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BeschwerdenKundentoiletten sind Mangelware in Blankenheim

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René Jentges zeigt die Kundentoilette des Rewe-Marktes in Blankenheim. Dort herrscht immer großer Andrang, denn ein solcher Kundenservice ist selten.

René Jentges zeigt die Kundentoilette des Rewe-Marktes in Blankenheim. Dort herrscht immer großer Andrang, denn ein solcher Kundenservice ist selten.

Blankenheim – Wer einkaufen geht, muss zwischendurch auch mal ein stilles Örtchen aufsuchen. Deshalb bieten zum Beispiel viele Kaufhäuser in den Großstädten Kundentoiletten an. Wer hingegen auf dem Land seine Geschäfte erledigt, muss oft mit Druck auf der Blase durch die Gegend laufen.

Vor allem ältere Leute klagen über fehlende Toiletten. Manche Männer haben es mit der Prostata, es gibt Senioren beiderlei Geschlechts, die harntreibende Medikamente einnehmen müssen. „Ich muss manchmal jede halbe Stunde Wasser lassen“, beklagte sich jüngst ein Leser aus dem Blankenheimer Gemeindegebiet. Doch inklusive An- und Abfahrt reiche schon der Besuch eines einzigen Geschäfts, um ihn vor große Probleme zu stellen.

Nur zwei Toiletten im Gewerbegebiet

„Im ganzen Gewerbegebiet gibt es nur zwei Toiletten“, berichtete der 80-Jährige. Eine befinde sich in der Tankstelle und werde überwiegend von Fernfahrern benutzt. Ansonsten biete lediglich der Rewe-Markt den Service einer Kundentoilette. Und die sei anlässlich der neulich durchgeführten Markterweiterung auch noch verkleinert worden. Denn früher habe es zwei stille Örtchen gegeben: eines für Männlein und eines für Weiblein. Heute gebe es für beide Geschlechter nur noch eine Toilette, die auch als Behindertentoilette ausgezeichnet sei. „Wenn man Pech hat, muss man länger als eine Viertelstunde warten, bis man an der Reihe ist“, beschrieb der Mann seine Not.

Im Blankenheimer Rewe-Markt ist auch eine Bäckerei samt Café untergebracht. Es hat 42 Sitzplätze. Gaststätten in dieser Größenordnung weisen für gewöhnlich nach Geschlechtern getrennte Toiletten auf. Warum ist das im Rewe nicht der Fall?

Toilettenpflicht in anderen Bundesländern

„In anderen Bundesländern gibt es noch Regelungen über die Toilettenpflicht in Gastronomiebetrieben, die in Gaststättenverordnungen festgeschrieben sind“, lautete die Antwort der Kreisverwaltung auf eine Anfrage dieser Zeitung. In NRW hingegen sei diese Regelung im Jahr 2002 aufgehoben worden. Nun würden nur noch die Vorschriften der Versammlungsstättenverordnung gelten.

Die Rechtslage sehe folgendermaßen aus: Nur Gaststätten mit einem Versammlungsraum, der mehr als 200 Besucher fasse, müssten die gesetzliche Pflicht zur Bereitstellung getrennter Toiletten erfüllen. Bei kleineren Gaststättenbetrieben könne in Einzelfällen das örtliche Ordnungsamt die Auflage erteilen, Toiletten einzurichten. Für Supermärkte und Kaufhäuser hingegen gebe es überhaupt keine entsprechende Vorschrift.

Reger Betrieb bei Rewe

„Bei Rewe ist eine Kundentoilette Standard“, erklärte Alexander Bell, Betreiber des Blankenheimer Marktes. Ein solches Angebot sei mit einem großen Aufwand verbunden. „Wir bieten diesen Service trotzdem gerne an, da wir kundenfreundlich sind“, so Bell. Früher, als es noch getrennte Toiletten gab, seien sie oft stark verschmutzt oder sogar verstopft gewesen. Seit der Zusammenlegung der Toiletten habe sich die Situation allerdings gebessert. Er bestätigte, dass auf dem stillen Örtchen im Rewe reger Betrieb herrsche. Diese Toilette werde auch von Menschen benutzt, die kein Kunde des Rewe seien. Eine Gebühr erhebe man trotzdem nicht.

Da im florierenden Blankenheimer Gewerbegebiet offensichtlich ein Bedarf für Toiletten besteht, könnte ja die Gemeinde eine öffentliche Anlage installieren. Denn am historischen Ortskern gibt es ja bereits ein Toilettenhäuschen für Touristen. Ein ähnliches Angebot würde bestimmt auch den Kunden des Gewerbegebietes gefallen, von denen viele von außerhalb anreisen. Generell ist der Betrieb im Gewerbegebiet ja auch wesentlich größer, als im Ortskern.

Im Rathaus teilt man diese Meinung nicht. „Die Gemeinde steht nicht in der Pflicht“, so Bürgermeister Rolf Hartmann. Und weiter: „Es ist nicht Aufgabe des Staates, überall Toiletten aufzustellen.“

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