„Dolchstoß für kleine Kliniken“Finklenburg kritisiert Forderungen des AOK-Reports

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Quantität gleich Qualität? Zu diesem Schluss kommt der AOK-Report 2017 für Operationen in Krankenhäusern. ()

Quantität gleich Qualität? Zu diesem Schluss kommt der AOK-Report 2017 für Operationen in Krankenhäusern. ()

Oberberg – Mit scharfer Kritik hat der Hauptgeschäftsführer der Klinikum Oberberg GmbH, Joachim Finklenburg, auf die Forderung nach einer Mindestmenge von Operationen in einem bestimmten Fachbereich als Vorgabe für die Krankenhäuser reagiert. „Das wäre ein Dolchstoß für die kleinen Kliniken auf dem Land“, sagt Finklenburg, zugleich beratendes Mitglied im Bundesvorstand der Deutschen Krankenhausgesellschaft und Vorsitzender des Fachausschusses Personalwesen und Krankenhausorganisation.

Die Forderung ist das Resultat des Krankenhausreports 2017, den der AOK-Bundesverband am Dienstag in Berlin vorgestellt hatte. Anders als die AOK sieht Finklenburg keinen Zusammenhang zwischen der Zahl von Operationen – zum Beispiel an der Bauchspeicheldrüse – in einem Krankenhaus und ihrer Qualität. Im Gegenteil: „Bei einer zu hohen Fallzahl wird es sogar schon wieder kritisch.“ Die Zahl der Operationen sei deshalb „nur eines des Kriterien, aber nicht das Ausschlag gebende“. Die Qualität von Operationen lasse sich, so Finklenburg, anders besser kontrollieren – „und das geschieht auch ständig, durch eine externe Qualitätssicherung“.

Wenn es so komme, wie die AOK fordert, bedeute das vor allem für den ländlichen Raum, dass viele Versorger aus der Region einfach verschwinden würden: „Dann gibt es keine Weiterbildung mehr und keine Assistenten.“ Die kleinen Kliniken wären dann raus, und die Patienten müssten selbst für jede „Feld-, Wald- und Wiesenoperation“ in die großen Zentren fahren: „Genau das will die AOK, aber dann soll sie es auch so sagen.“

Dass eine Spezialisierung der Krankenhäuser in Zentren auf bestimmten Gebieten durchaus Sinn macht, sieht auch Finklenburg: „Wir sind zum Beispiel kein Transplantationszentrum. Herztransplantationen sollen andere machen.“ Das lasse sich auf andere Bereiche aber nicht übertragen, wenn man die Versorgung auf dem Land nicht gefährden will: „Das sollte man in Berlin nicht vergessen.“

Das Klinikum Oberberg selbst, so Hauptgeschäftsführer Finklenburg, gehöre nicht zu diesen „kleinen Kliniken“. „Als einer der Großen könnten wir uns eigentlich sogar über so eine Zentralisierung freuen – aber wir tun das nicht“, betont er.

In einzelnen Bereichen würde die aus seiner Sicht willkürliche Festlegung von Mindestmengen auch das Klinikum betreffen. „Wenn zum Beispiel bei Operationen an der Bauchspeicheldrüse die Grenze von zehn auf 20 im Jahr angehoben wird, dann würden auch wir drunter liegen.“

Auch bei Operationen von Brustkrebs liege das Klinikum an der angenommenen „Grenze“ von 150 Operationen im Jahr. „Obwohl wir Tumorzentrum sind und uns gerade bei Brust-OPs immer wieder eine überdurchschnittliche Qualität bescheinigt wird, könnten wir die dann nicht mehr durchführen“, kritisiert Finklenburg.

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