DreharbeitenBleibtreu zappelt im Netz

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Kritischer Blick: Regisseur Xavier Koller (l.) und das Filmteam schauen kurz vor der Aufnahme gespannt zum Drehort.

Kritischer Blick: Regisseur Xavier Koller (l.) und das Filmteam schauen kurz vor der Aufnahme gespannt zum Drehort.

Katzvey – Es ist gespenstisch still. Nur zwischendurch werden leise Anweisungen in Walkie Talkies geflüstert. Auf dem dicht mit Laub bedeckten Boden liegen Kabel und Seile. Auf einer Leiter hinter einem Felsen steht ein Stuntman. Auf sein Stichwort hin springt er von dieser hinunter und landet auf einigen weichen Matten. Auf der anderen Seite des Felsens baumelt jetzt der Schurke in einem Netz einen knappen Meter über dem Boden. Sein strähniges Haar ist zu einem losen Zopf gebunden, ein Goldzahn blinkt in seinem Mund und sein Blick ist finster. Der Schauspieler Moritz Bleibtreu ist kaum zu erkennen. Für den Hamburger und seine Filmkollegen ist es der zweite Drehtag an den Katzensteinen bei Katzvey. Auf dem Programm steht das finale Duell. „Es ist eine ganz zentrale Szene des Films, denn der Schurke wird gefangen genommen“, erläutert Produzent Fritjof Hohagen. Er schrieb auch das Drehbuch für den Film. „‚Die schwarzen Brüder‘ ist ein Jugendbuch aus den 1940er Jahren, das zur Zeit der Industrialisierung spielt“, so der Produzent.

Im Film werden die Katzveyer Buntsandsteinfelsen an den Lago Maggiore „verlegt“. „Es ist klasse, so nah bei Köln so eine schöne Felslandschaft zu haben“, freut sich Hohagen. Produziert wird der Kinofilm nämlich von der Kölner Firma „Enigma Film“. Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Filmstiftung NRW. „Deshalb versuchen wir, möglichst viele Szenen an Drehorten in der Region zu drehen.“ Während Regisseur Xavier Koller zusammen mit dem Kameramann die ideale Position zweier Kinderschauspieler auf einem Felsvorsprung sucht, spricht Bleibtreu mit der Nachwuchsschauspielerin Ruby O. Fee die Szene durch. „Du brauchst dir den Hut nicht vom Kopf zu stoßen, der fällt auch von alleine runter“, sagt er zu Fee. Als „Mann mit der Narbe“ muss sich Bleibtreu in der Szene von hinten an das Mädchen heranschleichen, das auf dem Waldboden sitzt, und mit einem Messer bedrohen. Endlich haben Regisseur und Kameramann die beiden Jungen auf den Felsen richtig platziert. Dabei mussten sie auch darauf achten, dass die Sicherungsseile der Kinder verdeckt sind. Eine Assistentin verteilt noch etwas mehr Laub auf dem Boden, der Verkehr auf der naheliegenden L 61 wird vollständig gestoppt – kein Motorgeräusch soll die Szene stören – und der Stuntman steht auf seiner Leiter in Position. Auf das Zeichen von Regisseur Koller schleicht Bleibtreu den schmalen Weg zwischen den Felsen hinunter, ein böses Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. Nach einem kurzen Kampf mit Fee zappelt er dann auch schon wieder im Netz, während die Jungen auf dem Felsen euphorisch jubeln.

„Es macht sehr viel Spaß, mit Kindern zu drehen. Sie sind da einfach noch unbefangener und nicht so routiniert wie Profi-Schauspieler“, sagt Hohagen. Allerdings müsse man mehr Drehtage einplanen, da die Arbeitszeiten für die Nachwuchsschauspieler streng begrenzt seien. Für die „Schwarzen Brüder“ drehte die Crew bereits an 22 Tagen. „Durchschnittlich werden an einem Tag drei bis vier Minuten Film produziert“, so Hohagen: „Bei Actionszenen, die mehr Vorbereitung brauchen, sind es sogar nur zwei Minuten.“

Etwas über sechs Millionen Euro kostet der Kinderfilm, der nächstes Jahr zu Ostern in die Kinos kommen soll. Da ist es wichtig, bekannte Schauspieler mit an Bord zu haben. „Ich habe mir schon immer gewünscht, mit Moritz Bleibtreu zu drehen. Er ist einer der besten deutschen Schauspieler“, so der Produzent. Alleine mit seinem Namen mache Bleibtreu schon Werbung für den Film. „Außerdem bekommt man auch leichter Fördergelder, wenn bekannte Namen bei einem Projekt dabei sind.“ Die Geschichte der „Schwarzen Brüder“ dürfte Bleibtreu bereits vor dem Dreh bekanntgewesen sein, denn seine Mutter Monika Bleibtreu spielte in einer früheren Verfilmung des Buchs mit. „So schließt sich auch irgendwie ein Kreis“, freut sich Hohagen.

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