DorfladenNeue Ideen fürs „Sistiger Lädchen“ entwickelt

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Eine von sieben Verkaufsstellen in Deutschland für Bauer Spyridakis’ Öl ist Sistig. Kerstin Betz (l.) und Anja Schmitz räumen die Flaschen ins Regal des Dorflädchens.

Eine von sieben Verkaufsstellen in Deutschland für Bauer Spyridakis’ Öl ist Sistig. Kerstin Betz (l.) und Anja Schmitz räumen die Flaschen ins Regal des Dorflädchens.

Sistig – Das „Sistiger Lädchen“ hat als Ergänzung zu den üblichen Lebensmitteln nicht nur Eifeler Produkte wie selbstgemachte Nudelsorten aus Marmagen oder Honig aus Nettersheim im Angebot. Neuerdings steht dort auch natives Olivenöl aus Kreta im Holzregal. „Safi kala“ heißt das Produkt in Glasflaschen. Es ist von Landwirt Giorgos Spyridakis. Er lebt und arbeitet in Kamilari, einem malerischen Dorf in Südkreta in der Messara-Ebene.

Er stammt aus einer Bauernfamilie, die seit Generationen dort zu Hause ist. Jedes Jahr zwischen November und Januar, wenn die Oliven reif sind, holt Spyridakis sie mit seinem elektrischen Olivenpflücker von den Bäumen und sammelt sie in Netzen, die er zuvor unter den Bäumen ausgelegt hat.

Das heimische Olivenöl ist auf Kreta eine wichtige Säule der Ernährung. Die kretische Bevölkerung verbraucht mit 25 Litern pro Kopf und Jahr weltweit das meiste Olivenöl. Manche glauben, dass das Öl der Grund für die Langlebigkeit der Kreter und die niedrige Sterblichkeitsrate durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist.

„Ich habe meine eigene Marke für mein Öl entwickelt. Ich möchte ein Produkt von hoher Qualität anbieten, das mit Stolz seine kretische Herkunft präsentiert“, so Bauer Spyridakis. Sein Öl ist nun in Sistig erhältlich – ansonsten ist es in Deutschland nur in sechs weiteren Geschäften zu haben.

Für Sandro Hammermüller von der „Frische Genossenschaft“ passt das Produkt gut ins Sistiger Sortiment. Er ist ehrenamtlich tätig und unter anderem für den Einkauf zuständig. „Wir wollen auch Produkte anbieten, die man sonst nicht überall findet“, so Hammermüller. Und das Öl komme bei den Kunden gut an. „750 Milliliter kosten zwölf Euro. Das ist nicht billig, aber wer es einmal probiert hat, ist von der Qualität begeistert.“

Die Freude über die Arbeit in der Genossenschaft und fürs Lädchen ist bei der Crew jedoch nicht gänzlich ungetrübt. Zehn Mitarbeiter sind in Sistig beschäftigt. Eine Reihe von Ehrenamtlern unterstützen sie. „Anfangs lief es gut. Wir hoffen, dass wieder mehr eingekauft wird. Wenn es so schleppend bleibt, dann kann ich nicht sagen, wie die Zukunft aussieht“, berichtet Hammermüller. Die Zahl der Kunden sei mit rund 140 pro Tag konstant. Jedoch: Sie sorgen nicht mehr für so viel Umsatz wie in der Startphase, als die „Neulust“ noch groß war.

Rote Zahlen

Tiefrote Zahlen schreibt das schmucke Lädchen, das 170 Quadratmeter Verkaufsfläche bietet, nicht. Üppige Gewinne sind aber auch nicht zu verbuchen. Im vergangenen Jahr machte das Lädchen ein Plus von lediglich 279 Euro. „Das ist zu wenig“, so Hammermüller. Keineswegs verfolgt man in der Genossenschaft das Ziel, reich zu werden. Doch wenn keine Rücklagen gebildet werden können, kann es schnell eng werden, falls etwa Reparaturen anstehen – von denen man in den vergangenen beiden Jahren verschont blieb. Hammermüller macht dies anhand der Kühlanlagen deutlich: Wenn die unverhofft den Geist aufgeben, fangen die Kosten seinen Angaben zufolge bei etwa 750 Euro an und könnten auch schnell beim Doppelten liegen.

Ein gewisses Finanzpolster ist laut Hammermüller aus den guten Jahren da. Und den Kopf will man nicht in den Sand stecken. Aus der anfänglichen Euphorie müsse sich, so Hammermüller, eine wirtschaftliche Beständigkeit entwickeln. „Ich sehe es optimistisch und sage, dass wir noch einige Jahre vor uns haben. Man darf sich nur nicht ausruhen, sondern muss immer am Ball bleiben und neue Ideen entwickeln.“ Wie etwa der Verkauf des Öls von Kreta.

Das Lädchen

Nach der Schließung des Dorfladens hätten die 782 Einwohner Sistigs für jede Tüte Milch und jede Briefmarke weit fahren müssen. Die Sistiger fanden eine Lösung und gründeten die „Frische Genossenschaft“.

Im April 2013 eröffnete das „Sistiger Lädchen“. Es bietet neben Lebensmitteln auch eine Reihe von Dienstleistungen an. Darunter gibt es einen Lieferservice für Getränke, Lebensmittel, Präsentkörbe, eine Postagentur, Reinigungsannahme, die Möglichkeit, Prepaid-Handys aufzuladen, Geschenkkarten und einen Kopier- und Faxservice. In einem kleinen Bistrobereich steht eine Bücherkiste bereit. Bezahlen können Kunden auch bargeldlos mit einer EC-Karte. (küp)

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