Einbrüche in HouverathJunggesellen halten Wache auf den Straßen

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In der dunklen Jahreszeit sind die Einbrecher im Kreis Euskirchen wieder verstärkt unterwegs. Die Junggesellen in Houverath wollen dabei nicht länger tatenlos zusehen.

In der dunklen Jahreszeit sind die Einbrecher im Kreis Euskirchen wieder verstärkt unterwegs. Die Junggesellen in Houverath wollen dabei nicht länger tatenlos zusehen.

Bad Münstereifel – Jan Dederichs stellt klar: „Wir wollen keine Sheriffs sein.“ Doch der Houverather und einige weitere junge Männer aus dem Ort wollen auch nicht tatenlos zusehen, wie umherreisende Einbrecher verstärkt im Bad Münstereifeler Höhengebiet zuschlagen.

Denn die Gefahr bestehe ganz eindeutig, stellt Dederichs fest: „Wir hatten in den vergangenen Wochen eine Reihe von Einbrüchen in Houverath, Limbach und Wald.“

Junggesellen halten Ausschau nach Fremden

Darum treffen sich derzeit jeden Abend fünf oder sechs junge Männer aus dem Junggesellenverein, um in den Straßen des Ortes nach eventuellen Auffälligkeiten Ausschau zu halten: etwa unbekannte Autos mit fremden Kennzeichen oder Personen, die im Ort nicht bekannt sind und sich auffällig unauffällig verhalten.

Wie etwa jener junge Mann, von dem Max Kickartz berichtet: „Das war am vergangenen Mittwoch. Ich stand mit einem Freund auf der Straße. Da fiel uns ein fremder Mann auf, der dunkel gekleidet war. Er muss durch einige Gärten gegangen sein, weil er sonst nicht von einem Feldweg auf die Straße gekommen wäre, wo wir ihn später antrafen.“ Ob er das Umfeld nach möglichen Tatorten abgesucht hat? Oder schon mal geschaut hat, wie man gefahrlos und unbeobachtet in ein Haus gelangt?

„Irgendwie war das alles schon auffällig“, erzählt der 21-jährige Kickartz. Vor allem als der Verdächtige sich später in der Dorfmitte mit vier weiteren Männern getroffen habe. Kickartz und sein Kumpel riefen per Handy weitere junge Männer aus dem Ort zusammen, die dann später versuchten, die Unbekannten zu befragen.

Unbekannte verstricken sich in Widersprüchen

Drei von ihnen seien in einem Wagen davon gebraust, die beiden anderen verwickelten die Houverather laut Kickartz in ein Gespräch. In dieser Zeit habe man die Polizei gerufen. „Einer der beiden sagte, sie suchten eine Tankstelle, in der man mit Karte bezahlen kann. Der andere hingegen erklärte, dass sie den Wagen, in dem die anderen drei Männer fortgefahren waren, repariert hätten.“

Diese Widersprüche hätten er und seine Mitstreiter als „doch sehr komisch“ empfunden, erinnert sich Kickartz. Nach etwa 40 Minuten seien dann die Polizisten eingetroffen, die die Fremden befragt und in deren Wagen nachgeschaut hätten – und die Männer dann wieder ziehen ließen. „Sie hatten weder Beute noch Einbruchswerkzeug dabei, nur ein paar Schrauben. Deswegen kann man ja keinen festnehmen“, so Kickartz. Seit diesem Vorfall halten die Houverather Junggesellen verstärkt die Augen offen.

Dass die Polizei vier Einbrüche in den vergangenen zwei Monaten in Houverath, Limbach und Wald vermeldet, während Kickartz von mindestens zehn Taten ausgeht, sieht Polizeipressesprecher Lothar Willems nicht als gravierenden Widerspruch an. „Wir unterscheiden zwischen Einbrüchen und einfachen Diebstählen, etwa wenn etwas aus dem Garten gestohlen wird“, so der Polizist.

Selbst zum Opfer geworden

In den Dörfern, so Jan Dederichs, seien die Bürger jedenfalls besorgt. Der 20-Jährige weiß, wovon er spricht. „In unser Haus ist auch schon eingebrochen worden“, berichtet er: „Meine Eltern waren nur eine kurze Zeit außer Haus. Als ich es gegen 20.30 Uhr betrat, sah ich die Bescherung.“ Schmuck und Bargeld hätten die Täter mitgenommen. Um weitere Einbrüche zu verhindern, ist Dederichs abends dabei, wenn sich die Junggesellen treffen. „Wir wollen versuchen, auffällige Personen zu erkennen und sie so beobachten, dass wir sie später beschreiben können“, sagt Dederichs. Ein Vorgehen, das Polizeisprecher Willems durchaus begrüßt: „Das passt zu unserer Aktion »Wachsamer Nachbar«.“ Wenn Zeugen Autokennzeichen oder gar Fotos von Verdächtigen vorlegen könnten, sei das schon hilfreich.

Doch Willems warnt auch: „Die jungen Männer sollen sich auf keinen Fall in Gefahr bringen, indem sie versuchen, die mutmaßlichen Täter zu überwinden. Sie sollen uns anrufen. Wir kommen dann.“

Mehr haben die Junggesellen auch gar nicht vor, wie Max Kickartz im Gespräch mit dieser Zeitung versichert: „Vielleicht spricht es sich ja in Einbrecherkreisen herum, dass bei uns aufgepasst wird. Und vielleicht haben wir sogar schon eine Tat verhindert, ohne es zu wissen.“

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