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RurseeHeftiges Gerangel um den Kletterwald auf der Halbinsel Eschauel

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Bei den Vermessungsarbeiten erhielt Yasmin Kalmuth-Büyükdere Hilfe von Marcel Schneider und Oliver Günter.

Bei den Vermessungsarbeiten erhielt Yasmin Kalmuth-Büyükdere Hilfe von Marcel Schneider und Oliver Günter.

Eschauel – Der geplante Kletterwald auf der Halbinsel Eschauel am Rursee, unterhalb von Schmidt, erregt weiterhin die Gemüter. Es gibt Initiativen dafür und dagegen. Kritiker befürchten, dass das idyllische Kleinod auf der Halbinsel gefährdet ist. Befürworter sehen hingegen etwas Schönes und Wertvolles für die Region.

Petitionen

Es gibt Petitionen von beiden Seiten. „Analog“, also auf klassischen Unterschriftenlisten, haben die Befürworter über 1000 Stimmen zusammengetragen. In den Online-Petitionen sieht das Bild anders aus: Stand Mittwochnachmittag hatten sich 839 Nutzer bei der Kontra-Petition eingetragen, auf der Pro-Seite waren es 38.

Soziale Netzwerke

Hoch her geht es in den sozialen Netzwerken. Der Ton ist rau geworden. Nideggens Bürgermeister Marco Schmunkamp beobachtet die Stimmungslage und Stimmungsmache. „Solch einen Hype habe ich noch nicht erlebt“, sagte er – und ist durchaus besorgt. Anhand des Kletterwald-Projekts werde deutlich, wie gefährlich solche Kanäle sein können: „Das Niveau sinkt, wenn man scheinbar anonymer agieren kann.“ Für sich und die Verwaltung hat der 39-Jährige, der seit gut 16 Monaten im Amt ist, Zurückhaltung ausgerufen. „Wir werden uns nicht als Stadt an Gerüchten und Unwahrheiten beteiligen. Wir nutzen die sozialen Medien – um gesicherte Informationen weiterzugeben.“ Wichtig ist für ihn, „dass wir uns nicht sofort nervös machen lassen und sachlich an das Vorhaben herangehen. So wie es jeder, der in unserem Stadtgebiet investieren will, verdient hat.“

Seit Monaten sehe sie sich, so Projekt-Initiatorin Yasmin Kalmuth-Büyükdere, Beschimpfungen und Bedrohungen gegenüber. Gleiches gelte für einige Mitglieder, die zur Unterstützung des Vorhabens den „Initiativkreis Pro Kletterwald“ gegründet haben. „Das geht bis in die Schule, bis hin zu unseren Kindern“, so Kalmuth-Büyükdere. Auch werde an der Glaubwürdigkeit eines Umwelt-, Artenschutz und Lärmschutzgutachtens, die Befürchtungen um Lärm oder Nachteile für Pflanzen und Tiere entkräften, gezweifelt.

Vermessung

Rund zwei Hektar groß ist das Gelände, in dem Kalmuth-Büyükdere einen Kletterwald einrichten möchte. Vergangene Woche wurden in dem Areal einige Bäume mit Absperrband markiert, auf andere mit roter Farbe Zahlen gesprüht. Dies hatte für Unruhe gesorgt. Schmunkamp erklärte: „Die Vorhabenträgerin hat von uns ein Betretungsrecht für das Waldstück erhalten, um mögliche Streckenführungen auszumessen.“ Schmunkamp betonte: „Dies ist keine Bau-Garantie.“ Gleichwohl sei der Zeitpunkt kurz nach der Bürgerbeteiligung unglücklich gewählt.

Die Vermesser Marcel Schneider und Oliver Günter helfen und unterstützen Investorin Kalmuth-Büyükdere. „Sie kommen aus Sachsen und waren gerade hier. Deshalb haben wir die Vermessung durchgeführt, damit sie nicht ein zweites Mal anreisen müssen. Wir möchten die Kletterparcours anschaulich darstellen, um aufzuklären, wie die Gestaltung des Kletterwaldes aussehen könnte. Dies soll keinen Entscheidungen vorgreifen und nicht provozieren.“

Wie geht es weiter?

Kalmuth-Büyükdere sagte, dass sie sich weiter für ihr Projekt engagieren werde. Der Kletterwald sei eine Bereicherung für die Eschauel, die Region und die touristische Entwicklung. Man sei aufseiten der Befürworter weiter an einem Dialog interessiert, ebenso an einem fairen Verfahren und an guter Nachbarschaft.

„Wenn es sachliche Gründe aus der Bürgerschaft gibt, die überwiegen, dann kann man es sicherlich nicht gegen den Willen umsetzen. Wenn es emotionale Gründe sind, dann sind wir als Verwaltung und Rat gefordert, die sachlichen Gründe in den Vordergrund zu stellen und uns nicht von Emotionalität leiten zu lassen. Das wird die Herausforderung in diesem Vorhaben sein“, so Bürgermeister Schmunkamp.

Wann der Stadtrat entscheidet, ob das Kletterwald-Vorhaben in die nächste Phase geht oder verworfen wird, ist laut Schmunkamp noch unklar. „Wir benötigen noch viele Antworten auf Fragen. Unter anderem die der Träger öffentlicher Belange. Das wird bestimmt noch mindestens einen Monat dauern.“ Anregungen und Bedenken können Bürger noch bis zum 20. Februar im Rathaus der Stadt Nideggen abgeben.

Die Petitionen pro und contra Kletterwald sind im Internet abrufbar:

www.openpetition.de/petition/online/pro-kletterwald-am-eschauel-schmidt

www.change.org/p/an-den-rat-und-den-b%C3%BCrgermeister-der-stadt-nideggen-nein-zu-einem-kletterwald-in-einer-naturoase-in-eschauel-am-rursee

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