„Landschlachter“Mit 19 Jahren bereits Metzgermeister

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Seine Zukunft ist ihm nicht Wurst, auch wenn die Wurst seine Zukunft sein könnte: Martin Schmitz ist mit 19 Jahren bereits Metzgermeister. Und dass Vater Josef Schmitz (l.) als Inhaber der Landschlachterei Schmitz in Kirchheim mächtig stolz auf seinen Sohn ist, kann man ihm ansehen.

Seine Zukunft ist ihm nicht Wurst, auch wenn die Wurst seine Zukunft sein könnte: Martin Schmitz ist mit 19 Jahren bereits Metzgermeister. Und dass Vater Josef Schmitz (l.) als Inhaber der Landschlachterei Schmitz in Kirchheim mächtig stolz auf seinen Sohn ist, kann man ihm ansehen.

Kirchheim – .Von ihm könnte sich so mancher eine Scheibe abschneiden: Martin Schmitz ist einer der jüngsten Fleischermeister Deutschlands. Der 19-jährige Spross des Kirchheimer Metzgermeisters Josef Schmitz hat in Frankfurt am Main nach nur drei Monaten Meisterkurs die Prüfung bestanden und arbeitet jetzt im elterlichen Betrieb.

Und Martin Schmitz ist nicht nur ein Überflieger in Sachen Ausbildung, sondern auch ein Tüftler. „Mein Sohn versucht immer neue Rezepte und entwickelt neue Ideen, die er dann in seinem Zimmer aufbewahrt. Da darf niemand dran“, sagt Martins Mutter Ramona Schmitz. Sie ist ausgebildete Fleischereifachverkäuferin und war in ihrer Jugend für Landesausscheidungen qualifiziert: „Aber dann kam das Kind.“

„Das Kind“ ist mittlerweile knapp 1,95 Zentimeter groß. Der junge Meister entwickelt zurzeit ein Rezept für phosphatfreie Wurst. Dies sei besonders für Dialyse-Patienten interessant. Metzger aber müssen der Brühwurst Phosphat zufügen, damit sich die Inhaltsstoffe verbinden können. Jungmeister Schmitz setzt statt der künstlichen Zugabe auf eine rasche Verarbeitung, denn in frisch geschlachtetem Fleisch ist noch das natürliche Adenosintriphosphat vorhanden, das sich jedoch schnell abbaut. „Dann muss das Fleisch aber zwei Stunden nach dem Schlachten bereits zu Wurst verarbeitet sein“, berichtet Martin Schmitz, der spielend die Bad Münstereifeler Realschule absolviert hat und die Mittlere Reife mit einer „Eins“ vor dem Komma erlangte. Danach beschloss er, im elterlichen Metzgereibetrieb mitzuarbeiten. Die Landschlachterei in Kirchheim ist ein alteingesessenes Familienunternehmen, das 1946 von Martins Urgroßvater Heinrich Schneider ins Leben gerufen wurde.

Vater Schmitz ist mächtig stolz auf seinen Sohn, der ihn mit dem frühen Meisterbrief überholt hat. Der Senior hat es zwar auch sehr früh zu Meister

ehren gebracht, aber zwei Lebensjahre später als sein Filius. Zusammen mit Ehefrau Ramona hatte er sich mit einem Wandergewerbe selbstständig gemacht, denn am Ort gab es noch eine zweite Metzgerei. Heute führen Ramona und Josef Schmitz den Familienbetrieb und betreiben Verkaufsstände in Euskirchen (Galleria), Brühl, Ehrenfeld, Lechenich und Nippes. Zwischen acht und zehn Mitarbeiter hat die Landschlachterei Josef Schmitz. Und Sohn Martin arbeitet seit seiner Jugend mit. Auch Martins Bruder Michael, der gerade sein Abitur macht, sowie die 14-jährige Schwester Ronja helfen, wenn Not am Mann ist.

Mit dem Schlachten von Tieren hat Martin Schmitz keine Probleme: „Wenn ein Tier fachgerecht getötet wird, ist das für mich in Ordnung. Wichtig ist, dass es so gut wie möglich verwertet wird“, so der 19-Jährige.

In der Landschlachterei werden wöchentlich ein oder zwei Bullen und ein Dutzend Schweine geschlachtet, zerlegt und verwurstet, denn der Familienbetrieb hat die EU-Zulassung für eine eigene Schlachtung. „Wir beziehen unsere Tiere von wenigen ausgesuchten landwirtschaftlichen Betrieben aus der Region, vor allem vom Hegerhof aus Kalenborn und einem Betrieb aus Schweinheim. Da wissen wir, wie die Tiere aufgezogen werden und dass die Qualität stimmt“, so Josef Schmitz.

Sein Sohn hat seinen Meisterkurs nicht, wie hierzulande üblich, bei der Handwerkskammer Aachen absolviert. Das wäre nur in Abendkursen möglich gewesen und hätte viel länger gedauert. Stattdessen sei er seit April täglich mit dem Auto nach Frankfurt zur Y.A.-Heyne-Schule gefahren. 

In drei Monaten hat er dort seinen Meisterkurs absolviert und erhielt vom hessischen Staatsministers für Europaangelegenheiten, Michael Boddenberg, seinen Meisterbrief.

Die formelle Meisterschaftsfeier ist für den 12. Januar 2013 in der Frankfurter Paulskirche vorgesehen. Dann werden die Meisterbriefe vermutlich von Bundeskanzlerin Angela Merkel feierlich übergeben.

Und dann? „Zunächst werde ich im Betrieb der Eltern mitarbeiten. Da ist genug zu tun“, sagt Schmitz jun. und lacht, denn die Landschlachterei Schmitz aus Kirchheim betreibt auch einen Partyservice. Da treten sie als „die Landbullen“ auf und servieren Buffets für bis zu 200 Gäste.

www.landschlachterei-schmitz.de

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