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StolpersteineIrritationen aus der Welt geschafft

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Wie am 1. Juli in Gemünd soll der Kölner Künstler Gunter Demnig im Oktober auch in Hellenthal Stolpersteine verlegen, die an die Ermordung jüdischer Mitbürger erinnern sollen. (Archivfoto: Larmann)

Wie am 1. Juli in Gemünd soll der Kölner Künstler Gunter Demnig im Oktober auch in Hellenthal Stolpersteine verlegen, die an die Ermordung jüdischer Mitbürger erinnern sollen. (Archivfoto: Larmann)

Hellenthal/Blumenthal – Die Mitglieder des Arbeitskreises Judit.H (Geschichte der Juden im Tal, Hellenthal) wollen am 20. Oktober vor zwei Häusern „Im Kirschseiffen“ und in der Kölner Straße in Hellenthal zehn Stolpersteine verlegen lassen. Im Vorfeld der Sitzung des Bauausschusses kam es in diesem Zusammenhang zu einigen Irritationen.

„Wieder einmal haben einige Wirrköpfe die Gemeinde Hellenthal und den Ort Blumenthal durch die erneute Beschädigung des Mahnmals in Blumenthal in negatives Gerede gebracht“, schrieben Vertreter des Arbeitskreises, der evangelische Pfarrer Oliver Joswig, Bernward Micken und Karl Reger an Bürgermeister Rudolf Westerburg. „Diesmal bleibt es jedoch nicht bei der Sachbeschädigung. Mitbürger fühlen sich bedroht, haben Angst um die Verletzlichkeit ihrer Person und um die Unversehrtheit ihres Eigentums. So wurden zum Beispiel ursprünglich gern erteilte Zustimmungen zur Verlegung von Stolpersteinen für die Opfer des Nazi-Terrors zwischen 1933 und 1945 in Frage gestellt oder zurückgenommen.“ Daher sei es dringend erforderlich, Flagge zu zeigen und sichtbar zu machen, dass die deutliche Mehrheit der Gemeinde und ihre Funktionsträger solche Taten und die dahinter stehende Gesinnung aufs Schärfste verurteilten.

Als Bürgermeister Westerburg aus dem Urlaub zurückgekommen war, erfuhr er von den Sorgen der betroffenen Hauseigentümer. In seiner Vorlage hatte er festgehalten: „Der Verlegung von Stolpersteinen wird zugestimmt, soweit die angrenzenden Grundstückseigentümer hiermit einverstanden sind.“ Die Vertreter von Judit.H fürchteten daraufhin, dass es nicht zur Verlegung kommen werde.

„In der Sache gut ausgetauscht“

Westerburg erklärte den Ausschussmitgliedern, für die Verwaltung sei klar, dass man sich deutlich gegen Rechtsextremismus positionieren müsse. Ihm sei es darauf angekommen, dass dies mit dem Einverständnis aller geschehen solle, auch der Hauseigentümer, deren Ängste man ernst nehmen müsse.

Vertreter des Arbeitskreises, der Bürgermeister und Ausschussvorsitzender Hans-Josef Schmahl trafen sich am Donnerstag vor einer Woche zu einem Gespräch. „Wir haben uns in der Sache gut ausgetauscht“, so Westerburg. Er hatte sich nach dem Gespräch mit den beiden Hauseigentümern in Verbindung gesetzt. Beide hätten noch einmal ihre Nöte deutlich gemacht, sich aber für die Durchführung der Aktion ausgesprochen. Margarete Felser-Micken von den Grünen stellte den Antrag, der Verlegung von Stolpersteinen für die Zukunft generell zuzustimmen, schließlich seien weitere Aktionen geplant.

Der Ausschuss war einverstanden. Der Nebensatz, der eine Zustimmung der Hauseigentümer vorsah, wurde gestrichen. Ferner wurde zugestimmt, dass die Gemeinde als klares Bekenntnis gegen Rechtsextremismus die Patenschaft über einen Stolperstein übernimmt.

In der Kölner Straße sollen vier Steine für die Familie Löwenstein und „Im Kirschseiffen“ sechs Steine für die Familie Rothschild verlegt werden.

Judit.H pflegt Kontakt zu den Nachkommen von Julius Rothschild, dem 1938 die Flucht nach Mexiko gelang. Es ist geplant, dass Mitglieder dieser Familie zur Verlegung der Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig nach Hellenthal kommen. Am Vorabend der Verlegung soll Demnig einen Vortrag über die Kunstaktion halten.

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