Der ganze Ort war auf den BeinenDahlem feierte sein 1150-jähriges Bestehen

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Da wurden Erinnerungen wach: Hilde Lambertz und Heinrich Hütter betrachteten die Fotoausstellung zur Dorfgeschichte.

Da wurden Erinnerungen wach: Hilde Lambertz und Heinrich Hütter betrachteten die Fotoausstellung zur Dorfgeschichte.

Dahlem – Ein ganzes Wochenende feierte Dahlem sein 1150-jähriges Bestehen. 1650 Einwohner hat der Ort heute – 200 kamen zwischen 1995 und 2015 neu dazu.

Zum Jubiläum war einiges los: Vor dem Vereinshaus zeigten junge und ältere Karateschüler, was sie im Training gelernt haben. Vor der Pfarrkirche St. Hieronymus zeigten einige der sieben Dahlemer Vollerwerbslandwirte, dass sie von 35 Cent für den Liter Rohmilch alleine ein Drittel für den täglichen Futterbedarf jeder Kuh im Stall investieren müssen. Wenige Meter weiter erklärte die DRK-Wasserwacht ihre Arbeit.

Ob „Kochen mit Flüchtlingen“, ein Büchermarkt der Grundschule – ganz Dahlem schien auf den Beinen zu sein. Das Jubiläum war ein Dorffest, wie man es sich kaum besser vorstellen kann.

Auch Kunst gehörte dazu. Also stellen 39 Hobbykünstler aus Dahlem im Pfarrheim ihre Werke aus – von der zehnjährigen Lioba Schmitz bis zur 85-jährigen Marlene Hansinck, die erst seit vier Jahren in Dahlem lebt. Ihr „Kölsch Hänneschen“ mit Bärbelchen in Spachteltechnik zog die Blicke auf sich.

Vom Café Harmonie musste die Bewirtung zum Fest im Vereinshaus kurzfristig krankheitsbedingt abgesagt werden – also sprang der Musikverein ein. „30 Kuchen wurden über Nacht von den Dahlemerinnen zugesagt und gebacken“, berichtete Ortsbürgermeisterin Marita Schramm erfreut über den Zusammenhalt im Ort.

Im Vereinshaus saß sie gerade mit Alfred Müller zusammen. Müller kennt die Geschichte des am 20. Januar 867 im „Liber aureus Prumiensis“ erstmals urkundlich erwähnten „Dalaheim“. Dokumentiert ist eine Tauschurkunde: Ein nicht näher bezeichneter Otbert gab „im Eifelgau“ einen kleinen Hof und in der dazu gehörenden Gemarkung eine Feldfläche von „100 Hufen“ (zwischen 3000 und 6000 Morgen) sowie einen Wald, „in dem 1000 Schweine gemästet wurden“ – so die Übersetzung ins Hochdeutsche. Eine Kopie des Dokuments ist zum Jubiläum im Vereinshaus ausgestellt. Den landwirtschaftlichen Anfängen ging gemäß steinzeitlicher Funde eine wesentlich ältere Besiedlung voraus. „Noch bis in die 1960er Jahre hatten viele in Dahlem bis zu vier Stück Vieh, Hühner, Schweine und bis zu 25 Morgen Land. Wer mehr hatte, war Bauer, der von der Landwirtschaft lebte“, so Müller. In der jüngeren Vergangenheit waren viele aus dem Dorf am Bahnhof Jünkerath und in der Gießerei (heute Ergocast) beschäftigt. Beide Arbeitgeber boten an die 600 Arbeitsplätze, so Müller.

Heinrich Hütter und Hilde Lambertz staunten derweil in der Pfarrkirche über die von Erwin „Sony“ Klimpel gesammelten und ausgestellten historischen Fotos: „Da stand Wasser in der gesamten Kölner Straße. Es gab noch den offenen Bachlauf, keine Kanalisation!“ Das Dahlemer Hochwasser, eine kleine Katastrophe im Ort, datiert wohl in einem Frühjahr in den 1950er oder 1960er Jahren, sagte Heinrich Hütter. Das Foto zeigt neben der fast kniehoch überspülten Straße längst Verschwundenes: die Tankstelle am heutigen Café Harmonie neben der Gaststätte Theissen. „Und gegenüber, das war die alte Dahlemer Volksschule und das Lebensmittelgeschäft Emmel“, so Hilde Lambertz.

Es gab viel Geschichte zum Jubiläum – dazu gehörte auch das Schöffenbuch für die Jahre 1561 bis 1795, ausgestellt in einer kleinen Vitrine in der Kirche. „Grundstückkäufe, alles was von den Schöffen behandelt wurde, ist verzeichnet“, freute sich Altbürgermeister Reinhold Müller: „Das ist auch transkribiert, das Original liegt sonst natürlich im Tresor.“

In die Gegenwart führten dann die bunten Stände und das Bühnenprogramm am Vereinsheim. Für eine Premiere hatten Felix Wawer und seine Kollegen vom Vorstand der Karnevalsgesellschaft Dahlem am KG-Stand gesorgt: Eine Bilderschau aus rund 50 Jahren jeckem Treiben im Ort. Frisch aus der Presse ist der „Jubiläumskalender 2018 – 1150 Jahre Dahlem“. Der Förderverein Dorfentwicklung informierte über seine Arbeit.

Der gesamte Erlös der Jubiläumsfeiern gehe in die Finanzierung der Kosten für die „Gute Stube“ – des Vereinsheims also –, so Schramm beim Bunten Abend vor mehr als 300 Gästen. Die bejubelten unter anderem den Auftritt des Tambourcorps Dahlem. „Die sind zuletzt vor rund 15 Jahren aufgetreten und eigens für unser Jubiläum erneut“, so Schramm.

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