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Lesekultur Bad MünstereifelPlötzlich gab der Besucher ein Konzert

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Ob Literatur, Musik oder Gesang, den Teilnehmern der fünften „Kultur spontan“ Aktion in Bad Münstereifel waren keine Grenzen gesetzt.

Ob Literatur, Musik oder Gesang, den Teilnehmern der fünften „Kultur spontan“ Aktion in Bad Münstereifel waren keine Grenzen gesetzt.

Bad Münstereifel – Wenn der Mensch nicht zur Kultur kommt, dann muss halt die Kultur zum Menschen kommen. Dies dachte sich wohl Waltraut Stening-Belz von der Projektgruppe Lesekultur der Bürgerstiftung Bad Münstereifel, als sie vor drei Jahren die Aktion „Kultur spontan“ ins Leben rief. „Auf geschlossenen Veranstaltungen sieht man oft dieselben Gesichter. Hier auf der Straße erreicht man jedoch alle Menschen. Auch die, die sonst nie zu einem Konzert oder einer Lesung gehen würden.“

Anfangs wunderten sich Anwohner und Gäste noch über das rote Ledersofa inmitten der Bad Münstereifeler Innenstadt. Mittlerweile hat sich jedoch herumgesprochen, dass sich ein kurzer Stopp vor diesem Sitzmöbel durchaus auszahlen kann. Ob mit Anmeldung oder völlig spontan war es allen Besuchern möglich, mit einem eigenen kleinen Gedicht- oder Liederbeitrag aufzutreten. Am Sonntag versammelten sich nun bereits zum vierten Mal Poeten und Liedermacher auf der Werther Straße und zogen die Aufmerksamkeit vieler Zuschauer auf sich – zum Beispiel Jana Esser.

Während sich zahlreiche Menschen nur ungern an eine Aufsatzarbeit in der Schulzeit zurückerinnern, hat sie diese Stunden schon in der Grundschule sehr genossen.

Direkte Reaktionen

Die heute 18-Jährige gibt in selbstverfassten Texten wieder, was sie bewegt und gab den Besuchern von „Kultur spontan“ am Sonntag bereits zum dritten Mal einen Einblick in ihre Gedankenwelt.

„Bei einer Lesung sind die Menschen meist gezwungen, sitzen zu bleiben. Hier jedoch kann jeder weitergehen, wenn ihm nicht gefällt, was er hört“, sagte Esser. Die Resonanz sei daher viel direkter und das habe sie schon bei ihrem ersten Vortrag vor zwei Jahren sehr genossen.

Doch das Projekt rückt nicht nur bühnenerprobte Menschen in den Mittelpunkt, es bietet auch jenen eine Plattform, die mit Auftritten vor einem großen Publikum keine oder nur wenig Erfahrung mitbringen. Eigentlich wollte Sandra Schumacher aus Kall ihrem Besucher nur die Schönheit der Bad Münstereifeler Altstadt vor Augen führen, doch plötzlich fanden sich beide in einer Traube aus Zuschauern wieder, die gebannt ihrer Musik lauschten. „Ich hatte zwar schon von dieser Aktion gehört, jedoch dachte ich nicht daran, einmal selbst hier zu stehen“, erklärte die Kallerin. Sogar die Gitarre, die ihr Besucher Nils Neuhaus für seinen Auftritt benötigte und naturgemäß nicht für den Stadtbummel im Gebäck hatte, konnte die Veranstalterin Waltraut Stening-Belz zur Verfügung stellen. „Dann hatte ich doch keine Ausrede mehr, mich zu drücken“, scherzte der Mainzer. „Trotz aller Nervosität hat sich diese Erfahrung wirklich gelohnt.“ Die Zuschauer in der Werther Straße schienen das genauso zu sehen.

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