PorträtNPR Kappenstein aus Euskirchen fand über Graffiti seinen Weg zur Kunst

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Ein Blick auf die Werke von Niklas Kappenstein zeigt die große Vielfältigkeit, die der junge Künstler an den Tag legt.

Ein Blick auf die Werke von Niklas Kappenstein zeigt die große Vielfältigkeit, die der junge Künstler an den Tag legt.

Euskirchen – Wer Niklas Peter Robin Kappenstein in seiner Kölner Wohnung besucht, könnte schnell auf den Gedanken kommen, dass er Kunstsammler ist. An den Wänden des 26-Jährigen hängen Bilder in unterschiedlichsten Techniken. Doch sie stammen tatsächlich alle aus seiner Hand. Auf dem Arbeitstisch liegt ein weißer Block. Über das Papier bahnt sich ein Octopus seinen Weg. Seine Schattierungen sind beeindruckend. NPR Kappenstein, wie er sich als Künstler nennt, hat den Meeresbewohner in der Dot-Work-Technik gearbeitet.

Er besteht aus unzähligen kleinen Punkten. An der Wand findet sich unter anderem der lebensnah gemalte Kopf eines Fuchses. Auf der Staffelei wartet der Kopf eines Pandas, der scheinbar frei am Himmel schwebt, auf seine Vollendung. Auch Graffiti sind zu entdecken. Damit fing das Interesse Kappensteins an der Kunst an.

„Ich habe mich schon immer gestalterisch ausgedrückt“, erzählt der gebürtige Euskirchener. So spielte er zum Beispiel Schlagzeug in vielen Bands, unter anderem der Punkabilly-Formation „The Sewer Rats“. Mit Graffiti kam er als Teenager über eine Verwandte in Berührung. „Die Nichte meines Vaters hatte im Urlaub Graffiti-Bücher dabei“, erinnert er sich.

An der Berliner Mauer sah er erstmals bewusst diese Kunstform und war begeistert. Auch andere aus seiner Euskirchener Clique fanden in der Zeit Gefallen daran. Doch NPR Kappenstein vertiefte sich in die Materie. „Ich habe mir Bücher bestellt und mir die Theorie angeschaut“, erzählt er. Der Jugendliche zeichnete Comics und Kunstwerke aus den Büchern ab. Meistens geschah das auf Papier.

Manchmal auch an alten Fabrikgebäuden. „Man wollte ja ausprobieren, was man Neues gelernt hat. Aber da war immer im Hinterkopf, dass das illegal ist“, erinnert er sich.

Er tauchte immer tiefer in die Materie ein: „Ich wollte mehr wissen, mehr verstehen, mich verbessern.“ So kamen nach und nach weitere Stile und Techniken hinzu. „Über Graffiti bin ich zur Malerei gekommen“, sagt Kappenstein. Inzwischen gibt es keine Grenzen. Ob Fineliner, Bleistift, Pinsel, Filzstift, Öl oder Acryl – der Künstler probiert viel aus.

„Ich nehme auch oft einfach das, was da ist. Wenn ich gerade keinen Pinsel habe, nehme ich zum Beispiel ein Taschentuch. Das gibt den Bildern Persönlichkeit“, findet er. Auch die Motive sind breit gefächert. „Ich male Motive, die mich faszinieren. Viele verbinden mich mit Tieren. Ich lasse Tiere für mich sprechen“, erklärt er: „Wichtig ist es, sich als Künstler nicht aufzugeben, sich weiterzuentwickeln und auszuprobieren. Ich bringe oft Serien raus in verschiedenen Stilen.“

Seine erste Ausstellung stellte der junge Künstler vor drei Jahren im Euskirchener „Café Kulturhof“ auf die Beine. „Ich dachte, ich muss mich nun mal zeigen“, sagt er. Zwei Monate lang malte er Bilder nur für die Ausstellung. Am Ende hatte er alle acht Werke an Freunde und Bekannte verkauft.

Ende 2015 folgte eine zweite Ausstellung mit dem Titel „Autism“ im Bistro des Bonner Polizeipräsidiums. Auf das Thema Autismus stieß er durch seine Arbeit in der Euskirchener Hans-Verbeek-Schule.

In der Förderschule wirkt er an vier Tagen pro Woche als Integrationshelfer. Seine eigene Kunst bringt Kappenstein zwar nicht in die Schule, doch er beschäftigt sich künstlerisch mit den Schülern. „Die gehen viel intensiver damit um. Manche malen jede Pause. Für sie ist das entspannend – für mich auch“, erzählt er.

Jeden Mittwoch fährt er an die Hogeschool van Arnhem en Nijmegen, wo er Sozialpädagogik studiert. „Wir arbeiten da sehr kreativ und praxisbezogen“, begründet er seine Wahl für die entfernte Hochschule. Zudem wird Kappenstein seit drei Jahren oft für Auftragsarbeiten engagiert. Vom Garagentor bis zum Album-Cover – Kappensteins Künste sind gefragt. Seine Kunst gibt es auch „zum Mitnehmen“, denn seine Motive verewigt er auch auf T-Shirts.

www.nprkappenstein.com

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