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10.000 Quadratmeter Wald zerstörtSo schwierig war der Großeinsatz für die Feuerwehren

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Die Löscharbeiten gestalteten sich schwierig.

Mechernich –  Zunächst war es ein unklares Brandgeschehen, zu dem die Feuerwehrleute aus Satzvey und Kommern ausrückten. Am Ende war es ein Waldbrand, der nach Angaben von Einsatzleiter Ralf Eichen „tief gestapelt“ 250 Einsatzkräfte bis zum Sonntagmorgen in Atem hielt.

Ausmaße des Waldbrandes ungewöhnlich für die Region

„Wir gehen davon aus, dass eine Waldfläche von etwa 10.000 Quadratmetern beschädigt worden ist“, sagte Oliver Geschwind, der Pressesprecher der Kreis-Feuerwehr. Er fügte hinzu: „Ein solch großer Waldbrandist für die Region äußerst ungewöhnlich.“

Im Bereich Altusknipp auf dem Kommerner Griesberg war das Feuer am Samstag gegen 17 Uhr ausgebrochen. Durch den starken Wind, der zudem immer wieder seine Richtung änderte, breitete sich der Brand schnell aus und griff vom Boden auf die Bäume über.

Hinweise auf Brandstiftung

„Der Wald hat sich nicht selbst entzündet. Wir gehen Hinweisen nach, dass Jugendliche mit Feuerwerkskörpern hantiert haben“, sagte ein Polizist vor Ort zur möglichen Brandursache. Endgültige Klarheit darüber werden erst die weiteren Ermittlungen bringen. Für die Mechernicher Feuerwehr stand schnell fest, dass sie das Brandgeschehen von zwei Seiten bekämpfen muss, um Schlimmeres zu verhindern.

Aus Richtung Kommern versuchten die Feuerwehrleute über einen Wirtschaftsweg, der vom Mechernicher Weg abzweigt, möglichst nah an den Waldbrand heran zu kommen. Zu Fuß kämpften sich weitere Feuerwehrleute vom Krematorium an der Mechernicher Elisabethhütte den Anstieg zur Einsatzstelle hinauf.

Bevölkerung durch Warn-Apps gewarnt

Während die Einsatzkräfte die Löscharbeiten vorbereiteten, wurde die Bevölkerung über die Warn-Apps „Nina“ und „Katwarn“ über den Waldbrand informiert. „Eine direkte Gefahr für die Menschen in Mechernich und Kommern, für Tiere oder Gebäude, die an den Wald grenzen, hat nicht bestanden“, versicherte Geschwind.

Allerdings seien die ersteintreffenden Kräfte der Kommerner Feuerwehr von den Flammen überrascht worden. „Sie waren gerade auf dem Weg, Verstärkung zu holen. Sie konnten sich aber problemlos in Sicherheit bringen“, so Geschwind. Schläuche und abgelegte Schutzkleidung seien jedoch verbrannt.

Schwierige Wasserversorgung

Auf dem Parkplatz des Mühlenparks hatte die Feuerwehr die Einsatzleitung eingerichtet. Insgesamt rund 1500 Meter Schlauchleitung waren bis zur Einsatzstelle zu verlegen. „Allein am Krematorium sind acht C- und zwei B-Rohre im Einsatz“, sagte Ralf Eichen, der den Einsatz mit dem stellvertretenden Kreisbrandmeister Harald Heinen und Jens Schreiber, dem Leiter der Mechernicher Feuerwehr, koordinierte.

Als problematisch gestaltete sich die Wasserversorgung im betroffenen Gebiet. Da keine Fahrzeuge bis zum Feuer vordringen konnten, wurden vom Mechernicher Krematorium aus mehrere Leitungen durch den Wald in Richtung des Wegekreuzes am Altusknipp verlegt. Nach etwa 200 Metern installierten die Feuerwehrleute zwei weitere Tragkraftspritzen, die das Wasser den Hang hinauf pumpten, um die Kräfte im Waldbrandgebiet mit Löschwasser zu versorgen.

Keine Sportler oder Sparziergänger in Gefahr

„Durch das beherzte und schnelle Eingreifen haben die Feuerwehrleute wohl noch größeren Schaden verhindert“, sagte Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der nur wenige Minuten nach der Alarmierung an der Einsatzleitstelle eintraf. Wie Schick sagte, habe die Stadt das insgesamt etwa 24 Hektar große Waldstück erst vor etwa einem Jahr gekauft. „Der Wald wird in diesem Bereich gerne als Naherholungsgebiet genutzt“, so Schick. Daher könne man froh sein, dass keine Wanderer, Spaziergänger oder Sportler von dem Feuer überrascht worden seien. Er erklärte, dass sämtliche Wanderwege, die durch das Mechernicher Bundeswehrgebiet verlaufen, bis auf Weiteres gesperrt seien.

