EinäscherungenNeuer Ofen für Übergewichtige im Krematorium in Mechernich

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Mechernich – Vor fünf Jahren nahm das Krematorium Bonn-Rhein-Erft am Standort Elisabethhütte seinen Betrieb auf. „Ich denke, wir haben das Unternehmen gut vorangebracht“, zieht Geschäftsführer Udo Alda Bilanz. Das Krematorium habe sich etabliert. Die Zahlen der Einäscherungen seien in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. 6500 sind für das Jahr 2016 vorgesehen. .

Feuerbestattungen boomen, sagt Alda: „Auch, weil sie preiswerter sind als Erdbestattungen.“ Im Mechernicher Stadtgebiet machen sie laut Alda rund 65 bis 70 Prozent der Bestattungen aus. Das Einzugsgebiet, aus dem Bestatter die Verstorbenen nach Mechernich bringen, reiche mittlerweile über das Städte-Dreieick Köln-Bonn-Aachen hinaus. Sogar aus Belgien kämen Kunden.

Zwei Öfen befeuern die Mitarbeiter für die Feuerbestattungen an der Elisabethhütte. 7500 bis 8000 Einäscherungen pro Jahr seien das Maximum, schätzt Alda. Ein dritter Ofen soll daher mittel- bis langfristig hinzukommen. „Die Möglichkeiten dazu sind vorhanden. Die notwendigen Baugenehmigungen liegen uns bereits vor“, so der Geschäftsführer. Doch zuerst müsse noch das vorhandene Kühlhaus ausgebaut werden. Die Baufahrzeuge sind schon angerollt.

„Verwechslungen ausgeschlossen“

Der dritte Ofen soll laut Planung dann vor allem für Verstorbene mit Übergewicht reserviert sein. Denn die würden mehr, berichtet Alda: „Mittlerweile ist fast jeder Dritte, der hier eingeäschert wird, übergewichtig. Die Leute werden immer schwerer.“

Das größere Volumen wirke sich zwangsläufig auch auf den Ablauf der (Feuer-) Bestattung aus. Die Standardmaße eines Sarges reichten da häufig nicht mehr. Längere Einäscherungszeiten seien zu berücksichtigen.

„Wir fahren in der Regel immer zur vollen Stunde ein“, erklärt Alda. Strenge gesetzliche Vorschriften und Sicherheitsbedingungen gelten in den Räumlichkeiten, wo immer auch eine zweite Leichenschau durch einen Arzt vorgenommen werde.

Die Abläufe sind strukturiert. Verwechslungen könnten hier nicht passieren, betont Alda: „Wir haben hier kein Vier-Augen-, sondern ein Sechs-Augen-Prinzip, um auszuschließen, dass andere Kremationsreste in die Urne gelangen.“ Der TÜV überwache permanent die computergestützten Abläufe.

„Das ist im Prinzip wie ein Hochofen“

Der Sarg wird mit einer automatischen Vorrichtung in den 850 Grad heißen Ofen gefahren. In der nachgelagerten Brennkammer herrschten sogar Temperaturen von 1300 Grad. „Das ist im Prinzip wie ein Hochofen“, so Alda. Später wird die Asche per Magnet von Metallen getrennt – etwa künstliche Hüftgelenke, Schrauben und Ähnliches mehr. Auch toxische Stoffe, die im Körper enthalten sind, müssten fachgerecht entsorgt werden. „Das, was aus den Schornsteinen rauskommt, ist nur Wasserdampf“, versichert Alda.

2013 hatte Alda die Geschäftsführung übernommen. Als erste Amtshandlung habe er damals den zweiten Ofen bauen lassen. Der 72-Jährige ist ein Quereinsteiger aus der Modebranche. Vielleicht liegt ihm der Dienstleistungsgedanke deshalb so nah. Für Verwandte, die dabei sein möchten, wenn der Sarg ihres Angehörigen in den Ofen fährt, hat man sogar eigens einen Raum geschaffen. Für Alda ist klar: „Die Einäscherung hier wollen wir mit dem Anspruch machen, wie wir selbst behandelt werden möchten. Wir wollen keine Fabrik sein.“

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