Formel-1-WeltmeisterBad Münstereifeler ist Medienberater von Nico Rosberg

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Georg Nolte mit dem Ehepaar Rosberg

Georg Nolte mit dem Ehepaar Rosberg

Bad Münstereifel – Der Anruf kam unerwartet. Georg Nolte vergnügte sich auf der Kartbahn am Nürburgring. „Hallo, Keke Rosberg hier.“ Ungefähr so habe sich der ehemalige Formel-1-Weltmeister gemeldet. Ob er sich vorstellen könne, Medienberater seines Sohnes Nico zu werden, wollte Rosberg wissen. Nolte konnte.

Sechs Jahre ist das her. Seitdem ist Nolte Berater von Nico Rosberg. Im Laufe der Jahre wurde er sein Vertrauter und Freund. Lediglich Physiotherapeut Daniel Schlösser aus Pulheim war noch so nah am aktuellen Weltmeister wie Nolte. 200 Reisetage im Jahr waren die drei gemeinsam unterwegs. Siege und Niederlagen, oft im kurzen Wechsel – das schweißt zusammen. Nolte war immer dort, wo der Formel-1-Zirkus Station machte: etwa in Montreal, Spa, Mexiko, Singapur und in Hockenheim. Nicht schlecht für einen Jungen aus dem beschaulichen Bad Münstereifel.

Er stand wenige Meter entfernt, als sein Schützling im November vorigen Jahres in Abu Dhabi als Weltmeister die schwarz-weiße Zielflagge passierte. Ein Moment, der die Erinnerungen im Schnelldurchlauf durch den Kopf jagte. Etwa an 2014 in Abu Dhabi, als Rosbergs Wagen im letzten Rennen den Geist aufgab und die WM-Chance in die Hände seines Teamkollegen und Intimfeinds Lewis Hamilton glitt. 2015 folgte die nächste WM-Niederlage und Rosberg haftete allmählich das Image eines Weichlings an. „Es waren einige heftige Tiefschläge dabei “, erinnert sich der Bad Münstereifeler.

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Nolte beriet Rosberg auch immer dann, wenn es mal wieder auf einen gemeinen Spruch Hamiltons in Richtung Rosbergs zu reagieren (oder diesen zu ignorieren) galt. „Es war immer was los“, so Nolte: „Umso wichtiger ist es, dass es mit diesem Erfolg endete.“

Urlaub nach Titelgewinn

Bad Münstereifel, kurz nach Weihnachten. Der Titelgewinn liegt gut vier Wochen zurück. Ehrungen, Pressekonferenzen und Sponsorentermine liegen hinter Nolte. In diesen Tagen schnappt selbst der rasende Formel 1-Zirkus mal Luft. Das gilt auch für Nolte. Heimatbesuch bei den Schwiegereltern in Eschweiler und bei seinem Vater, der Bad Münstereifeler Karnevalslegende Robert Nolte. Wir treffen uns im Café T. „Hier in der Küche habe ich damals gearbeitet“, erinnert sich der 41-Jährige. In Euskirchen verdiente er sich seine ersten journalistischen Sporen in den 90ern, nach dem Abi am St.-Angela-Gymnasium und der Bundeswehrzeit. Gleichzeitig studierte er an der Sporthochschule in Köln Sport und Kommunikation. Es folgten Praktikum und Volontariat bei der „Welt“ in Berlin und eine sechsjährige Sportreporterzeit bei der „Bild“ in Hamburg. Seine Themen: Boxen, Formel 1, Deutsche Tourenwagenmeisterschaft und Olympia. Noltes Handy-Kontaktliste füllte sich stetig mit prominenten Namen. Bekanntschaften, die ihn zum Boxstall „Universum“ mit den Klitschko-Brüdern führten. Kurz nachdem „Universum“ pleitegegangen war, kam der besagte Anruf: „Hallo, Keke Rosberg hier…“

„Im Lokaljournalismus habe ich Dinge gelernt, die ich heute noch brauche: auf die Menschen zugehen, mit ihnen ins Gespräch kommen“, erzählt Nolte. Das helfe ihm, wenn er Termine für Rosberg mache, die Sozialen Netzwerke bediene und die vielen Anfragen sortiere: „Es fällt mir immer noch schwer, Bitten abzulehnen“, gesteht er. Doch die Zeit eines Rennstars sei begrenzt, vor allem, wenn er das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren wolle. Vermarktung ohne Erfolg, das klappt in der Regel nicht. „Und die Formel 1 ist ein Vermarktungssport“, sagt Nolte.

