Wohnblocks geplantKölner Kleingärtner kämpfen um ihre „Flora“

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Flora Kleingarten

Die Anlage des Kleingartenvereins Flora

Köln – Ersetzen Wohnblocks in vier Jahren den Salat und die Tulpen im Beet? Kleingärtner aus der Anlage „Flora“ in Nippes wollen am Samstag um 16 Uhr vor dem Rathaus dagegen demonstrieren. Am Donnerstag starteten sie eine Online-Petition. Sie wollen sich frühzeitig und zahlreich dagegen aussprechen, dass die Stadt auch nur erwägt, ihre Gärten für den Wohnungsbau zu berücksichtigen. Doch das ist bereits geschehen: Basierend auf dem städtebaulichen Masterplan des Architekten Albert Speer ist im Baudezernat auch in Schrebergärten nach Baureserven gesucht worden. Für 76 Flächen in der Stadt sind laut Verwaltung „Steckbriefe für Wohnbau“ erstellt worden. Der Stadtrat habe sich schließlich „grundsätzlich positiv“ zum Masterplan geäußert, heißt es.

Zweite Fläche in Deutz steht auf der Liste

„Es geht derzeit nur um Potenzialflächen. Das Planverfahren kommt ja erst“, sagte Inge Schürmann, Sprecherin der Stadt. Obwohl die Recherche nach Wohnraum grundsätzlich alle Kleingärten einbezog, seien nur das städtische Grundstück des Vereins „Flora“ und eine der Bahn gehörende Fläche an der Gummersbacher Straße in Deutz aufgenommen worden. Den Kleingärtnern in Nippes geht das schon zu weit. Sie holten sich Verstärkung vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz: Dr. Martin Turk erklärte etwa 30 Kleingärtnern in Nippes gestern, wie der Denkmalschutz für den Grüngürtel seit 1980 auch den „Alhambra“ genannten Park, die 1922 angelegten Kleingärten, sowie die noch erhaltene Volksparkwiese schützt.

„Bei wachsendender Bevölkerung kann es sich die Stadt zudem nicht leisten, auf Frischluftschneisen zu verzichten“, sagte Turck und führte auch die „Charta Grün“ an, mit der sich der Stadtrat 2013 zum Grünsystem bekannte. Die Anlage in Nippes dient laut Barbara Burg, Sprecherin der Bürgerinitiative „Grüne Lunge Köln“, die sich gerade gründet, als Puffer zwischen Wohnbebauung und Sportanlagen. Drei Imker hielten hier 70 Bienenstöcke. Die Anlage dürfe auch nicht teilweise bebaut werden. Burg erinnerte an die „Baggerwehr“ gegen Wohnbebauung in den 70er Jahren. Die Flora-Vorsitzende Gudrun Christ (68) kann sich nicht vorstellen, ohne die 322 Gärten zu sein. Horst Hessland eben so wenig. Der 82-Jährige baut seit 1966 sein Gemüse in der Flora an.

Pächter der städtischen Flächen ist der Kreisverband Kölner Gartenfreunde, der 115 Vereine vertritt. Geschäftsführer Michael Franssen, hat sich bei Baudezernent Franz-Josef Höing erkundigt, denn auch er will Flagge zeigen – aber auch warten, was die Politik entscheidet.

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