EuskirchenErstes Parkhaus für E-Autos in Nordrhein-Westfalen eröffnet

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Euskirchen – Wenn der Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW anreist, tut er das nicht ohne guten Grund. Dabei hat Andreas Pinkwart (FDP) in Euskirchen am Samstag eigentlich „nur“ ein Parkhaus eröffnet. Doch das hat es in sich.

Es sei derart innovativ, dass es eine Vorreiterstellung für Nordrhein-Westfalen einnehme, bekräftigte die Euskirchener Baugesellschaft Eugebau, die die Anlage betreibt. Ein vergleichbares Parkhaus gebe es in Nordrhein-Westfalen noch nicht. Bundesweit sei es das größte Parkhaus seiner Art. „In diesem Gebäude steckt sehr viel digitale Intelligenz, auch, auch wenn es etwas spartanisch aussieht“, betonte der Eugebau-Geschäftsführer Oliver Knuth.

Das Parkhaus an der Veybachstraße/Ecke Hochstraße bietet Platz für 44 Fahrzeuge. Davon sind 32 Plätze überdacht und zwölf Plätze vor dem Gebäude angelegt. Im Parkhaus gibt es derzeit 17 Plätze mit Ladestationen. Diese sind an der Decke angebracht und können bei Bedarf heruntergezogen werden. Das habe den Vorteil, dass die Stationen nicht umgefahren werden können, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende der Eugebau, Armin Flucht. Vor dem Gebäude könnten zudem zwölf Fahrzeuge gleichzeitig laden. Der Strom wird aus einer Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach des Parkhauses gewonnen.

Werden keine Fahrzeuge geladen, wird der Strom gespeichert. Reicht der Strom, den die Anlage produziert, nicht aus, weil die Sonne nicht scheint, beschickt der regionale Energieversorger e-regio die Anlage mit Ökostrom aus Wasserkraft. Die e-regio betreibt und wartet zudem die einzelnen Ladestationen. Die Anlage ist zunächst für Dauermieter vorgesehen. Im Außenbereich sind aber auch zwei E-Parkplätze für die Allgemeinheit zugänglich, weitere sollen folgen.

1,6 Millionen Euro investiert

Die Eugebau hat für das Projekt insgesamt 1,6 Millionen Euro investiert. Geld, das gut angelegt ist, findet Euskirchens Bürgermeister Dr. Uwe Friedl: „Das Zeitalter der fossilen Brennstoffe wird zumindest mittelfristig endlich sein. Die Entwicklung bei den Elektrofahrzeugen ist sehr dynamisch. Durch dieses Parkhaus gewinnt die Euskirchener Innenstadt an Attraktivität.

Denn die Besitzer von E-Autos wissen jetzt, dass sie nicht nur nach Euskirchen kommen, sondern auch ohne Probleme wieder nach Hause fahren können.“ Nach dem Willen von Minister Pinkwart soll Euskirchen Vorbild für andere Städte in NRW sein: „Wir brauchen Bürgermeister, wie Herrn Friedl, die solche Entwicklungen frühzeitig fördern. Hier ist es gelungen, die Energie der Sonne für unsere Mobilität einzusetzen. Lassen Sie uns einsteigen in die nächste Generation der Mobilität. Euskirchen geht da voran.“

Mut der Entscheider

Dass ausgerechnet Euskirchen bei der Elektromobilität eine Vorreiterrolle zukomme, sei nicht zuletzt dem Mut der Entscheider zu verdanken, bekräftigte der Landtagsabgeordnete Klaus Voussem (CDU). „Die Frage stellt sich, ob wir erst genügend E-Autos oder erst genügend Ladestationen benötigen? Wenn der eine auf den anderen wartet, wird daraus nie etwas.“ Mit der Vermietung der Parkplätze werde jetzt begonnen, berichtete Knuth: „Es gibt eine große Nachfrage. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Hybridfahrzeug-Besitzern, die mit Strom nach Euskirchen kommen und auch mit Strom wieder zurückfahren wollen.“

Ladevorgang noch zum Nulltarif

Die Parkplatzmiete beginnt bei 40 Euro pro Monat, das Laden ist bis Ende des Jahres noch kostenlos. Ab 2018 werden 30 Cent pro Kilowattstunde fällig. Die Stellplätze können auch von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor in Anspruch genommen werden. Bekunde allerdings ein Besitzer eines E-Autos Interesse an einem Parkplatz, müsse das Fahrzeug mit Verbrennungsmotor weichen, so Knuth.

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