Unterricht 4.0Tablet-PCs sinnvoll in der Schule einsetzen

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Der Umgang mit dem Tablet will gelernt sein: Auch wer mit dem Handy und PC aufgewachsen ist, der weiß nicht automatisch viel über den sinnvollen Einsatz von iPads im Unterricht „4.0“. An der Uni erforschen angehende Lehrer mit Kindern die Möglichkeiten. 

Der Umgang mit dem Tablet will gelernt sein: Auch wer mit dem Handy und PC aufgewachsen ist, der weiß nicht automatisch viel über den sinnvollen Einsatz von iPads im Unterricht „4.0“. An der Uni erforschen angehende Lehrer mit Kindern die Möglichkeiten. 

Köln – Einfach mit dem Finger übers iPad wischen und Fotos anschauen, online bei Google Begriffe suchen – das kann mittlerweile jedes Kind. Sie wachsen zwar als Digital Natives auf, „aber die Geräte ihrer Eltern bedienen zu können heißt noch lange nicht, dass sie mit den digitalen Medien auch gut und mit pädagogischem Mehrwert umgehen“, weiß Professorin Daniela Schmeinck. Die Leiterin des Instituts für Didaktik des Sachunterrichts der Universität zu Köln und des „Cologne Digital-Earth Centre of Excellence“ entwickelt in einem seit einem Jahr bestehenden Pilotprojekt „Wischende Finger“ mit rund 30 Studierenden neue wissenschaftliche Lernansätze für Grund- und Förderschüler.

Sie erproben in der Praxis innovative Konzepte mit Klassen und vermitteln die Erkenntnisse in Fortbildungen den Lehrern. „Unser Ziel ist kein digitaler Tropfen auf den heißen Stein, wir wollen ihn ins Rollen bringen“, so Schmeinck. Die Offensive „Wischende Finger“ ist mit großem Erfolg angelaufen, die Wartelisten der Grundschulen sind lang, die Nachfrage bei den insgesamt rund 1000 Studierenden im Studiengang ebenso wie bei den Grundschulen groß. Letztes Semester beteiligten sich zwölf Kölner Grundschulen.

„Der Hype des Neuen verfliegt schnell“

„Auch die Studierenden wissen oft nicht, wie sie Tablets sinnvoll im Unterricht einsetzen, sie können googeln und bei WhatsApp Nachrichten posten – aber nur weil man mit dem Handy groß geworden ist, kann man es nicht unbedingt kompetent nutzen“, weiß die Wissenschaftlerin. Als Unterrichtsmedium biete das Pad neben Stift, Papier, Atlas und Tafel pädagogisch eine Menge mehr – als neues ergänzendes Angebot: „Ich finde gut, wenn die Kinder selber entscheiden, was wo besser zum Einsatz kommt.“ Sie sieht nicht die Gefahr, dass intuitiv zu bedienende iPads Stift und Papier den Rang ablaufen und damit vor allem „gedaddelt“ werde: „Der Hype des Neuen verfliegt schnell.“ Auch im Zusammenhang mit dem Kinder-Science-Lab entwickeln Studenten neue Lehransätze für einen besseren Unterricht 4.0 und probieren mit Klassen aus, was Sinn macht. Dabei werden neben uni-eigenen Geräten auch einige neue iPads verwendet, die der Schulsupport von NetCologne gerade der Uni gespendet hat.

Das Programmieren zum Beispiel ist ein beliebtes Projekt, bei dem Grundschüler lernen, wie sie kleine Lego-„Roboter“ durch selbst geschriebene Programme ans Laufen bringen. Im Kinder-Science-Lab, dem „Zukunftslabor“ der Uni, kommen dreimal die Woche klassenweise Grundschüler zusammen und experimentieren mit den Tablets. Um didaktische Konzepte noch mehr in die Breite zu bringen, bilden die angehenden Lehrer schon Drittklässler zu „Medienscouts“ aus, informieren über sichere Passwörter, worauf beim Rauf- und Herunterladen von Daten auf den PC zu achten ist, was es mit Cybermobbing auf sich hat. . . Kinder werden so selbst zu Experten und geben anderen Kindern Tipps.

Sinnvolle Projekte mit Tablets im Unterricht

„Es gibt tausend Einsatzmöglichkeiten“, weiß die ehemalige Grundschullehrerin, die die akademische Laufbahn einschlug, um die Lehrerausbildung und damit auch den Unterricht für so viele Kinder wie möglich zu verbessern. „Da ist noch viel zu tun. Es kommt dabei aber nicht auf die Anzahl der iPads und eine möglichst flächendeckende Ausstattung an, ich habe auch sehr gute Schulen gesehen, die mit wenigen Geräten sehr viel herausgeholt haben, weil sie sie sinnvoll verwenden.“

Mit viel Entdeckerfreude nutzen Pänz zum Beispiel Apps, um beim Erkunden anderer Länder mit Google Earth mal zu gucken, wie es dort aussieht, sich mit einem Trick vor den Eiffelturm zu stellen und mal in französische Lieder reinzuhören. Vom Erforschen von Fledermäusen bis zur Dokumentation des Wachstums von Pflanzen – die Erkenntnisse der Kinder können Dank mobiler Endgeräte auch einfach beschriftet und gespeichert werden – und stehen so wiederum neuen Klassen zur Verfügung.

Ein anderes Einsatzbeispiel: Beim Thema Feuerwehr etwa könnten die Kinder Fotos auf einer Wache machen, ein Interview aufnehmen und abspielen, einen Erklärfilm über die Aufgaben der Retter drehen...

Die in der Praxis erprobten Projekte werden wissenschaftlich ausgewertet und die Ergebnisse den Partnerschulen erläutert. Dabei erhalten Kollegien auch eine Fortbildung in Sachen Unterricht 4.0. „Der Einsatz der Tablets macht nur Sinn, wenn es tragfähige erprobte pädagogische Konzepte gibt,“ so die Professorin. Willkommen sind dabei eine weiter verbesserte Ausstattung mit Geräten ebenso wie verstärkte Aus- und Fortbildungen für digital unterstützte Lehre. Auf der Homepage des Uni-Instituts stehen Lehrern viele Materialien zum Herunterladen ab dem kommenden Wintersemester bereit.

www.sachunterricht.uni-koeln.de

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