EuskirchenNutria-Plage am Flutgraben – Jagd mit Lebendfallen

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Werden Nutrias angefüttert, wie hier bei Zülpich, dann sind sie zutraulich.

Werden Nutrias angefüttert, wie hier bei Zülpich, dann sind sie zutraulich.

Wisskirchen – Sie leben am Rand von Wasserläufen und sind aus Südamerika stammende Einwanderer in die europäische Tierwelt: Nutrias, oft mit Bisamratten verwechselt, haben sich am Veybach und am Mühlengraben bei Wißkirchen und Euenheim angesiedelt.

Dort sorgen sie seit geraumer Zeit bei manchen Bürgern für Besorgnis. Denn in eines ihrer Höhlensysteme, so berichtete die CDU-Stadtverordnete Gertraud Pick aus Kreuzweingarten im Ausschuss für Tiefbau und Verkehr, sei in jüngster Zeit schon einmal ein Traktor eingebrochen.

Und Familien hätten Angst, ihre Kinder im Freien spielen zu lassen. Nutrias grasten ja in den Hausgärten und die Kinder liefen daher Gefahr, gebissen zu werden.

Tatsächlich sind Nutrias in Wißkirchen und Euenheim in der sogenannten Wasser-Wechselzone ein Thema, wie der Technische Beigeordnete im Ausschuss ausführte. Man könne aber kein Gift auslegen.

Zur Bejagung freigegeben

Die Tiere seien zur Bejagung freigegeben, der Erftverband zahle 5,20 Euro pro erlegter Nutria. Allerdings kann ein Jäger in den Orten nicht gefahrlos schießen. Der Beigeordnete Oliver Knaup berichtete, dass sich der Erftverband aus der aktiven Bejagung zurückgezogen habe.

Anlass dafür waren offenbar Beschwerden von Eltern, deren Kinder die Jagd miterlebt und nachts unter Alpträume gelitten hatten.

In Wißkirchen gibt es unterschiedliche Reaktionen auf das Vorkommen der Nutrias. Hans-Peter Balduin, Webmaster der Wißkirchen-Homepage „www.eu-wisskirchen.de“, wohnt selbst am Flutgraben des Veybachs, hat nach eigenen Angaben die Nutrias aber noch nicht gesehen. Ein Nachbar, der wenige Häuser bachaufwärts wohnt, hat die Tiere mehrfach beobachtet: „Die sieht man schon mal im Bachlauf. Aber sie sind sehr scheu und springen sofort ins Wasser, wenn sie einen bemerken.“

Besonders gravierend, so die CDU-Ratsfrau Pick, sei die Situation wohl im Bereich südlich von Wißkirchen, wo der Flutgraben vom Veybach abzweigt, gewesen. Da habe es massive Unterhöhlungen gegeben. In diesem Bereich sei der Traktor in ein Höhlensystem der Nutrias eingebrochen. Auch aus der Golfstraße habe sie Beschwerden von Anwohnern erhalten, weil dort die Nagetiere in den Vorgärten aktiv geworden waren.

Zwischen Wißkirchen und Euenheim trifft man die Tiere vermehrt an. Hier kann auch ein Laie die unterhöhlten Uferböschungen und die Eingänge der Nutriabauten erkennen. Nutrias, so Luise Bollig vom Erftverband, gebe es fast überall. Auch in Weilerswist, nördlich der Erftquerung der L 163, gibt es im Bereich der Erftaue einen Tümpel, in dem immer wieder Nutrias zu beobachten sind. Hier hatten die Behörden vor Jahren schon Schilder aufgestellt mit dem Hinweis, die Nutrias nicht zu füttern. Die Schilder sind verschwunden.

Ein verbeultes Blechschild weist aber Spaziergänger darauf hin, dass es sich bei den hier lebenden Nagern nicht um Ratten, sondern um Nutrias handelt.

Im Verbandsgebiet des Erftverbandes, so Pressesprecherin Luise Bollig, würden jährlich etwa 50 Nutrias von Jägern erlegt, die die Prämie von 5,20 Euro je Tier in Anspruch nähmen.

Die Nutria gehört im Gegensatz zum streng geschützten Europäischen Biber nicht zu den geschützten Arten. In dem knapp 2000 Quadratkilometer großen Gebiet, in dem der Erftverband 1290 Kilometer Gewässerstrecken betreut, gebe es fast überall Nutrias. Die Bejagung von Nutrias sei aber keine gesetzliche Aufgabe, so dass der Erftverband die Jagd auf Nutrias nicht selbst betreibe.

Schäden an Staudämmen

Ganz anders der Wasserverband Eifel-Rur, der laut Erich Schmidt vom Wasserinformationszentrum Eifel einen Nutria-Jäger beschäftigt, um Schäden an seinen Staudämmen zu minimieren.

In Wißkirchen, so die CDU-Ratsfrau Pick, habe ein Jagdpächter nun mit Funksignal ausgerüstete Lebendfallen aufgestellt, um die Zahl der Nutrias zu dezimieren.

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