Euskirchener PolitikerChristdemokraten trauern um Leo Lennartz

Lesezeit 3 Minuten
Leo Lennartz

Leo Lennartz

Euskirchen – Der Igel sei sein Lieblingstier, sagte Leo Lennartz: „Der ist friedlich, aber wehrhaft.“ So sah er sich selbst gerne. Nun ist Lennartz, der jahrzehntelang die Politik im Kreis und in der Stadt Euskirchen mitgeprägt hat, im Alter von 84 Jahren gestorben.

Für seine politischen Ideale hat der Euskirchener keinen Streit gescheut – auch nicht mit den eigenen Parteifreunden. Von zahlreichen Briefen an die CDU-Zentralen in Bonn und später in Berlin, in denen er die Bundespolitik der CDU kritisierte, erzählte er häufig und gerne. Mit dem ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers und mit Angela Merkel legte er sich, von der bundesdeutschen Öffentlichkeit beachtet, 2003 auf dem Bundesparteitag in Leipzig im Zusammenhang mit der Hohmann-Affäre an.

War es diese „Lust am kultivierten Streit“, wie er es selbst formulierte, die ihm höhere Weihen etwa in Landtag oder in Bundestag verwehrten? Im Gespräch war er dafür immer wieder mal, nominiert wurde er nie. „Ich glaube, dass ich kein Hinterbänkler geblieben wäre“, sagte er 2004. So beschränkte sich seine politische Laufbahn zuvorderst auf die kommunale Ebene – hier aber umso prägnanter.

Vorsitz in Euskirchen

1949 trat Lennartz der Jungen Union bei, war später deren Vorsitzender in Euskirchen. Sechs Jahre danach wurde er Mitglied der CDU. Daneben engagierte er sich in der Katholischen Jugend, war Dekanatsjugendführer und Mitglied des Euskirchener Katholikenausschusses. „Ich bin froh, dass ich einen Glauben habe. Das hilft sehr viel im Leben“, sagte Lennartz. Dieser Glaube war auch die Basis für seinen Kampf für das ungeborene Leben. Lennartz war Mitbegründer der Organisation „Christdemokraten für das Leben“. Bis zuletzt engagierte er sich zudem gegen die Sterbehilfe.

Dem Kreistag gehörte Lennartz, der nach dem Studium in Köln und Heidelberg seit 1961 als Rechtsanwalt in Euskirchen tätig war, nur acht Jahre an. Mit den alten Hasen dort, so hieß es, sei er nicht zurechtgekommen. Er nahm stattdessen das Angebot an, als Sachkundiger Bürger im Euskirchener Planungsausschuss tätig zu sein. Auch hier hielt es ihn nicht lange auf der Hinterbank, zumal die Stadtentwicklung aufgrund der kommunalen Neugliederung 1969 boomte.

Bis 2004 im Stadtrat

„In Sachen Stadtplanung waren viele von uns Dilettanten, doch wir haben hart gearbeitet“, resümierte er später. 1975 wurde Lennartz in den Stadtrat gewählt, dem er bis 2004 angehörte. Wegen seiner geschliffenen Rhetorik, die nicht immer frei von Witz und Provokation war, war er sowohl gefürchtet als auch respektiert – zuweilen beides gleichzeitig.

Nicht selten wurde es lauter in Versammlungen, wenn er das Wort ergriffen hatte. „Ich habe den politischen Gegner halt immer ernst genommen“, so Lennartz. Und er habe schnell gemerkt, „dass man sich in der Politik nicht nur Freunde macht, dass man aber auch wissen muss, wann ein Streit sich lohnt“.

Er habe Lennartz „als äußerst engagierten Politiker kennengelernt, dem das Wohl sowie die Weiterentwicklung der Stadt Euskirchen und seiner Ortsteile sehr am Herzen lag“, sagte Bürgermeister Dr. Uwe Friedl am Dienstag: „Seine Position hat er stets vehement und wortgewandt vertreten. Während seiner aktiven politischen Zeit war »LL«, wie er sowohl von Parteifreunden als auch politischen Kontrahenten genannt wurde, eine Persönlichkeit im Euskirchener Rat.“ 20 Jahre lang führte er den CDU-Stadtverband Euskirchen. Sein derzeitiger Nachfolger Klaus Voussem würdigte Lennartz als „Vor- und Querdenker, der zum Wohl von Stadt und CDU andere, aber auch sich selbst nicht geschont hat“. (mit ejb)

Rundschau abonnieren