun hauptberuflich in ihrem Start-up. „Uvis“ hat ein Büro in Marsdorf und stellt sogar Mitarbeiter ein. Derzeit läuft eine geheime Testphase an zwei deutschen Bahnhöfen, von der sie sich viel versprechen. „In Deutschland gibt es rund 35 000 Rolltreppen, die etwa alle 25 Jahre ausgetauscht werden“, sieht Nickel eine Chance. In Gesprächen mit den KVB, der Deutschen Bahn und diversen Kaufhausketten sind sie bereits.

Bei den Kölner Verkehrs-Betrieben zeigt man sich nicht uninteressiert: „Wir halten die Idee prinzipiell für gut und haben auch eine Vorrichtung testweise an einer Fahrtreppe der Station Dom/Hauptbahnhof installiert“, sagt KVB-Sprecher Matthias Pesch. Ob das Produkt auch flächendeckender eingesetzt werde, sei aber noch nicht entschieden. Entscheidend sei, dass Kosten und Nutzen in einem verantwortbaren Verhältnis stünden: Keime gebe es auch an jeder Türklinke.

Infos zu den Rolltreppen in Köln

An den Haltestellen der KVB sind in Köln rund 260 Rolltreppen in Betrieb, weitere gibt es an der Messe, an Bahnhöfen oder Kaufhäusern.

Die Rolltreppen der KVB werden jeden zweiten Monat gewartet. Fällt eine Treppe aus, sei das Ziel, sie innerhalb von ein bis zwei Stunden zu reparieren, so ein Sprecher. Spätestens innerhalb eines Tages soll die Rolltreppe wieder laufen.

Insgesamt sind derzeit sieben KVB-Fahrtreppen langfristig außer Betrieb, unter anderem eine Treppe an der Haltestelle Dom/Hbf. Diese Treppen sollen innerhalb eines Programms der Stadt Köln sukzessive ausgetauscht werden.

Rundschau abonnieren