Wassermassen zu großKanalisation machtlos – Haltestelle Geldernstraße bleibt gesperrt

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Willkommen in der Wasser-Bahn: Die Haltestelle der Line 13 in der Geldernstraße war komplett überflutet.

Willkommen in der Wasser-Bahn: Die Haltestelle der Line 13 in der Geldernstraße war komplett überflutet.

Köln – Es ist der Tag des großen Aufräumens und der Schadensanalyse. Vielerorts haben die Menschen beschädigte Möbelstücke aus ihren überfluteten Kellern an den Straßenrand gestellt. Von einem „hundertjährigen Unwetter“ spricht Jürgen Becker, Vorstand der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb), die für das Kölner Kanalsystem verantwortlich sind. Bis zu 91 Liter Regen pro Quadratmeter seien stellenweise in der Stadt zu Boden gerauscht.

Station gleicht einem Schwimmbad

Auch die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) geben am Donnerstag regelmäßig Wasserstandsmeldungen ab. Um 14.16 Uhr rollt erstmals wieder eine Bahn der Linie 13 durch die Haltestelle an der Geldern-straße. Die Station hatte einem Schwimmbad geglichen, bereits vor drei Jahren hatte hier nach einem Starkregen das Wasser mehr als einen Meter hoch gestanden. Es werde „noch einige Tage dauern“, bis hier wieder Personen ein- und aussteigen können, sagt ein KVB-Sprecher.

Zwar haben die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) das Wasser recht schnell abgepumpt, doch die gravierendsten Schäden sind nicht sofort sichtbar. „Das ist, als ob ein Laptop in die Brühe gefallen wäre und man dann schaut, was noch zu retten ist“, erklärt ein KVB-Sprecher. Die Bahnsteige sind mit einer braunen Schmutzschicht überzogen – einige Ratten haben die Überschwemmung in der Haltestelle mit dem Leben bezahlt. Nun fährt die Linie 13 ohne anzuhalten durch die Station.

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Als am frühen Donnerstagmorgen erneut ein schwerer Gewitterregen in Köln niedergeht, hat die Feuerwehr bereits 900 unwetterbedingte Einsätze abgearbeitet. Nun gehen weitere 50 Notrufe ein, weil Keller vollgelaufen sind. Nach dem Starkregen am Mittwoch hat die Feuerwehr Sonderalarm ausgelöst und neben den Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr auch alle „dienstfreien Kräfte“ angefordert. Etwa 430 Retter sind letztlich im Einsatz.

Wassermassen haben Pumpsystem an seine Grenzen getrieben

In ihrer Not wenden sich viele Überflutungs-Opfer nicht nur an die Feuerwehr, sondern auch an die Stadtentwässerungsbetriebe. „Unser Netz und alle Pumpwerke haben einwandfrei funktioniert“, sagt Becker. Bei derartigen Wassermassen gelange das System schlicht an seine Grenzen. „Noch größeren Stauraum in den Kanälen zu schaffen, ist wirtschaftlich nicht machbar“, betont er. In Köln sorgt ein 2400 Kilometer langes Kanalnetz für den Wasserabfluss.

Einige Menschen versuchen dem Starkregen am Mittwoch mit Kreativität zu begegnen. Im Internet kursiert das Video eines Mannes, der auf einem Surfbrett durch Bickendorf paddelt, anderswo schwimmen Mutige durch Unterführungen. „Dabei besteht Lebensgefahr“, warnt eine Steb-Sprecherin. Durch hochgedrückte Kanaldeckel könne eine ungeahnte Sogwirkung entstehen, selbst Personen könnten hiervon angesaugt werden.

Manche Schäden werden erst im Laufe des Donnerstags entdeckt. In der Rheinischen Musikschule in Sülz steht das Wasser etwa einen Meter hoch im Keller. Hier ist laut Stadt der größte Schaden entstanden. Da viele Schulen in den Ferien geschlossen sind, sollen diese nun einzeln überprüft werden.

Zu viele Notrufe

Während des Unwetters gingen phasenweise gleich mehrere hundert Notrufe gleichzeitig auf der Feuerwehrleitstelle ein und konnten nicht alle sofort entgegen genommen werden. „Im Normalfall beträgt die Wartezeit nur wenige Sekunden“, sagt Feuerwehrsprecher Christian Heinisch. Nur bei einer hohen Belastung wie am Mittwoch könne sie schon mal länger sein. Der Anrufer sollte unbedingt am Telefon bleiben und nicht auflegen, sonst würde er in der Warteschleife wieder hinten landen. Die Feuerwehr betont: „Jeder Anruf wird bearbeitet.“

Wann zahlt die Versicherung?

Viele Hausratversicherungen decken lediglich Schäden ab, die durch Leitungswasser entstehen, wie etwa bei Rohrbrüchen. Meist ist nach Angaben von Versicherungsexperten eine Zusatzklausel erforderlich.

Eine sogenannte Elementarzusatzversicherung deckt Schäden ab, die durch Starkregen, Überschwemmungen, Erdbeben, Erdrutsche und -senkungen, Lawinen, Schneedruck und Vulkanausbrüche entstehen. Gegen diese Schadensfälle kann man sich nur im Paket versichern, einzelne Punkte – wie etwa Starkregen – lassen sich in der Regel nicht herausgreifen. Je nach Versicherung und Versicherungssumme kostet eine solche Zusatzversicherung zwischen 20 und 120 Euro. Auch bei Gebäudeversicherungen sei dies nötig.

Werden Autos in Tiefgaragen weggeschwemmt und beschädigt, ist dies ein Fall für die Kfz-Versicherung. In solchen Fällen reicht bereits eine Teilkaskoversicherung.

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