650.000 Euro ErlösFamilienvater betrieb Cannabis-Plantage – nun wurde er verurteilt

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Bonn/Schönau – Im letzten Wort vor der Urteilsverkündung hatte es der Angeklagte erneut gesagt: „Ich bin erleichtert, dass diese Zeit endlich vorbei ist.“

Als surreal hatte der 56-jährige Handwerksmeister aus Würselen die Phase seines Lebens bezeichnet, in der er fünf Jahre lang in einer Lagerhalle, die er sich in Schönau gekauft hatte, Cannabis im großen Stil angebaut hat.

Ein Holländer hatte den Angeklagten 2012 gefragt, ob er in seiner Immobilie nicht eine lukrative Plantage betreiben wolle. Obwohl der Sohn einer katholischen Eifeler Familie das Angebot zunächst „absurd“ fand, sei er schließlich „dem Reiz des schnell verdienten Geldes erlegen“. Zu dieser Zeit war der Vater von drei Söhnen nach einer Scheidung und Arbeitslosigkeit in großer finanzieller Not.

Der Polizei geholfen

Das Bonner Landgericht hat den „Cannabisbauern“ jetzt zu viereinhalb Jahren Haft wegen gewerbsmäßigen Drogenhandels im großen Stil verurteilt. Mindestens 260 Kilo Marihuana hatte der Angeklagte in den fünf Jahren geerntet. Der Verkaufserlös betrug nach Angaben des Gerichts 650.000 Euro.

Allerdings hatte der bekennende Hobby-Astronom sich den Gewinn mit dem Holländer geteilt, der das nötige Fachwissen und die Kontakte hatte. Der gleichaltrige „Will“, wie er sich nannte, brachte dem Angeklagten die kleinen Rauschgiftpflanzen und holte sich die Ernte wieder ab, um sie zu vermarkten.

Hoch angerechnet hat die Kammer dem Angeklagten, dass er über „seinen Schatten gesprungen ist“ und geholfen habe, den bislang unbekannten Mittäter zu identifizieren. Dafür war der 56-Jährige während des laufenden Verfahrens mit Polizeibeamten die Strecken in Holland abgefahren, an die er sich noch von seinem einmaligen Besuch beim Komplizen erinnerte. Schließlich erkannte er das „Haus von Wil“ wieder. So konnte der Holländer schließlich identifiziert werden.

Die Folgen seines Ausflugs in das Drogengeschäft sind für den Familienvater immens: Er sitzt nun auf 325.000 Euro Schulden. Denn das Geld, das er „verdient“ hatte, hat der Staat eingezogen. Das 700 Quadratmeter große Stück Land in Schönau, auf dem die Lagerhalle stand, wurde als „Tatgrundstück“ mit den Tatwerkzeugen beschlagnahmt.

Auch das neue Grundstück, auf dem der Handwerker angefangen hatte, für seine Kinder ein Haus zu bauen, wird in der Insolvenzmasse verschwinden. Allerdings haben die Richter den Angeklagten nach sechs Monaten in Untersuchungshaft von der Haft verschont.

Die Richter waren sicher, dass „die Zeit als Rauschgiftzüchter“ ein für alle mal vorbei ist. Damit kann der 56-Jährige die Haft im offenen Vollzug ableisten und – das war dem Familienmenschen am wichtigsten – seine Kinder jederzeit sehen.

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