GemündQuereinsteiger in den Beruf des Altenpflegers haben hervorragende Chancen

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Anke Fues-Miehl und Arno Brauckmann im Evangelischen Alten- und Pflegeheim bei der Dokumentationsunterweisung.

Anke Fues-Miehl und Arno Brauckmann im Evangelischen Alten- und Pflegeheim bei der Dokumentationsunterweisung.

Gemünd – Wenn Arno Brauckmann über die Arbeit im Evangelischen Alten- und Pflegeheim (EvA) in Gemünd redet, dann ist zu spüren, dass neben seinem Fachwissen als Pflegedienstleiter auch das Herz mitspricht.

„Der Beruf des Altenpflegers wird leider immer wieder verrissen“, bedauert er. Er möchte für den Beruf werben. Was aus seinem Mund überzeugend klingt, denn schließlich ist er seit über 30 Jahren im Beruf – so genau weiß er es schon gar nicht mehr.

Denn die Arbeit im Altenheim sei eine dankbare Tätigkeit, betont er. Von den Bewohnern komme so viel zurück an Wärme und Dankbarkeit, das falle in der Betrachtung von außen oft unter den Tisch. Was schwierig sei, das seien die Vorgaben wie der Zeitdruck, der durch die Gesetze im Gesundheitswesen verursacht werde. Da bestehe erheblicher Handlungsbedarf.

Anke Fues-Miehl sieht das nicht anders. Die 51-jährige Kallerin ist in ihrem dritten Lehrjahr zur Altenpflegerin. Im nächsten Februar wird sie die Prüfung ablegen. Auch sie hat nur gute Erfahrungen gemacht. „Es entstehen richtiggehende Freundschaften mit den Bewohnern“, erzählt sie, um begeistert fortzufahren: „Das Altenheim ist fast so etwas wie ein zweites Zuhause geworden.“

Ausbildung im fortgeschrittenen Alter

Dass Fues-Miehl die Ausbildung zur Altenpflegerin im fortgeschrittenen Alter macht, ist nichts Ungewöhnliches im EvA. Hier hat bereits eine 56-jährige Frau ihre Ausbildung erfolgreich absolviert.

„Man ist nie zu alt zum Lernen“, sagt Brauckmann lächelnd. Auch dass Fues-Miehl aus einer ganz anderen Branche kommt, kümmert ihn nicht. Schließlich hat er selbst vor seiner Ausbildung zum Krankenpfleger eine Schreinerlehre absolviert.

Eigentlich habe sie 30 Jahre in ihrem erlernten Beruf als Einzelhandelskauffrau gearbeitet, berichtet die Quereinsteigerin. Aus gesundheitlichen Gründen habe sie diese Tätigkeit aber aufgeben müssen. Den ersten Kontakt mit der Altenpflege machte sie in Kall im Pflegewohnhaus des EvA.

„Da hatte ich meine ersten Kontakte mit Bewohnern“, erinnert sie sich. Doch als sie dann gefragt wurde, ob sie sich nicht vorstellen könnte, sich zur Altenpflegerin ausbilden zu lassen, hatte sie Vorbehalte.

„Ich habe gedacht, ich bin zu alt“, erzählt sie. In der Tat sei es für viele Ältere ungewohnt, wieder zur Schule zu gehen, bestätigt Brauckmann. Doch bei Fues-Miehl klappte es – auch durch die Unterstützung der Klassenkameraden. „Die ersten Tage habe ich mich erschrocken: so viele Fremdwörter. Aber die Klassenkameraden haben mir da geholfen“, erinnert sie sich. 26 Schüler seien es am Anfang gewesen, jetzt steuerten noch 15 auf den Abschluss zu.

Bedarf ist ungebrochen

Dabei sind die Aussichten der Schüler auf einen Arbeitsplatz hervorragend. „Wer diese Ausbildung anfängt, der hat schon fast eine Anstellungsgarantie“, sagt Brauckmann. Der Bedarf ist ungebrochen. Allein in NRW hat es im März 2017 rund 3000 offizielle Stellenangebote gegeben. „Der Bedarf wird in den nächsten Jahren weiter steigen“, so Brauckmann. Auch die steigenden Ansprüche an die Pflege sorgten für weitere Nachfrage.

Im EvA werden derzeit zehn Auszubildende in den Beruf gebracht. Was Brauckmann bedauert, ist allerdings, dass sich darunter nur zwei Männer befinden. „Der Beruf ist völlig zu Unrecht bei Männern im Abseits“, beklagt er. Die Bezahlung sei außerdem viel besser, als oft behauptet werde. Schließlich gebe es bereits im ersten Lehrjahr mehr als 1000 Euro brutto. Und ein Berufseinsteiger erhalte im Gemünder Altenheim als Pflegefachkraft brutto 2635 Euro.

Auch seien die Weiterbildungsmöglichkeiten immens. Lebender Beweis ist das Leitungsteam des Gemünder Altenheims. Während Brauckmann seine Krankenpflegerausbildung mit einer Reihe von Weiterbildungen ergänzte, um die für eine Pflegedienstleitung notwendige Qualifikation zu erreichen, hat Geschäftsführer Malte Duisberg seine Altenpfleger-Ausbildung mit einem Betriebswirtschaftsstudium ergänzt. „Das kann jeder nach seinen Schwerpunkten machen, sich spezialisieren und seinen Weg weitergehen“, sagt Brauckmann.

Auf der Gesundheits-Berufemesse in Euskirchen wird er wie im vergangenen Jahr versuchen, die interessierten Schüler für eine Ausbildung in der Altenpflege zu gewinnen. Darin ist Brauckmann Überzeugungstäter, das ist unverkennbar. „Wir wollen keinen Job erledigen, es ist eine Art Lebensphilosophie“, beschreibt er seine Sicht der Dinge.

Alle Informationen zur Messe

Einen umfassenden Überblick über die Berufe, die im Gesundheitssektor angeboten werden, bietet die Gesundheits-Berufemesse, die am Mittwoch, 21. Juni, von 8.30 bis 13 Uhr in Euskirchen im City-Forum, Hochstraße 39-41, stattfindet.

Dort präsentieren sich Arbeitgeber und Bildungsträger, um zu persönlichen Gesprächen und Beratungen rund um die Branche zur Verfügung zu stehen. Veranstaltet wird die Messe von Region und Stadt Aachen, den Kreisen Euskirchen und Heinsberg sowie den Agenturen für Arbeit Aachen-Düren und Euskirchen, dem Jobcenter EU-aktiv und dem Jobcenter Kreis Heinsberg.

In einem Berufs-Parcours können Schüler und Ausbildungsplatzsuchende an verschiedenen Praxisstationen einen Einblick in die Vielzahl der Tätigkeiten im Gesundheitssektor gewinnen und erste Erfahrungen sammeln. Neben einer Ausstellung werden in Workshops Wege in die Pflegeberufe, Berufsbilder wie Augenoptiker oder Orthopädieschuhmacher sowie weitere Arbeitsfelder und Ausbildungsmöglichkeiten in der Gesundheitsbranche erläutert.

Zielgruppen der Veranstaltung sind Schüler, Quer- und Wiedereinsteiger, junge Erwachsene und Personen in der Orientierungsphase. (sev)

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