Leverkusener BrückeWie Lkw-Fahrer die Schranke austricksen

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Die Leverkusener Brücke

Köln/Leverkusen – Der Schutz der maroden Leverkusener Rheinbrücke der A 1 vor illegalem Schwerlastverkehr bleibt eine Herausforderung für den Landesbetrieb Straßen.NRW. Nach wie vor versuchen Lkw-Fahrer sich über das seit 2014 bestehende Verbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gewicht hinwegzusetzen und die seit Ende September sukzessive eingerichteten vier Sperranlagen an den Zufahrtsstraßen zur Brücke zu überlisten.

Am 29. September hatte Verkehrsminister Michael Groschek die erste Schranke an der A 59 in Betrieb genommen. Die Anlagen seien die einzige Möglichkeit, den schädlichen Lkw-Verkehr von der Brücke fernzuhalten und das Bauwerk solange zu erhalten, bis der erste Teil einer neuen Brücke 2020 eröffnet werden könne.

Trägheit des Systems ausnutzen

Wie Straßen.NRW-Sprecher Timo Stoppacher am Mittwoch sagte, sei dies auch zu 99 Prozent gelungen. Es gebe jedoch auch täglich Lkw-Fahrer, die die Trägheit des Systems vor allem an der Anschlussstelle Niehl durch überhöhte Geschwindigkeit ausnutzten, um doch auf die Brücke fahren zu können. Auf den verengten Fahrbahnen vor der Brücke gilt nämlich Tempo 40.

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In dem Abschnitt werden alle Fahrzeuge gewogen und ihre Breite gemessen. Sind sie schwerer als 3,5 Tonnen oder breiter als 2,3 Meter (Außenspiegel mitgerechnet) lösen sie mehrere Effekte aus: Ampelanlagen stoppen den hinter ihnen fahrenden Verkehr, eine dritte Ampel vor ihnen springt auf Rot und wenige Sekunden später senkt sich vor ihnen eine Schranke. Das gestoppte Fahrzeug wird dann über einen Abzweig von der Autobahn geführt, das Kennzeichen wegen des Bußgeldverfahrens von einem Mitarbeiter an der Schranke notiert. Erst wenn das zu schwere Fahrzeug die Autobahn verlassen hat, wird die Schranke wieder geöffnet

Schneller als erlaubt durch die Messstelle

Wie Stoppacher erläuterte, hebeln einige Lkw-Fahrer das System aus, in dem sie schneller als erlaubt durch die Messstelle fahren und trotz Rot aufs Gaspedal drücken, um vor dem Senken der Schranke die Sperre durchquert zu haben. Es handele sich um Einzelfälle, so Stoppacher. Die Anlage soll deshalb nachgebessert werden.

4500 Fahrzeuge seien bislang mit den Schranken gestoppt und an der Überfahrt der Brücke gehindert worden, so Stoppacher. Und die Zahl seien rückläufig. Am Dienstag beispielsweise seien 24 zu schwere Fahrzeuge an der A 59, 26 an der A 1 Richtung Koblenz und 19 auf der A 1 in Richtung Dortmund gestoppt worden. Nur an der Schranke an der Industriestraße in Niehl gebe es konstant 100 Fehlfahrten täglich, die meisten übrigens mit deutschen Kennzeichen. Jeder dieser Fahrer muss mit einem Bußgeld von 150 Euro rechnen.

Eine Verbesserung erhofft sich der Landesbetrieb von seinem überarbeiteten Flyer zur Sperrung der Rheinbrücke, der um Rumänisch ergänzt wurde und nun in zehn Sprachen über die Gewichts- und Breitenbeschränkung sowie die Sperranlage informiert. „Mit Englisch, Französisch, Niederländisch, Polnisch, Russisch, Spanisch, Türkisch und Ungarisch haben wir uns an den Nationalitäten orientiert, die vor der Inbetriebnahme der Schranken am meisten auf der Brücke geblitzt wurden“, sagte Willi Kolks, der stellvertretende Leiter der Regionalniederlassung Rhein-Berg von Straßen.NRW.

Der Flyer wird aktuell an eine große Zahl in- und ausländischer Transport- und Logistikverbände, große Arbeitgeber und Unternehmen der Region sowie Verwaltungen verschickt und an Raststätten in NRW ausgelegt. Die Autobahnpolizei wird wie bisher die Flyer bei ihren „Fernfahrerstammtischen“ verteilen. Auf der Webseite von Straßen.NRW ist er als Download verfügbar.

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