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Gründung in EuskirchenBürgermeister sieht mennonitische Grundschule mit Skepsis

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Das Schulgebäude in der Unitasstraße

Das Schulgebäude in der Unitasstraße

Euskirchen – Die mennonitische Grundschule in Euskirchen hat am Mittwoch mit 93 Kindern in vier Klassen den Betrieb aufgenommen. „Wir hatten viel zu tun, aber das ist ja schöner Stress“, sagte Jakob Bergen vom Schul- und Kindergartenverein Beth-El, dem Schulträger.

Die neue Menno-Simons-Grundschule ist im gleichen Gebäude an der Unitasstraße untergebracht wie die mennonitische Realschule. Sie stößt nicht überall auf Gegenliebe. „Ich bedauere diese Entwicklung sehr, da sie dem Integrationsgedanken zuwiderläuft“, sagte Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (CDU) auf Anfrage. Dem widerspricht Bergen: „Wir wohnen und arbeiten hier. Wir erziehen unsere Kinder verantwortungsbewusst. Mehr integriert sein kann man nicht.“

Welche Voraussetzungen gibt es für die Gründung einer Grundschule? „Laut der grundgesetzlich garantierten Privatschulfreiheit darf jede Person oder Personenvereinigung eine Ersatzschule gründen“, sagt Dirk Schneemann, Sprecher der Kölner Bezirksregierung. Die Behörde hatte nach einem entsprechenden Antrag im Dezember 2010 die Gründung zunächst abgelehnt. Ihre Begründung: In Euskirchen existiere eine evangelische Grundschule, und das mennonitische Glaubensbekenntnis sei mit dem evangelischen verwandt. Dies sah das Verwaltungsgericht Aachen anders. Es urteilte im April 2016, dass der mennonitischen Brudergemeinde die Genehmigung zu erteilen sei.

Entscheidung mit Signalwirkung

Die Genehmigung kann in Zukunft auch Einfluss auf andere Grundschulen im Kreis Euskirchen haben. „Es ist unbestritten, dass Schulen Schüler verloren haben und vielleicht weitere an die neue Grundschule verlieren. Wenn die betroffenen Schulen Pech haben, ändert sich dadurch der Zuteilungsschlüssel für Pädagogen und sie verlieren deshalb eine Lehrerstelle“, erklärt der Pressesprecher des Kreises Euskirchen, Wolfgang Andres. Derzeit kämen auf jeden Grundschullehrer 21,95 Schüler.

Schulrätin Bärbel König ergänzt: „Da die Anzahl der Kinder, die die Sinzenicher Grundschule wegen der Neugründung in Euskirchen verlassen, zum Zeitpunkt der Personalplanung noch gar nicht bekannt war, startet diese Schule mit der ursprünglichen Personalbesetzung. Bei der weiteren Planung wird allerdings wieder die aktuelle Gesamtschülerzahl zugrunde gelegt.“

„Normaler Vorgang“

Neben der Sinzenicher Grundschule sind laut König noch die evangelische Paul-Gerhardt-Grundschule in Euskirchen sowie die Gemeinschaftsgrundschulen in Kuchenheim und Wißkirchen von Schülerwechseln betroffen.

Dazu sagt Bergen: „Es werden auch schon mal katholische und evangelische Schulen gegründet. Dann ist das genauso, aber dann kümmert es keinen.“

In das Verfahren war Schulrätin König nach eigener Aussage nicht involviert: „Die Genehmigung einer Schulgründung erfolgt über die Bezirksregierung. Wir haben den Genehmigungsbescheid lediglich zur Kenntnisnahme erhalten. Das ist ein normaler Vorgang.“

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