Mit Hilfe eines Polizeihubschraubers wurde der Brand aus der Luft beobachtet. Wehrleiter Jens Schreiber hob mit einem Piloten gegen 19.30 Uhr von einem Feld in der Nähe des Freilichtmuseums ab, um sich die Ausmaße des Brandes aus der Höhe anzuschauen. Parallel dazu wurde ein Bundeswehrhubschrauber mit Wasserbehältern angefordert. Der konnte im Laufe des Abends allerdings wieder abbestellt werden, da die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle hatte.

Drei Brandfahrzeuge hielten Wache

Jedoch waren zahlreiche Glutnester vorhanden, die sich im Bodenbereich des Waldes hartnäckig hielten. Dazu Geschwind: „Wir haben den Wald mit Netzmittel besprüht. Das dringt tiefer in den Waldboden ein.“

Mit Einbruch der Dunkelheit wurde das Gros der Einsatzkräfte, die von zahlreichen Helfern des Deutschen Roten Kreuzes mit Getränken und Essen versorgt wurden, abgezogen. Die ganze Nacht über blieben jedoch zwei Löschgruppen mit drei Fahrzeugen als Brandwache vor Ort. Am Sonntagmorgen wurden erneut zweieinhalb Löschzüge zum Altusknipp beordert. Diese Maßnahme war laut Einsatzleiter Eichen geplant, um die letzten Glutnester zu bekämpfen und die verwendeten Schläuche wieder einzuräumen.

Als der Einsatz später beendet wurde, zeigte sich Eichen mit dem Verlauf sehr zufrieden: „Das war eine gute Leistung von allen.“

Zusammenarbeit der Feuerwehren

Nicht nur Feuerwehrkräfte aus der Stadt Mechernich waren im Einsatz, um den Waldbrand am Griesberg zwischen Mechernich und Kommern zu bekämpfen. „Die Zusammenarbeit der Feuerwehren im Kreis Euskirchen hat wieder optimal funktioniert“, lobte der Pressesprecher der Kreis-Feuerwehr, Oliver Geschwind.

Unterstützung erhielt die Mechernicher Wehr von den Kameraden aus der Gemeinde Kall sowie aus den Städten Euskirchen, Schleiden und Zülpich. Sie unterstützten zum einen die Löscharbeiten und besetzten zum anderen die verwaisten Gerätehäuser im Stadtgebiet Mechernich. Mitarbeiter des Schleidener Brandschutzzentrums wurden mit dem Atemschutzcontainer zum Einsatzort beordert. Sie brachten zudem noch mehrere Tausend Liter Schaummittel mit.

Die Bundeswehrfeuerwehr entsandte ein geländefähiges Großraumtanklöschfahrzeug. In der Rettungsleitstelle des Kreises wurde vorsorglich ein Einsatzstab gebildet, da sich das Ausmaß des Brandes zunächst kaum einschätzen ließ.

Das Trägerfahrzeug samt Hochleistungswasserförderungs-Modul NRW (HLWF) rückte aus Euskirchen an. Dieser 36-Tonnen-Wechsellader ist mit einem Container bestückt, der mit dem Hytrans-Fire-System (HFS) ausgestattet ist. In dem 13 Tonnen schweren Abrollbehälter befindet sich das absetzbare Modul mit einer leistungsstarken Pumpe. Mit diesem Modul, konzipiert für die landesweite Gefahrenabwehr bei Großeinsatzlagen und Katastrophen, könnten im Notfall enorme Wassermengen gepumpt werden: bis zu 8000 Liter pro Minute. Letztlich wurde dieses System am Altusknipp jedoch nicht benötigt.

Weitere Brände in der Umgebung

Zwei weitere Brände machten am Wochenende im Kreis Euskirchen das Eingreifen der Feuerwehr erforderlich. Sie verliefen beide recht glimpflich.

Ein kleineres Feuer brach am Freitag bei Arloff aus. Beim Verbrennen von Gartenabfällen entzündete sich nach Angaben der Polizei eine angrenzende Wiese. Der Einsatz dauerte eine Stunde. Dort war die Wehr aus Arloff schnell zur Stelle und verhinderte Schlimmeres.

Auch in Olef war die Feuerwehr in Sachen Waldbrand im Einsatz. Gegen 21.25 Uhr am Samstag stellte ein Anwohner ein unbeaufsichtigtes Lagerfeuer unmittelbar am Waldrand fest. Die Feuerwehr rückte aus und verhinderte eine Ausbreitung des Feuers auf den Wald.

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