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Abitur 2017Schwierige Suche nach Abiball-Kleid – bloß nicht das gleiche Outfit tragen

Lesezeit 5 Minuten
Abiturientin Lena Beyers hat ihr Abi-Ball-Kleid (l.) via Internet in England bestellt. Das „Zweitkleid“ trägt sie in der Kirche vor der Feier im St.-Angela-Gymnasium in Bad Münstereifel.

Abiturientin Lena Beyers hat ihr Abi-Ball-Kleid (l.) via Internet in England bestellt. Das „Zweitkleid“ trägt sie in der Kirche vor der Feier im St.-Angela-Gymnasium in Bad Münstereifel.

Kreis Euskirchen – Es soll der schönste Abend ihres bisherigen Lebens werden – der Abi-Ball. Alles soll perfekt sein und am besten einmalig. Und wenn schon nicht alles einmalig ist, dann zumindest das AbiBall-Kleid.

Um zu vermeiden, dass eine Mitschülerin beim Ball das gleiche Kleid trägt, haben die Mädchen der Jahrgangsstufe 12 des St.-Angela-Gymnasiums in Bad Münstereifel eine eigene „Abi-Ball-Kleid-WhatsApp-Gruppe“ gegründet.

„Wir haben darin alle unsere Kleider gepostet, damit jede wusste, was die andere tragen wird“, sagt Lena Beyers. Sie hat sich ihr Abi-Ball-Kleid im Internet bestellt – in England, ganz gemütlich vom Bett aus. Nach wenigen Mausklicks war das Kleid konfiguriert: Passform, Schnitt, Farbe, Material sowie Accessoires und Design – all das war innerhalb einiger Minuten bestimmt und anschließend bestellt. Danach hieß es warten.

Nach zwei Wochen wurde das Kleid dann schließlich geliefert. Kosten: 150 Euro für den Traum in Lila, 30 Euro für den Versand von England nach Euskirchen. „Ich bin total glücklich“, sagt Lena. Der AbiBall am Samstag im „Angela“ kann kommen.

Doch bevor am Abend gefeiert wird, steht am Samstagmorgen noch die Messe auf dem Programm. Und dahin mit demselben Kleid wie zum AbiBall? Auf keinen Fall! Also ging es nach dem Internet-Shopping noch einmal nach Köln, um ein weiteres Kleid zu kaufen.

Nach mehrstündiger erfolgloser Suche fuhr die Abiturientin mit ihrer Mutter Michaela und einer Freundin nach Hause. Auf der Rückfahrt wurde die 19-Jährige schließlich wieder im Internet fündig und bestellte ein Kleid via Smartphone. Ursprünglich war der Plan, dass ihr Freund Kai die Kleider vor dem großen Tag nicht sehen darf. Ein Abi-Ball ist für eine 19-Jährige eben so etwas wie eine Hochzeit.

Doch von diesem Gedankenspiel hat sich Beyers verabschiedet, ihr Freund hat das Kleid längst gesehen. Beim Abi-Ball-Tanzkursus, den die Jahrgangsstufe über mehrere Wochen organisiert hat, ist ihr Freund aber nicht dabei. Der ist wirklich nur für die Abiturienten des „Angela“, die Walzer, Discofox und Cha-Cha-Cha geübt haben, um am letzten Schultag eine gute Figur zu machen. Schließlich lautet das Motto: WasABI – der schärfte Jahrgang aller Zeiten.

100 Sonnenblumen für die Dekoration

Manche Abiturienten haben den Abi-Ball bereits hinter sich. An der Euskirchener Marienschule wurde beispielsweise am vergangenen Samstag gefeiert. Bereits einen Tag vorher war das sechsköpfige Deko-Team im Einsatz und stutzte mehr als 100 Sonnenblumen für die Tischdekoration zurecht. „Wir haben zur Einschulung alle eine Sonnenblume erhalten. Klar, dass wir damit auch unsere Schulzeit beschließen wollten“, sagt Stufensprecherin Verena Kirchner.

Finanziert haben die Marienschüler ihren letzten Schultag über Stufenpartys und den Verkauf von Eintrittskarten für den Ball selbst. Zusätzlich wurden von jedem Schüler 80 Euro eingesammelt, damit ein Grundkapital vorhanden war.

Schließlich kostet so ein Ball Geld. „Der Hauptwunsch aller war, dass wir einen schönen, unvergesslichen Abend miteinander verbringen“, sagt Kirchner. Aber natürlich sollte genau dieser Abend mit dem einen oder anderen Höhepunkt garniert werden: etwa einer Fotobox für das unvergessliche Bild, einem Feuerwerk und dem Fliegenlassen von Luftballons. Aus Letzterem wurde aber nichts. „Die Ballons konnten wegen eines Hackerangriffs auf das Unternehmen, bei dem wir sie bestellt hatten, nicht geliefert werden“, sagt Kirchner.

Und das Kleid? „Das war unter uns Mädchen natürlich ein großes Thema. Jede hoffte, dass keine andere das gleiche Kleid trägt – das hat geklappt“, sagt sie. Die Suche nach ihrem Traumkleid sei zeitintensiv und stressig gewesen. Aber die Suche habe sich gelohnt.

In Zülpich organisieren Schüler den Abiball bereits ein Jahr im voraus

Miriam Förster hat ihr Abitur am Clara-Fey-Gymnasium in Schleiden gemacht. Auch dort wurde im Vorfeld von allen Schülern der Jahrgangsstufe Geld eingesammelt: einmalig 60 Euro. „Leider haben wir es nicht geschafft, im Vorfeld mal eine Party zu organisieren. Sonst hätten wir wohl etwas mehr Geld zur Verfügung gehabt“, sagt die Eifelerin. „Der Abi-Ball war aber gut organisiert und echt schön.“

Die Zülpicherin Christina Opgenorth macht zwar erst 2018 ihr Abitur am Franken-Gymnasium, doch die Planungen haben bereits begonnen. Seit der Q 1 werden von jedem Schüler aus der Jahrgangsstufe 15 Euro eingesammelt, die ins Grundkapital fließen. Nach den Sommerferien beginne die heiße Phase der Planung des „schönsten Abends der Schulzeit“. Um ein Kleid habe sie sich aber noch nicht gekümmert.

Frisörtermine sind bei Abiturientinnen heiß begehrt

Der frühe Vogel fängt den Wurm – die frühe Abiturientin bekommt den Frisörtermin. „Die ersten Abiturientinnen haben sich bereits im April einen Termin geben lassen“, berichtet die Hollerather Frisörin Britta Franzen. Damit am großen Tag auch alles perfekt ist, kommen die Schüler laut Franzen vor dem Abschlussball sogar zur „Probe“. „Sie bringen ihr Kleid und ihre Schuhe mit, damit wir die Frisur darauf abstimmen können“, sagt Franzen.

In diesem Jahr sei vor allem der Dutt sehr beliebt gewesen. Und ohne das passende Make-up gehe keine Schülerin zum abschließenden Ball. Franzen: „Viele kommen sogar zweimal am Tag des Abi-Balls. Einmal morgens vor der Kirche und dann noch mal am frühen Abend.“

Am vergangenen Samstag habe sie 17 Abiturientinnen aus der Eifel die Haare gemacht. „Da war für andere Kunden gar kein Platz mehr“, sagt Franzen schmunzelnd: „Am Ende eines solchen Arbeitstags kann ich die Ziffern auf meiner Uhr vor lauter Haarlack nicht mehr erkennen.“ Der Trend zur Abi-Ball-Frisur sei erst vor vier, fünf Jahren aufgekommen, sagt die Eifelerin.

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