70 Jahre MechatronicsMechernicher Firma ist wieder auf Wachstumskurs

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Die frühere Firma Lahmeyer hat sich zu einem modernen Unternehmen gewandelt.

Die frühere Firma Lahmeyer hat sich zu einem modernen Unternehmen gewandelt.

Mechernich – Für viele Einheimische heißt die Firma, die seit nunmehr 70 Jahren direkt am Mechernicher Bahnhof beheimatet ist, immer noch „Lahmeyer“. Ab 1993 hieß das Unternehmen Piller GmbH, 1999 kurzzeitig Tessag Mechatronics. Seit 2001 firmierte das Unternehmen zunächst unter dem Namen RWE Mechatronics GmbH, bevor der große Energiedienstleister von Bord ging und 2005 eine erneute Umbenennung in Deutsche Mechatronics nötig wurde.

Die frühere Firma Lahmeyer hat sich zu einem modernen Unternehmen gewandelt.

Die frühere Firma Lahmeyer hat sich zu einem modernen Unternehmen gewandelt.

Die Firma Lahmeyer und ihre Rechtsnachfolger waren für die frühere Bergbaugemeinde Mechernich in den zurückliegenden Jahrzehnten ein sehr wichtiger Arbeitgeber und sind es auch heute noch. In Spitzenzeiten gehörten 560 Beschäftigte zum Unternehmen, das am kommenden Wochenende sein 70-jähriges Bestehen feiert. Aber es gab in der jüngeren Vergangenheit auch immer wieder Krisenzeiten – die jüngste im Jahr 2013, als die Deutsche Mechatronics in ein vorläufiges Insolvenzverfahren rutschte.

„Das waren schon schwierige Zeiten“, sagte Wolfgang Deinhard, der geschäftsführende Gesellschafter. Damals waren in Mechernich auch empfindliche Einschnitte nötig: Mehr als 150 Mitarbeiter verloren ihren Job. Es wurde jedoch eine Auffanggesellschaft eingerichtet, die den Betroffenen half, sich für andere Arbeitsstellen zu qualifizieren. „Grund für unsere Probleme damals war in erster Linie die Weltwirtschaftskrise. Unser Umsatz brach um die Hälfte ein“, erinnerte sich Wolfgang Deinhard.

Erfreuliche Entwicklung

Doch lieber spricht er jetzt von der erfreulichen Entwicklung, die die Deutsche Mechatronics in jüngster Zeit genommen hat. Man ist wieder auf Wachstumskurs, nachdem das Mechernicher Unternehmen 2014 Teil der Tri Star Group wurde, ein weltweit operierender Verbund, der für ein wirtschaftlich wesentlich solideres Fundament sorgt.

Jahrzehntelang verdiente Lahmeyer in erster Linie Geld mit dem Bau von Trafostationen, später arbeitete man eng mit der Heidelberger Druckmaschinen AG zusammen. Mittlerweile ist das Portfolio an unterschiedlichen Produkten, die in dem Mechernicher Unternehmen gefertigt werden, wesentlich größer. Man ist insgesamt breiter aufgestellt. Die Deutsche Mechatronics produziere Hightech-Systeme und Komponenten für technologieorientierte Unternehmen, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung. Dazu gehört zum Beispiel ein Fahrkartenautomat mit hochmodernem Touchscreen, der im Ausstellungsraum der Firma aufgebaut ist.

In der Fertigung setzte das Unternehmen damals auch  Frauen ein. Die sind heute in den Werkshallen kaum noch anzutreffen.

In der Fertigung setzte das Unternehmen damals auch  Frauen ein. Die sind heute in den Werkshallen kaum noch anzutreffen.

Solch hochkomplexe Produkte werden auch ins europäische Ausland geliefert, etwa nach Polen oder Norwegen. „Die Beschriftung wird dann je nach Landessprache angepasst“, berichtete Geschäftsführer Deinhard bei einem Rundgang über das Firmengelände.

Im gewerblichen Bereich wird bei Mechatronics durchgängig in drei Schichten gearbeitet. „Wegen einiger Auftragsspitzen“, so Deinhard, „nehmen wir teilweise auch den Samstag in Anspruch.“ Man müsse außerdem in bestimmten Zeiten auf Zeitarbeitskräfte zurückgreifen, um den Markt fristgerecht bedienen zu können. 30 Auszubildende beschäftigt die Firma zurzeit, an eine Aufstockung des Personalbestands von aktuell 330 Mitarbeitern ist allerdings erst einmal nicht gedacht. Immerhin hat die Deutsche Mechatronics eine Filiale in China, genauer gesagt in der Region Shanghai, in der 25 Einheimische angestellt sind.

Am kommenden Samstag wird das Jubiläum mit geladenen Gästen auf dem Werksgelände an der Friedrich-Wilhelm-Straße gefeiert. Alle Mitarbeiter und deren Familien sowie alle Ehemaligen hat die Werksleitung eingeladen. Zur Eröffnung um 11.30 Uhr hat sich auch Bürgermeister Dr. Schick angesagt.

Ein Blick in die Firmengeschichte

Seit 2010 ist Wolfgang Deinhard (l.) Geschäftsführer des Mechernicher Unternehmens. Ihm zur Seite steht Andreas Vieweg.

Seit 2010 ist Wolfgang Deinhard (l.) Geschäftsführer des Mechernicher Unternehmens. Ihm zur Seite steht Andreas Vieweg.

1947 Aus einer Reparaturwerkstatt für Transformatoren wird ein Standort der „Elektrizitäts-Actien-Gesellschaft vorm. W. Lahmeyer & Co“, Produktion von Transformatoren mit zunächst 50 Mitarbeitern.

1963 Entwicklung und Fertigung kompakter Transformatorstationen aus verzinktem Stahlblech mit Pulverlackierung für den langfristigen Außeneinsatz. Bis zum Jahr 2000 werden weltweit mehr als 50000 Lahmeyer-Kompaktstationen ausgeliefert.

1985 Jahrzehntelange Erfahrungen in der Blechverarbeitung und das elektrotechnische Know-how ermöglichen die Entwicklung von Gehäusen und Geräten für unterschiedlichste Anwendungen und die Integration komplexer Automatisierungs- und Steuerungstechnik.

1994 Einstieg in die Verfahrenstechnik mit der Entwicklung und Fertigung von Erstausrüster-Modulen (Infrarot- und Heißluft-Trocknersysteme, Systeme für die Luft- und Vakuumversorgung, Staubabscheidung sowie von Geräten für die Laserbearbeitung).

1998 Auslieferung des selbst entwickelten intelligenten Bildverarbeitungssystems VQC (Visual Quality Control).

2005 Das inzwischen aus der Lahmeyer AG ausgegliederte und in RWE Mechatronics GmbH umfirmierte Unternehmen wird zur Deutsche Mechatronics GmbH.

2009 Eröffnung einer Dependance in China. Das VQC-System wird vor Ort für den chinesischen Markt produziert.

2014 Einstieg der Tri Star Gruppe, Shanghai als Mehrheitsgesellschafterin. Wachstumsperspektiven durch die Einbindung in deren Wertschöpfungsprozesse. (hoc)

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