HS 30Panzer vergammelt im Naturschutzgebiet

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Kontrastprogramm in der „Schavener Heide“: das Wrack eines alten Schützenpanzers inmitten der Idylle.

Kontrastprogramm in der „Schavener Heide“: das Wrack eines alten Schützenpanzers inmitten der Idylle.

Schavener Heide – Die Szenerie wirkt schon ein wenig befremdlich. Unter zwei Birken gammelt ein Panzer mitten im Naturschutzgebiet vor sich hin. Es handelt sich um die Überreste eines HS 30 – eines Schützenpanzers, der von der Bundeswehr eingesetzt wurde. Fahrtüchtig ist das schwere Gerät, das in der „Schavener Heide“ steht, allerdings nicht mehr. Der Motor ist nur noch in Teilen erhalten, an einer Kette ist der Gummi bereits komplett verschwunden. Dafür gibt es im Inneren des Panzers noch Pedale und einige Griffe zu entdecken. Sogar reinklettern kann man durch eine Öffnung noch.

Den Begriff „Panzer“ verwendet die Bundeswehr, die das Hoheitsrecht über das Gelände hat, für die rostigen Überreste allerdings nicht mehr. „In meinem Bestand ist er nur noch als Hartziel verbucht“, berichtet Oberstabsfeldwebel Frank Mäntele. Eine andere Funktion habe der Panzer heute nicht mehr. „Er dient bei Geländeerkundungen zur Orientierung oder bei Trockenübungen mit der Panzerfaust als Ziel“, so Mäntele. Beschossen wird das Wrack indes nicht. Mäntele: „In der ,Schavener Heide’ ist kein scharfer Schuss mehr gefallen, seitdem das Jägerbataillon weg ist. Es wird noch nicht einmal mehr mit Plastik-Munition geschossen.“

Ihren Reiz als Übungsgelände der Bundeswehrstandorte Mechernich und Euskirchen hat die „Schavener Heide“ dennoch nicht verloren. Seit November des vergangenen Jahres üben Soldaten unter der Leitung von Hauptmann Stephan Laux dort auf dem neuen Lkw „Zetros“ für den Einsatz. Der Fahrschulleiter des Mechernicher Kraftfahrausbildungszentrums beackert das Geläuf fast täglich mit den geländegängigen Bundeswehr-Brummis.

Mechernich ist der einzige Standort in Deutschland, der Fahrer auf diesem speziellen Transportfahrzeug ausbildet. Derzeit sind in Mechernich – und speziell in der „Schavener Heide“ – drei dieser Fahrzeuge unterwegs. Das Besondere an dem geschützten Lkw ist laut Hauptmann Laux, dass er wegen des hohen Sicherheitsstandards schwerer ist als ein normaler Bundeswehr-Laster. Daher sei die Ausbildung auf dem Gefährt so wichtig.

In der „Schavener Heide“ finden Laux und seine Fahrlehrer dazu ideale Bedingungen. Laux: „Der Geländeparcours kann Mensch und Material schnell an die Grenzen bringen. Es geht aber vor allem darum, den Soldaten beizubringen, wo diese Grenzen liegen.“ Doch nicht nur für die Bundeswehr ist das Gelände zwischen Satzvey und Kommern interessant, sondern auch für Wanderer und Naturliebhaber. Seit 2001 ist es Naturschutzgebiet. „Wenn keine militärischen Übungen stattfinden, werden Wanderer geduldet“, sagt Mäntele. Die belgischen Streitkräfte verließen die „Schavener Heide“ 1977 (siehe Kasten). Seitdem kann sie täglich ab 17 Uhr und an Wochenenden erkundet werden. Das könnte sich allerdings ändern: Die Bundeswehr überarbeitet laut Mäntele zurzeit die Nutzungsbestimmungen. Mäntele ließ durchblicken, dass die Heide dann möglicherweise nur noch an Wochenenden zugänglich sein werde – unter gewissen Voraussetzungen.

Solche Überlegungen sieht Jan Lembach, Geschäftsführer des Naturparks Nordeifel, kritisch: „Wir haben immer noch Pläne in der Schublade, wie man Besucher durch das Naturschutzgebiet leiten kann.“ Gespräche mit den Verantwortlichen der Bundeswehr über eine gemeinsame Basis für die Nutzung hätten aber zu keinem Ergebnis geführt. Lembach will das Gebiet mit einer Beschilderung für Wanderer und Radfahrer noch attraktiver machen. Auch die Stadt Mechernich schätzt das Areal: Peter Kern vom Ordnungsamt der Stadt sagt: „Es ist ein einmaliges Gebiet, auf das wir gerne mehr Einfluss hätten.“

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