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Wetter-Chaos in Mechernich12.000 Bürger nutzen Handy-App „Katwarn"

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Die Einsatzkräfte sind im Dauereinsatz.

Kreis Euskirchen – Am Donnerstagnachmittag war es wieder so weit: Die Wetterdienste schickten über ihre Apps Warnungen vor Gewittern auf die Smartphones, auch das Katwarn-System meldete sich mit diesem Hinweis. Eine möglichst schnelle und umfassende Warnung vor aufziehenden Gefahren ist wichtig, damit die Menschen vielleicht die Möglichkeit haben, Dinge in Sicherheit zu bringen.

Jemand, der sich von Amtswegen um den Bevölkerungsschutz im Kreis Euskirchen kümmert, ist Kreisbrandmeister Udo Crespin. Für den einsatzerfahrenen Leiter des Amts für Gefahrenabwehr hat sich schon immer die Frage gestellt, wie die Retter die rund 190000 Bewohner des Kreises Euskirchen mit Meldungen und Informationen zu lokalen Unwettern und anderen potenziell gefährlichen Ereignissen erreichen können.

Derartige Warnungen können direkt auf die Handys gesendet werden. Als einer der Ersten in NRW schloss sich daher der Kreis Euskirchen im Juni letzten Jahres Katwarn an. „Hauptgrund zur schnellen Einführung war unter anderem ein mögliches Schreckensszenario im Zusammenhang mit dem belgischen Atomkraftwerk Tihange“, sagte Crespin.

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App kann auch bei Großbränden Tipps geben

Im Januar etwa wurden die Menschen über den Fund einer Weltkriegsbombe in der Euskirchener Südstadt und die im Zuge der Entschärfung nötige Evakuierung ganzer Straßenzüge informiert. Auch im Fall von Trinkwasserverschmutzungen, Stromausfällen oder eben Unwettern und Hochwasser kann die Bevölkerung in der direkten Umgebung über Katwarn alarmiert werden. „Die Bürger wissen dadurch, was passiert ist und wie sie sich verhalten sollen“, so Crespin.

Bei Großbränden etwa kann so empfohlen werden, im betroffenen Bereich die Fenster zu schließen. Während die Wetterwarnungen vom Deutschen Wetterdienst direkt über die Apps gesendet werden, kommen die anderen Warnungen von den Mitarbeitern der Rettungsleitstelle im Euskirchener Kreishaus. Dort werden Schlagworte und Freitexte eingetippt und auf die Reise geschickt.

Violett bedeutet höchste Gefahr

Mithilfe von Auswahl-Feldern können die Leitstellen-Disponenten für Orte oder auch gezielt für Straßenzüge – etwa beim Bombenfund – warnen. „Oder im Karneval oder bei Großveranstaltungen“, so Udo Crespin weiter. Die Warnstufen sind farblich hinterlegt: Weiß bedeutet Information, Rot Warnung und Violett höchste Gefahr.

Während die Meldungen vom Deutschen Wetterdienst vergleichsweise häufig kommen, sind Infos von der Rettungsleitstelle sehr selten. Crespin: „Wir melden uns nur, wenn ein Schadensereignis droht oder da ist – und das nicht bei vergleichsweise kleinen Ereignissen.“

Auch unterwegs kann man gewarnt werden

Die Anmeldung zu Katwarn, das vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (Fokus) und dem Verband öffentlicher Versicherer entwickelt wurde, ist kostenlos und einfach. Meldungen können per SMS, per Email oder über die Warn-App empfangen werden. Die Nutzer können verschiedene Gebiete auswählen. „So können sie nicht nur ihr Zuhause, sondern auch die Kita oder das Elternhaus im Blick halten“, erklärt Crespin.

Man kann auch unterwegs gewarnt werden: Machen etwa Touristen Urlaub im Kreis, können sie ebenfalls automatisch mit Warnmeldungen aus dem Kreis versorgt werden. „Und wer in Hamburg Urlaub macht, wird über ein Elb-Hochwasser informiert“, führt Crespin fort.

Katwarn nutzt kein GPS, sondern die Position des nächsten Handymasts, benötigt aber eine Internetverbindung. „Es werden keine Daten gesammelt. Man ist immer anonym unterwegs. Auch wir wissen nicht, wer im System angemeldet ist, sondern nur wie viele“, so Crespin. Mehr als 12000 Bewohner des Kreises nutzen die Handy-App, rund 190 den SMS-Dienst. Das sind erst sechs Prozent. Die Helfer hoffen, dass sich mehr anmelden. „Wir kommen mit Warnungen direkt in die Hosentasche des Bürgers. Auf die Funktion haben wir Jahrzehnte gewartet.“

Warn-Möglichkeiten

Neben Katwarn empfiehlt Kreisbrandmeister Udo Crespin zusätzlich auch die Installation von Nina, der Notfall-Informations- und Nachrichten-App (Nina) des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK).

Ein ganzes Paket von Warnmöglichkeiten hat der Kreis in den vergangenen Monaten erarbeitet. Im so genannten „Modularen Warnsystem“, kurz MoWas, ist deutlich mehr enthalten als die Apps. Zum Beispiel ist der Einsatz von Feuerwehr-Sirenen vorgesehen.

„Die Mischung aus allen Warnmitteln bringt das höchste Sicherheitsniveau“, so Crespin: „In den nächsten Jahren wird die Vernetzung weiter voranschreiten. Am liebsten ist uns allen natürlich, wenn wir diese Mittel nicht nutzen müssen.“ (küp)

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