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Wilhelmsplatz in KölnSo soll sich der Nippeser Wochenmarkt verändern

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Wochenmarkt in Nippes Überblick

Der Nippeser Wochenmarkt ist eine Institution im Stadtteil und einer der beliebtesten Wochenmärkte Kölns.

Köln-Nippes – Mustafa Özcan ist geschockt. Der Marktsprecher des Wochenmarktes auf dem Wilhelmplatz in Nippes ist Tuchhändler und erfährt erst durch die Rundschau von einem Antrag der CDU-Fraktion am 28. April in der Bezirksvertretung (BV) Nippes, die Verwaltung möge bei der "nächsten Platzvergabe für den Nippeser Wochenmarkt" auf dem Wilhelmplatz die Textilhändler leer ausgehen lassen. Die Standflächen sollen vielmehr so vergeben werden, "dass ein Abschnitt des Marktes für die Vermarktung von ,Streetfood' reserviert" werde. Bei der Vergabe sollen zudem Anbieter "ökologisch produzierter Lebensmittel bevorzugt werden".

"Die Kunden brauchen uns", ist sich Özcan aber sicher. Der 53-Jährige arbeitet seit fast 40 Jahren auf dem Markt am Wilhelmplatz - Kölns einzigem Markt, der von montags bis samstags seine Stände aufschlägt. Stylianos Almpanakis (48), ebenfalls Textilhändler, betreibt seinen Stand am Fuß des so genannten "Taj Mahal" seit 25 Jahren. Als er den CDU-Antrag durchliest schüttelt er nur mit dem Kopf und pfeift seinen Kollegen Kaya Witt (53) herbei: "Hier, lies dir das mal durch", sagt Almpanakis zu seinem Kollegen. "Da bleibe ich total gelassen", sagt Witt, "ich bin seit 39 Jahren hier auf dem Platz. Mich kriegt hier keiner weg."

Markthändler: Platz wäre für alle

Gegen Food-Trucks, die der Nippeser CDU-Fraktionsvorsitzende Christoph Schmitz in der BV als "höherwertige rollende Imbissbuden" beschrieb, haben die Markthändler nichts. "Platz ist genug hier. Von mir aus sollen die kommen", sagt Almpanakis. "Aber, wenn man einen Schickimicki-Markt machen will, dann geht man besser nach Sülz", sagt er. Eine Kundin von Almpanakis, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, schätzt dessen Bekleidungsangebot: "Hier kann man manchmal für kleines Geld Markenklamotten kaufen", sagt die 51-Jährige. Wieso man ihr das streitig machen wolle, verstehe sie nicht. Almpanakis ist auch überzeugt, dass es in Nippes nicht das Publikum für einen hochpreisigen Markt gebe.

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Antrag ist bereits einstimmig angenommen

Das sieht die CDU anders - und mit ihr auch alle anderen Bezirksvertreter, denn der Antrag wurde einstimmig angenommen. "Der Stadtteil Nippes verfügt, nicht zuletzt aufgrund der neu hinzugekommenen Quartiere, über eine junge dynamische und zahlungskräftige Bevölkerung", heißt es in dem Antrag. Die würde, heißt es dort weiter, "auf hochwertige Ernährung auch unterwegs überdurchschnittlichen Wert legen". Des weiteren habe sich "das Lebensgefühl weiter Teile der Nippeser Bevölkerung" verändert. Im textilen Bereich spiegele das Angebot des Marktes "nicht mehr die Bedürfnisse eines modernen Wochenmarktes wieder".

Nina Brinker, die jeden Samstag ihren Wocheneinkauf auf dem Markt erledigt, will nicht, dass sich der Markt ändert. "Auch, wenn ich das Angebot der Textilhändler nicht nutze, schätze ich den Markt doch so, wie er ist. Ich will hier gar keinen hippen Markt haben, wo dann plötzlich das Kilo Bananen fünf Euro kostet." Die 39-jährige Lehrerin, die in direkter Nachbarschaft zum Wilhelmplatz lebt, bezweifelt zudem, dass Food-Truck-Betreiber den Wochenmarkt attraktiv finden würden. "Wenn die BV das will, dann soll sie halt sonntags mal ein Streetfood-Spektakel veranstalten." Ihre gute Freundin Lena, die jeden Samstag aus dem Agnesviertel auf den Wilhelmplatz kommt, sieht das genauso: "Der Markt hat seinen Charme, so wie er ist", sagt die 41-jährige Dolmetscherin, die sich auch Sorgen um die Existenz der Händler macht. "Ich finde, der Markt sollte hier über die Nachfrage selbst regeln, was angeboten wird und was nicht."

Infos zum Nippeser Wochenmarkt

Der Wochenmarkt auf dem Wilhelmplatz in Nippes findet immer montags bis samstags statt.

Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags jeweils zwischen 7 bis 13 Uhr. Der Aufbau beginnt bereits ab 6 Uhr, der Abbau geht regelmäßig bis 14 Uhr. Samstags sind die Zeiten 7 bis 14.30 Uhr, der Aufbau beginnt ebenfalls um 6 Uhr, der Abbau geht dann regelmäßig bis 15.30 Uhr.

Zum Markt gelangt man mit den Stadtbahn-Linien 12 und 15 sowie mit der Buslinie 147 bis zur Haltestelle "Florastraße".

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