Generationen-Genossenschaft„Geno Eifel“ bringt Menschen zusammen

Lesezeit 4 Minuten
Hilfe anbieten und Hilfe erhalten: Über die Generationen-Genossenschaft haben sich Marie-Luise Contempré (l.) und Gerda Adloff kennengelernt, als die Seniorin Hilfe bei einer Fahrt nach Mechernich benötigte.

Hilfe anbieten und Hilfe erhalten: Über die Generationen-Genossenschaft haben sich Marie-Luise Contempré (l.) und Gerda Adloff kennengelernt, als die Seniorin Hilfe bei einer Fahrt nach Mechernich benötigte.

Eifel – Die Zufriedenheit der Initiatoren der „Geno Eifel“ über das bisher Erreichte ist groß. „Im Juli hat die Genossenschaft ihre Arbeit aufgenommen, jetzt sind die Erwartungen bereits weit übertroffen worden“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Merten. Bis zum Jahresende, so die Verantwortlichen, sollte die Hunderter-Marke bei den Mitgliedern erreicht sein. Doch das sei bereits jetzt fast der Fall. Begonnen haben die Einsätze für die Generationen-Genossenschaft, so dass nun die Möglichkeiten immer mehr zutage treten.

Zwölf Helfer sind bereits aktiv geworden. Eine von ihnen ist Marie-Luise Contemprée aus Urfey. Sie hat dafür gesorgt, dass Gerda Adloff in den Urlaub fahren konnte. Denn für die 93-jährige Seniorin aus Dreiborn stellte der Abfahrtstermin ihres Reisebusses ein schier unüberwindliches Hindernis dar. „Am Sonntagmorgen sollte der in Mechernich abfahren“, berichtet sie. Öffentliche Verkehrsmittel haben zu dieser Stunde für die Fahrt von Dreiborn nach Mechernich nicht zur Verfügung gestanden, die Familienmitglieder mussten passen. „Da habe ich mich bei der Geno Eifel gemeldet“, erzählt Adloff.

Auch andere Hilfen

Bereits nach wenigen Tagen habe sich Contemprée gemeldet und zuverlässig den Transfer nach Mechernich übernommen. „Ich finde es schön, Kontakt zu Menschen zu bekommen“, begründet sie ihr Angebot, über die Geno Eifel für Einsätze zur Verfügung zu stehen. Auch für andere Hilfen – etwa Unterstützung beim Arztbesuch oder Ähnliches – stehe sie bereit.

Alles zum Thema Eifel

Dass das Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen auch für ältere Menschen gewährleistet sein kann, stellt Adloff klar. Schon bei der Gründung der Genossenschaft war sie mit dabei. „Als ich mich bei der Geno Eifel angemeldet hatte, habe ich mich auch für Dienstleistungen angeboten“, sagt die rüstige Seniorin. Vorlesen könne sie, kleine Näharbeiten übernehmen oder Begleitung bei Spaziergängen. Selbst einmal Hilfe bei der Genossenschaft zu suchen, das sei ihr erst eingefallen, als der Bus in so weite Ferne gerückt sei.

Die Genossenschaft

Die Geno Eifel koordiniert Hilfsgesuche und -angebote ihrer Mitglieder. „Wir machen nichts, was in der Handwerksrolle steht“, betont Corinne Rasky. Der Besuch eines Supermarkts, das Lesen eines Buches, der Wechsel einer Glühbirne oder Ähnliches stellen viele Senioren vor Probleme.

Auch der Alterseinsamkeit soll so entgegengewirkt werden, so Malte Duisberg. Schließlich könnten Senioren noch viel leisten und mit Kinderhüten oder Näharbeiten Fähigkeiten einbringen, die junge Familien suchten. Die Leistungen werden über Zeitgutschriften oder finanziell entlohnt.

Ihr Büro hat die Geno Eifel im Kaller Rathaus bezogen. Es ist montags und mittwochs von 10 bis 12 sowie donnerstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet, Tel. 02441/ 8 88 61. Bei Veranstaltungen stellt sich die Genossenschaft vor: Donnerstag, 5. Oktober, „Gürzenich“ Dollendorf; Dienstag, 7. November, Vereinshaus Dahlem; Donnerstag, 16. November, Pfarrsaal Olef. Beginn ist jeweils um 18.30 Uhr. (sev)

www.genoeifel.de

Auch Karl-Heinz Pepping aus Nierfeld war bereits im Einsatz. Gleich zweimal unterstützte er die Helga Stein aus Schleiden mit seinen Kenntnissen. Sie berichtet, dass sie seit dem Tod ihres Mannes mit der Pflege von Haus und Garten überfordert sei: „Den Garten hatte ich schon aufgegeben.“ Doch dann hat sich Pepping vier Stunden lang der wuchernden Wildnis gewidmet. „Dabei hatte ich mich eigentlich nicht für Gartenarbeiten gemeldet. Aber irgendwie muss die Genossenschaft ja in Gang kommen“, erzählte er. Seine handwerklichen Fähigkeiten hat er dagegen bei der Reparatur eines Wasserhahnes und der Installation einer Lampe eingebracht. „Einen Handwerker bekommen Sie für so etwas nicht ins Haus“, sagte Stein – das habe sie bereits versucht.

Auch dies ist ein klassischer Fall für Nachbarschaftshilfe oder Familienunterstützung. Doch in Zeiten des Demografischen Wandels und veränderter Lebensgewohnheiten fallen diese oft weg. „Wir wollen von der Drei-Generationen-Familie zur Drei-Generationen-Region“, beschreibt Merten daher die Zielsetzung der Geno Eifel. „Wir können aber nicht den Leuten ihr Haus sanieren“, weist Corinne Rasky auf Grenzen hin. Jede Hilfsleistung soll im Genossenschaftsbüro im Kaller Rathaus angemeldet werden, so dass ein Helfer gefunden werde.

Doch das ist oft nicht einfach. „Wir müssen die Hemmschwellen senken, um Hilfe zu bitten“, so Malte Duisburg, Vorstandssprecher der Geno Eifel. Zur Zeit befinde sich die Genossenschaft in einer Lernphase. „Wir bekommen ganz viele Anregungen von Mitgliedern, was benötigt wird“, freut sich Rasky über neue Ideen.

Rundschau abonnieren