Thomas FriebeDie Stimme von „Wer wird Millionär?“

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Volle Konzentration: Stimme und Bild müssen bei Thomas Friebe zusammenpassen.

Volle Konzentration: Stimme und Bild müssen bei Thomas Friebe zusammenpassen.

Bad Münstereifel – Auf den Ohren von Thomas Friebe sitzt ein Kopfhörer, direkt vor ihm steht ein Mikrofon. „Drei – zwei – eins“ läuft der Countdown auf dem Bildschirm im RTL-Studio herunter – und schon setzt Friebe mit seinem Sprechertext ein: „Herzlich willkommen zu ,Wer wird Millionär?’ Die Chance auf eine Million Euro haben heute diese fünf Kandidaten… Und hier kommt ihr Moderator: Hier ist Günter Jauch.“

Friebe, der seine Jugend in Bad Münstereifel verbracht hat, ist ein sogenannter „Off-Sprecher“, also einer, der im Hintergrund von TV-Sendungen eine wichtige Rolle innehat. Er spricht „Showopenings“, stellt Kandidaten vor, vertont kurze Filmsequenzen und lange Dokumentationen.

Eins seiner Lieblingsformate, das er spricht, ist der „Trödel-Trupp“ bei RTL 2. Auch von der Sendung „Auto–Motor- Sport“ auf DMAX kennen die Zuschauer seine Stimme. Ebenso hat er „Die beste Klasse Deutschlands“ im ZDF-Kinderkanal und die ARD-Show „Der Klügste Deutsche“ mit Kai Pflaume hat er „vertont“.

Unglaublich schnell liest er seine Sprechertexte dabei von Blatt oder Monitor ab, seine Stimme wirkt noch nicht mal gehetzt, sie bleibt ausdrucksstark. Jedes Wort ist für ihn auf die Sekunde genau festgelegt. Die Silben, die er betonen möchte, hat er sich deutlich markiert. Manchmal spürt er, dass er schneller sprechen muss. „Das hat viel mit Erfahrung zu tun, den Text mit Bild und Timecode im Blick zu haben“, so Friebe: „Das Timing ist immens wichtig. Sonst passt es für die Zuschauer nicht mit dem Bild zusammen.“ Manchmal muss er auch während einer Live-Sendung den Text „on the fly“, also noch während des Sprechens, ändern. Da hilft ihm seine journalistische Ausbildung, das ein oder andere Wort wegzulassen.

Der in Köln lebende Friebe ist aber nicht nur „Off-Sprecher“, er „macht“ auch Filmsynchronisationen, Hörbücher, Werbespots und Computerspiele – etwa als deutsche Synchronstimme des Helden „Desmond Miles“, der aus dem Jahr 2012 in die Vergangenheit seiner Urahnen reist. Mit dem Auftrag, für das millionenfach verkaufte Computerspiel „Assasin“s Creed“ zu sprechen, habe er einen großen Coup an Land gezogen.

Auch einige der heutzutage beliebten Hörbücher hat Friebe „besprochen“, wie die erfolgreiche Hörbuch-Fassung des Bestseller-Roman „Der Schwarm“ von Frank Schätzing oder beim gemeinnützigen Projekt für Kinder und Jugendliche namens „Pollution Police – die kleinen Pfadfinder“. „Unvorbereitet in ein Hörbuch zu gehen, ist eine Todsünde. Wenn man Hörbücher macht, ist das sehr zeitintensiv. Mindestens zwei- bis dreimal muss man das Buch vorher gelesen haben.“

Ähnlich wie bei Modelagenturen kann auch der Sprecher für Projekte gebucht werden. Als sogenannte „Station Voice“, als ein Sprecher der für einen Hörfunk- oder Fernsehsender viele Trailer, Jingles oder Teaser spricht, ist Friebe für den jungen Sender „RTL Nitro“ und „Bibel TV“ tätig. Daneben vertont er auch Werbespots, Podcasts, E-Learning-Programme oder Youtube-Filme. Fernseh- oder Kinofilme synchronisiert Friebe nicht so viele, da „Köln kein so großer Synchronmarkt für Filme ist“. Da müsse man eher in Berlin, München oder Hamburg wohnen, erläutert er. Trotz der unzähligen Sprechertätigkeiten ist seine Stimme nicht unbedingt als „markant“ wieder zu erkennen.

Seine Stimme ist vielmehr wandelbar, darauf legt er Wert. „Das macht die Qualität meiner Arbeit aus, dass ich mich auf die verschiedenen Haltungen oder Gefühlsstimmungen einlasse“, sagt Friebe: „Deshalb werde ich auch gerne gebucht, glaube ich“. Mit Unbehagen erinnert sich Friebe allerdings an seine ersten Schritte als Radiostimme bei einem Lokalsender in Süddeutschland. „Ich war damals der schlechteste Nachrichtensprecher. Als ich das erste Mal im Studio beim Radio vor dem Mikrofon stand, habe ich nichts mehr rausgebracht. Meine Kollegen im Studio haben zum Glück reaktionsschnell Musik eingespielt, um die Panne zu überbrücken.“

Der Chef habe aber trotz des Missgeschicks an ihn geglaubt. „Das wird schon“, habe er er ihm Mut zugesprochen. Das Ziel, seine Stimme als Potenzial zu nutzen, hat Friebe nie aus den Augen verloren. „Ich habe mir meine Sicherheit am Mikrofon hart erarbeitet.“ Damit es anderen nicht so geht wie ihm, bietet er mittlerweile Unterstützung in Coaching-Seminaren an.

Einen Teil seiner Schulzeit hat Friebe im Erzbischöflichen St.-Angela-Gymnasium in Bad Münstereifel verbracht. Erst kürzlich gab es nach 25 Jahren beim Abi-Jahrgangstreffen ein schönes Wiedersehen mit einem großen Teil der rund 100 Mitschüler.

An die Oberstufenzeit in der Kurstadt erinnert er sich gerne. „Wir mussten zwar immer um 22 Uhr abends im ,Kasten’ sein, so wurde das Internat damals bei uns genannt, aber es war eine schöne Zeit.“

Jedes Jahr seien die Schüler innerhalb des Konvikts in andere Zimmer gezogen. „In der Jahrgangsstufe 13 wohnte ich mit den besten Kumpels in der obersten Etage. Dieser fantastische Blick auf Bad Münstereifel, das war schon legendär.“

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