Abo

Forum VogelsangPlatz der Vielfalt und Verständigung – 1000 Festgäste bei Eröffnung

Lesezeit 3 Minuten
1492500038413078

Die riesige Anlage in der Eifel aus der Luft.

Vogelsang – Dankbarkeit, Freude, Erleichterung. Mit diesen drei Worten gibt Manfred Poth einen Einblick in sein Seelenleben.

Gleichzeitig spricht der Aufsichtsratsvorsitzende von Vogelsang ip und Allgemeine Vertreter des Kreis Euskirchener Landrats wohl vielen der rund 1000 Gäste aus der Seele, die an diesem sonnigen Sonntagmorgen auf dem Adlerhof in Vogelsang sind.

Minister, Abgeordnete und Vertreter verschiedenster Institutionen sind da, um den Tag zu feiern, auf den so viele hingearbeitet haben, seitdem das belgische Militär angekündigt hat, aus Vogelsang abzuziehen.

15 Jahre sind seitdem vergangen, 45 Millionen Euro sind investiert, nun ist das Forum Vogelsang eröffnet. Noch bevor sich die Gäste auf dem Adlerhof versammeln, nehmen NRW-Familienministerin Christina Kampmann und Ministerialdirektor Dr. Günter Winands die NS-Dokumentation „Bestimmung: Herrenmensch“ in Augenschein.

In dieser kleinen Runde wird das Interesse an der Ausstellung bereits deutlich. Aufmerksam wird den Erklärungen von Klaus Ring und Stefan Wunsch gelauscht – doch Albert Moritz, Geschäftsführer der Vogelsang ip, muss den Zeitplan im Auge behalten und ein wenig zur Eile mahnen.

Später bringt Kampmann zum Ausdruck, dass in Vogelsang mit der kritischen Erinnerung und dem genauen Hinschauen ein guter Weg beschritten werde. Verbote und Tabuisierungen hätten einen solchen Ort mit einer Aura ausgestattet, die man wahrlich nicht wolle.

Sie macht deutlich, wie wichtig ein solcher Ort in Zeiten wachsender Ressentiments sei, in der wieder Rhetorik verwendet werde, die an NS-Stilmittel erinnere. Spontaner Applaus brandet auf, als sie eine rote Linie zieht: „Wir müssen Zeichen setzen, dass Menschenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft keinen Platz hat.“

Frieden, Vielfalt und Verständigung sieht auch Kampmanns Kollege aus dem Umweltressort als zentrale Punkte. Johannes Remmel sagt, dass Menschenverachtung und Hassideologien kein Platz eingeräumt werden dürfe. Die Symbiose mit dem Nationalpark passe an diesen Ort.

In der Ausstellung „Wildnis(t)räume werde deutlich, wie wertvoll die Natur und unser Planet sei. Ein Aushängeschild sei Vogelsang nun in den Themenbereichen Wildnis- und Umweltbildung.

Dies untermauert Andreas Wiebe, Leiter des Landesbetriebs Wald und Holz NRW, mit Zahlen: 870000 Besucher zähle man bereits jährlich im bislang einzigen Nationalpark des Landes, die Million sei nicht weit entfernt.

An einem solchen Festtag stehen die zahlreichen kontroversen Diskussionen über mehrfach verschobene Eröffnungstermine und Mehrkosten – die „finanziellen Wirrungen und Irrungen“, wie Poth es beschreibt – nicht im Mittelpunkt.

Der Dank und die Zuversicht, dass Vogelsang zu dem weltoffenen, toleranten und internationalen Platz wird, als der der Ort nun konzipiert ist, stehen stattdessen im Mittelpunkt.

Das bringt Prof. Jürgen Rolle vom Landschaftsverband Rheinland augenzwinkernd auf den Punkt. Mit Blick auf die so viel diskutierten Verzögerungen und Verteuerungen sagt er: „Ich komme aus Köln. Da freut man sich, wenn mal was fertig wird.“ Auf das Ergebnis warten nicht nur die Festgäste gespannt. Kaum ist das rote Band als offizieller Akt zerschnitten, strömen sie zahlreich in die Ausstellungen und geben einen Vorgeschmack auf den Ansturm, der Vogelsang in den kommenden Wochen erwarten dürfte.

Rundschau abonnieren