Gunter DemnigIn Weilerswist alle Stolpersteine gelegt

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Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegte gestern in Lommersum vier Stolpersteine. Sie erinnern an die jüdische Familie Stock, die in der Zunftgasse lebte.

Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegte gestern in Lommersum vier Stolpersteine. Sie erinnern an die jüdische Familie Stock, die in der Zunftgasse lebte.

Lommersum – Wer jetzt durch die Lommersumer Zunftgasse geht, „stolpert“ vor dem Haus Nummer 13 über die Familie Stock – genauer gesagt über vier goldene Stolpersteine, die an die früher dort lebende jüdische Familie erinnern.

„Mit den vier Stolpersteinen schließt sich der Kreis des Gedenkens an Weilerswister Juden, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen“, sagte Helene Kürten, Mitglied des Arbeitskreises Stolpersteine. Alle 20 jüdischen Bürger der Gemeinde hätten nun ein Andenken, das für die heutige Generation gleichzeitig ein Mahnmal sei.

Auch die Lommersumer Familie Stock wurde Opfer der Nazis. Lange Zeit war über die Stocks wenig bekannt, ihr Schicksal ungewiss. Erst die Recherchen zum Buch „Vergangenheit unvergessen“ über das Schicksal jüdischer Familien in der Gemeinde Weilerswist brachten ein wenig Licht ins Dunkel. So waren die Stocks ins Lommersumer Dorfleben integriert. Sie betrieben im Ort einen Viehhandel und stellten auch einen Schützenkönig.

Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegte gestern die Stolpersteine für die Eheleute Hermann und Else Stock, ihren Sohn Erich Alfred und den Neffen Otto, die gemeinsam im Haus an der Zunftgasse lebten. In der kommende Woche verlegt Demnig nach eigener Aussage den 40 000. Stolperstein in Europa.

Die jüdische Familie Stock musste unter der Herrschaft der NS-Schergen ihr Gewerbe aufgeben. „Wenig später wurde ihnen das Haus genommen und sie waren gezwungen, in eine Sammelunterkunft nach Friesheim zu ziehen“, sagte Kürten. Von dort aus seien sie 1942 nach Maly-Trostenez bei Minsk deportiert und erschossen worden.

Der ehemalige Leiter der Weilerswister Gesamtschule, Werner Bergner, übernahm wie die Jugendabteilung des SSV Lommersum sowie Günther Moseler und das Ehepaar Christa und Henner Kayser eine Patenschaft über die Stolpersteine. Begleitet wurde die Verlegung der Stolpersteine von den beiden Weilerswister Musikschulen und einigen Schülern der Lommersumer Grundschule. Sichtlich bewegt verfolgten sie die Arbeit von Demnig. Sie wissen, dass Otto Stock einst auch ihre Schule besuchte – bis zu dem Zeitpunkt, als es ihm die Nationalsozialisten verboten.

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