Tag der offenen TürMusical Dome in Köln wird 20

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Köln – Vier riesige Kräne sind nötig, um die 30 Tonnen schweren, halbrunden Stahlbögen aufzurichten. Würden die zehn angeseilten Monteure nicht auf ihnen herumklettern und blaue Dachplane spannen, man könnte glauben, es ist eine riesige Achterbahn, die da im August 1996 neben dem Hauptbahnhof errichtet wird. Schon der Aufbau ist ein Spektakel, das zahlreiche Neugierige an den Rhein zieht. Schließlich sieht man solch eine Konstruktion, von Schweizer Kletterern hochgezogen, die sonst Seilbahnen bauen, nicht alle Tage in den Himmel wachsen. Für 25 Millionen DM, die Dauer von vier Jahren und als Spielort für das Musical „Gaudi“ entsteht 1996 innerhalb von nur sechs Monaten der Musical Dome. Jetzt feiert das ewige Provisorium 20-jähriges Jubiläum.

Tag der offenen Tür

Zum Jubiläum bieten der Musical Dome und das aktuelle Stück Bodyguard für Fans am Montag, 3. Oktober, Einblicke, die sonst nur Künstlern und Mitarbeitern vorbehalten sind. Bei einem Tag der offenen Tür kann hinter die Kulissen geschaut werden – von einer Backstage-Führung bis hin zu Einblicken in den Alltag der Künstler und Kreativen. Zudem gibt es um 14.20 und um 16 Uhr Ausschnitte aus dem Musical, ab 15 Uhr gibt es die Gelegenheit, bei Autogrammstunden Bodyguard-Stars persönlich zu treffen.

Weitere Highlights sind ein Theaterflohmarkt sowie eine Ausstellung zu 20 Jahre Musical Dome und seine erfolgreichsten Produktionen. (bpo)

Der Ausblick, den die Schweizer Kletterer hatten, war spektakulär. 27 Meter ist die Zeltkonstruktion mit insgesamt 4000 Quadratmetern Oberfläche hoch, gelegen mitten im Herzen Kölns. Auch die 1700 Zuschauer, die in dem Theater Platz haben, genießen an der bodentiefen Fensterfront einen herausragenden Ausblick auf den Rhein und die Promenade. Über drei Etagen beherrschen Stahl und Glas die Atmosphäre in dem Zeltbau. Über zwei große Treppen gelangt man ins erste Obergeschoss mit drei Bars, im Mittelfoyer befindet sich die große Hauptbar. Die äußeren Aufgänge führen in die Galerie im ersten Obergeschoss, das Verbindungsstück zwischen den beiden Seitenbalkons. Jeder Balkon ist mit einer Bar, Sitzgelegenheiten und Stehtischen ausgestattet. Und während die einen Besucher begeistert von dem zeltartigen Theater sind, stören sich die anderen an dem blauen Fleck an so prominenter Stelle. Nicht nur der Aufbau erinnerte an eine Achterbahn mit ihren Höhen und Tiefen, das Bild passt ideal zur Geschichte des Theaters.

700 000 Menschen pro Jahr sollte das Musical „Gaudi“ in den Musical Dome locken, hieß es zu Beginn noch euphorisch. Doch die große Musical-Welle, die damals durchs Land schwappte, ebbte just zu diesem Zeitpunkt ab. 1998 meldete Gaudi Konkurs an. Wieder aufwärts ging es dank der Langzeit-Produktion „Saturday Night Fever“, die von 1999 bis 2002 ein Erfolgsgarant war. In den Jahren darauf folgten – neben den großen Langzeitstücken (siehe Kasten) – viele kurzzeitige Shows und Musicals wie Cats, Thriller, Elisabeth oder die Richard O’Brien’s Rocky Horror Show. Und zwischendurch immer wieder die Frage: Was wird aus dem Provisorium?

Höhepunkte

Über 50 Produktionen kamen in den vergangenen 20 Jahren auf die Bühne des Musical Dome und lockten mehr als 6,5 Millionen Besucher in das blaue Zelt. Sieben Langzeit-Musicals standen auf dem Programm. Den Anfang machte „Gaudi“. Der erhoffte Erfolg blieb allerdings aus.

Im Herbst 1999 feierte „Saturday Night Fever“ Deutschlandpremiere und wurde zum Kult: 1,4 Millionen Zuschauer kamen zu den 1100 Vorstellungen. Die wohl erfolgreichste Produktion in Köln mit 1400 Vorstellungen und rund zwei Millionen Besuchern war das Queens-Musical „We will rock you“ von 2004 bis 2008. Es folgten Monty Python’s Spamalot (2009) und Hairspray (2010). 2012 bis 2015 zog die Oper in den Musical Dome.

2014 kam für vier Wochen „Dirty Dancing“ nach Köln, seit November 2015 ist „Bodyguard“ Publikumsmagnet, mehr als 350 000 Karten wurden bereits verkauft. (bpo)

Im Mai 2012 ist Köln froh um diese Alternative, denn sie bietet der durch die Sanierung des Opernhauses heimatlos gewordenen Oper einen Ausweichplatz. Aus dem Musical Dome wird für drei Jahre die „Oper am Dom“. Die Sanierung ist noch lange nicht abgeschlossen, aber für Ende 2015 kündigte sich schon ein neues, populäres Musical an: Bodyguard kam nach Köln, bis 2017 sollte das Stück Musicalfans nach Köln ziehen. Die Oper musste sich ein neues Quartier suchen. Sie fand eine Interimslösung im Staatenhaus, das eigentlich als Musical-Theater genutzt werden soll. Das kann nun frühestens 2019 geschehen – und so bekam das blaue Provisorium pünktlich zum Jubiläum eine weitere Verlängerung. Die Stahlbögen mit dem strahlend blauen Zeltdach werden also noch mindestens zwei weitere Jahre stehen und ein Blickfang bleiben. Im mittlerweile dritten Jahrzehnt.

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