Eisdiele in EuskirchenMario Berghi entwickelt bei „Solo qui“ seine eigenen Kreationen

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Euskirchen – Angefangen hat Mario Berghi als Tellerwäscher – genaugenommen als Eisbecherwäscher. Später verkaufte er Eis für die Düsseldorfer Laufkundschaft, bevor er seine ersten Eisbecher kreieren durfte.

Ob er fleißig sei, sei er beim Vorstellungsgespräch gefragt worden. „Ich habe mit einem entschiedenen Ja geantwortet. Ich muss aber zugegeben, dass ich gedacht habe, dass ich gefragt worden bin, ob ich flexibel sei“, erinnert sich der Wahl-Euskirchener und fügt lachend hinzu: „Fleißig war ich aber auch. Ich wollte ja unbedingt arbeiten. Die Antwort passte also.“

15 Jahre später führt er mit seiner Frau Juliana eine kleine Eisdiele in Euskirchen. „Solo qui“ haben sie sie genannt. Das bedeutet: „Nur hier“.

Knapp 200 Liter Eis täglich

Besonders stolz ist das Duo auf den Zusatz: Eismanufaktur. Jeden Tag stellt der 39-Jährige knapp 200 Liter Eis her.

Der Blick auf die Wetter-App, die er auf seinem Smartphone installiert hat, gehört unweigerlich dazu. „An Regentagen haben wir 80 Prozent weniger Umsatz. Die Leute lieben es einfach, die Sonne mit einem Eis zu genießen. Klar, dass ich mich bei der Eisproduktion nach der Vorhersage richte“, sagt Berghi.

Gestört wird er dabei nur äußerst ungern. „Eis machen ist für mich wie ein Gedicht schreiben. Das ist ein Prozess, der die volle Aufmerksamkeit braucht“, erklärt er. Zum „Gedichte schreiben“ fährt der gebürtige Moldawier mittlerweile jeden Tag ins Zülpicher Industriegebiet.

Die Produktionsstelle im hinteren Bereich der Eisdiele an der Wilhelmstraße war zu klein geworden und außerdem: „Meine Frau hat immer gerufen, wenn sie Hilfe benötigte und wieder viele Kunden im Laden waren. Das war nicht förderlich zur Herstellung des Eises.“

Zutaten sind gehütet wie ein Staatsgeheimnis

Berghi verlässt sich bei der Eisherstellung vor allem auf sein Herz, die Meinung der Kunden und eine Zutatenliste samt Mengenverhältnissen, die er wie ein Staatsgeheimnis hütet.

„Die unterschiedlichen Eissorten haben alle eine individuelle Zutatenliste. Mango-Eis braucht beispielsweise weniger Zucker als Zitrone, da die Mango genug Eigensüße mitbringt. Trotzdem müssen alle Sorten dieselben Schmelzeigenschaften haben, denn in der Kühltheke herrscht ja nur eine Temperatur. Das ist nicht einfach“, erklärt er.

Für den Transport von Zülpich nach Euskirchen hat er sich einen VW Bus mit einer Kühlanlage ausstatten lassen. „Die war fast genauso teuer wie der Wagen“, sagt er.

Großen Wert legt „Super-Mario“, wie er von seiner Frau genannt wird, auf hochwertige und vor allem natürliche Produkte. Die Pistaziencreme lässt er sich aus Italien liefern, das Mangopüree aus Indien.

Aber auch hiesige Produkte werden verarbeitet. „Erdbeereis ist nur Erdbeereis, wenn richtige Erdbeeren verarbeitet werden und nicht irgendwelche künstliche Aromen“, sagt Berghi. Die Erdbeeren für sein Eis bezieht er von einem Bauernhof in Palmersheim.

Inhaltsstoffe manchmal selbst gepflückt

Er ziehe aber auch selbst los, um Inhaltsstoffe für seine neueste Eiskreation zu bekommen. So pflückt er Flieder, Lavendel oder Brennnessel selbst, extrahiert den Saft und verarbeitet ihn zu Eis. „80 Prozent der Kunden, die bei uns Eis gegessen haben, kommen wieder“, sagt Berghi selbstbewusst.

Das Ehepaar bemühe sich zwar, Eis möglichst in solchen Mengen zu produzieren, dass keine großen Reste in der Kühltheke bleiben, aber wenn das doch mal passiert, dann sei das kein Problem: „Eis gilt nach dem Gesetz auch nach zwei Wochen noch als frisch“, sagt „Super-Mario“.

Im kommenden Jahr will er mit seiner Frau am Bonner Marktplatz ein Eiscafé übernehmen. Müssen die Euskirchener Eisfans nun um das selbst gemachte „Solo qui“-Eis zittern: „Nein, die Eisdiele bleibt immer unser kleines Kind“, beruhigt Juliana und bedient den nächsten Kunden.

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