Da komme es auf die Reichweite an. Sponsoren und Rosbergs Rennstall Mercedes sind hochgradig daran interessiert, dass ihr Fahrer von möglichst vielen Menschen gesehen und gehört wird. „Ein Live-Interview für einen Sender, in dessen Verbreitungsgebiet die Menschen wegen der Zeitumstellung ohnehin gerade schlafen, ergibt wenig Sinn“, erklärt Nolte. Eine Regel sei in Zeiten teurer Übertragungsrechte aber unumstößlich: „Das letzte Interview vor dem Rennen bekommt immer Kai Ebel.“

Große Reichweiten in sozialen Netzwerken

Und während Rosberg mit dem RTL-Reporter sprach, postete Nolte bereits auf Facebook, Twitter und Instagram das Neueste rund um den Star. Alleine auf Facebook erreicht Rosberg mehr als 2,5 Millionen Abonnenten, die die Mitteilungen, Grüße und Videos rund um die Welt weiterverbreiten. Zahlen, die die Sponsoren Purzelbäume schlagen lassen – ob es nun das Video vom Treffen Rosbergs mit Monegassen-Fürst Albert oder der gepostete Weihnachtsgruß der Familie Rosberg kurz nach dem erklärten Karriereende ist.

Zwei Tage nach dem letzten Rennen und drei Tage vor der Öffentlichkeit habe ihm Rosberg seinem Entschluss mitgeteilt, erzählt Nolte im Café T. Wie hat er reagiert? „Beruflich. Wenn Nico ernst macht, habe ich gedacht, kommt ’ne Menge Arbeit auf uns zu.“ Kritische Zeitgenossen, die nicht verstehen können, dass einer so viel Geld liegen lasse, seien aber klar in der Minderheit gewesen. Vor allem bei Frauen sei der Schritt zugunsten der Familie gut angekommen – aus Marketing-Gesichtspunkten ein Fest. „Zumal es authentisch ist. Nico ist wirklich ein Familienmensch“, sagt Georg Nolte: „Abtreten auf dem Höhepunkt, das schafft nicht jeder. Ich freue mich für ihn, dass er die für ihn richtige Entscheidung getroffen hat.“

Doch war es auch für Nolte die richtige Entscheidung? „Ja, aus denselben Gründen wie bei Nico. Die Familie kam schon sehr kurz in den sechs Jahren“, gesteht der Bad Münstereifeler, der mit Frau und zwei Kindern (zwei und sechs Jahre alt) in Hamburg lebt.

Zunächst werde ihn Rosberg aber weiterhin auf Trab halten: Für den amtierenden Weltmeister wird es so schnell nicht ruhiger werden: Interviews, Manager-Seminare zum Thema Konzentration auf den Moment und Fernsehauftritte wie kürzlich bei Stern TV in Köln stehen an. „Davor hat Nico übrigens unsere ganze Familie in ein Kölner Brauhaus eingeladen“, erinnert sich Nolte mit Freude. Schließlich wolle Rosberg ja dem Rennsport verbunden bleiben, was Nolte, der sich in der Hansestadt ein weiteres Standbein aufgebaut hat (siehe „Rosberg, Poldi und die Pokale“), beschäftigen dürfte. Und wenn’s dann doch mal ruhiger werden sollte? Man werde sehen, sagt Nolte.

Wer weiß, vielleicht erreicht ihn irgendwann mal wieder so ein Anruf wie damals am Nürburgring…

Rosberg, Poldi und die Pokale

Es musste alles ganz schnell gehen. Poldi musste zurück nach Istanbul. Doch ein Treffen des Formel 1-Weltmeisters mit dem Fußball-Weltmeister – das wäre es doch, dachte sich Georg Nolte . Rasend schnell wurde eine kleine Pressekonferenz am Köln-Bonner Flughafen improvisiert.

Aber Lukas Podolski ohne Pokal? Das ging gar nicht. Nolte griff zum Smartphone. „Lukas hatte Zeit und Lust. Und der Chef des DFB-Museums in Dortmund hat dann eine Kopie des WM-Pokals nach Köln gebracht“, erzählt er. Das Foto der beiden Weltmeister zierte am nächsten Tag zahlreiche Zeitungen im Lande.

Kontakte sind halt das Handwerkszeug für PR-Berater wie Georg Nolte. In Hamburg hat der Bad Münstereifeler die PR-Agentur „Ruhmservice“ mit inzwischen drei Mitarbeitern gegründet, die junge Sportler betreut und Projekte für die Lukas-Podolski-Stiftung initiiert.

„Man will ja was in der Hinterhand haben, wenn Nico mich mal nicht mehr braucht“, sagt der 41-jährige Bad Münstereifeler mit einem Lächeln.

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