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Radioteleskop in Bad Münstereifel„Der Anblick ist jedes Mal spektakulär“

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Es wiegt 3200 Tonnen und ein Anstrich würde 15 Jahre dauern: Die Faszination der Bürger in Sachen Radioteleskop Effelsberg ist ungebrochen.

Es wiegt 3200 Tonnen und ein Anstrich würde 15 Jahre dauern: Die Faszination der Bürger in Sachen Radioteleskop Effelsberg ist ungebrochen.

Bad Münstereifel-Effelsberg – Nein, zum alten Eisen gehört das 3.200 Tonnen schwere Bauwerk, dessen Grundgerüst aus einer zwölfteiligen Stahlkonstruktion besteht und in einem Tal bei Effelsberg steht, nun wahrlich nicht.

Den Titel „größtes freibewegliches Radioteleskop der Welt“ hat die am 1. August 1972 in Effelsberg in Betrieb genommene Variante zwar im Jahr 2000 an das Radioteleskop in Green Bank (West Virginia/USA) verloren, das einen Durchmesser von 102 Metern hat. Doch von der Faszination des weißen Kolosses ist nichts verloren gegangen.

„Der Anblick ist jedes Mal spektakulär“

„Ich sehe es nicht zum ersten Mal. Der Anblick ist jedes Mal spektakulär“, sagte Hermann Gerlitz. Der Bonner gehörte zu den etwa 3000 Besuchern, die am Tag der offenen Tür den Weg nach Effelsberg fanden.

30 mögliche Standorte hatte sich das Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) Ende der 1960er Jahre ausgeguckt, um das größte freibewegliche Radioteleskop der Welt zu bauen. Letztlich entschied man sich für das Tal am Rand von Effelsberg im Eifelwald. Begründet wurde die Entscheidung unter anderem damit, dass das Bauwerk dort bestens vor störender Strahlung geschützt sei und zudem die Beschaffenheit des Bodens ausreiche, um den Giganten zu tragen.

Von 1968 bis 1971 dauerten die Arbeiten an dem Prestigeobjekt, das mit einem Spiegeldurchmesser von 100 Metern alles bis zu diesem Zeitpunkt Dagewesene in den Schatten stellte. „Radioteleskope werden zur Beobachtung von astronomischen Objekten eingesetzt, die elektromagnetische Wellen im Spektralbereich der Radiowellen ausstrahlen. Seit den Anfängen um 1932 hat sich diese Art der Messung bedeutend entwickelt. Besonders beeindruckend ist, dass radioastronomische Beobachtungen nicht von kosmischen Staubwolken behindert werden und man dadurch tiefer ins All blicken kann“, erklärte MPIfR-Pressereferent Dr. Norbert Junkes. Das Teleskop in Effelsberg dient vor allem dem Bonner Max-Planck-Institut zur Beobachtung von Pulsaren, kalten Gas- und Staubwolken, Schwarzen Löchern und den Kernen ferner Galaxien.

LED-Schaltkreise zusammenbauen

„Wenn man nach Schwarzen Löchern sucht, warum ist das Teleskop dann weiß?“, fragte der 14-jährige Max Rang. „Das hat etwas mit der Wärme der Sonnenstrahlen zu tun. Die werden von weißer Farbe nicht so stark absorbiert. Bei extremer Sommerhitze kann sich der Stahl stark ausdehnen“, erklärte Peter Vogt, Leiter der Operateure. Operateure seien das Bindeglied zwischen Technikern und Wissenschaftlern und jeden Tag vor Ort, so Vogt: „Wenn man das Teleskop komplett streichen würde, brauchte man 15 Jahre.“ Das sind die Informationen, die die Besucher aufsaugten. Derweil wurden in der Werkstatt die jüngeren Gäste zu kleinen Wissenschaftlern. Unter der Leitung von Peter Lambertz löteten sie und bauten LED-Schaltkreise zusammen.

Unterdessen plauderten die echten Wissenschaftler aus dem Nähkästchen. „Es ist möglich, mehrere Radioteleskope zusammenzuschalten. Damit gelingen sehr scharfe Aufnahmen des Kosmos’“, erklärte Vogt. Einer der größten Erfolge gelang im Jahr 2008: Damals stellten Astronomen in Effelsberg einen neuen Weltrekord bei der Suche nach dem am weitesten entfernten Wasser im Universum auf. Fündig wurden sie in einer Distanz von 11,1 Milliarden Lichtjahren.

Ganz so weit war es vom Parkplatz zum Radioteleskop nicht. Dennoch war ein Shuttle-Service vom Sportplatz in Lethert installiert worden. Den nutzten viele Besucher. Genutzt wurden auch die angebotenen Führungen auf dem Radioteleskop. Die Gäste wurden in Zehner-Gruppen über das Gelände geführt. „So ein Blick hinter die Kulissen ist es wert, auch mal ein paar Minuten anzustehen“, sagte Besucherin Mira Schmitz.

Bestens vernetzt

Neben dem Teleskop befindet sich auf dem Gelände bei Effelsberg eine technische Einrichtung, die auf den ersten Blick an eine Solaranlage erinnert. Tatsächlich ist es ein weiteres Teleskop, nämlich die Messstation des internationalen Lofar-Projektes (Low Frequency Arrey). Hier werden Radiobeobachtungen bei niedrigen Frequenzen im Meter-Wellenlängenbereich gemacht.

Über eine schnelle Datenleitung steht es mit Teleskopanlagen in den Niederlanden, in Großbritannien, Frankreich und Schweden in Verbindung. Ebenfalls auf dem Gelände des Radioteleskops befinden sich der Steuerraum, Mess- Rechnerräume, Elektroniklabors, Werkstätten und eine Gästewohnung. Insgesamt sind etwa 40 Mitarbeiter vor Ort. (tom)

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