Ärzte-VerbandHausärzte in Oberberg wollen Hilfe von der Politik

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Im Kreishaus verfolgte Dr. Ralph Krolewski (l.) – hier mit Andrea Münnekehoff und Konrad Gerards von den Kreis-Grünen – den Ausgang der Wahl. Von der neuen Landesregierung erhofft er sich Unterstützung im Kampf gegen den Hausärztemangel.

Im Kreishaus verfolgte Dr. Ralph Krolewski (l.) – hier mit Andrea Münnekehoff und Konrad Gerards von den Kreis-Grünen – den Ausgang der Wahl. Von der neuen Landesregierung erhofft er sich Unterstützung im Kampf gegen den Hausärztemangel.

Oberberg – Der oberbergische Hausärzteverband fordert, dass die neue Landesregierung einen konsequenten Ausbau und die Stärkung der Allgemeinmedizin an den beiden medizinischen Fakultäten des Landes in Köln und Münster konsequent umsetzt. Das steht in einem Leitantrag, über den die Oberberger bei der Delegiertenversammlung des Hausärzteverbandes Nordrhein heute in Köln abstimmen lassen wollen.

„Wir stehen in Oberberg in den nächsten Jahren vor einer Katastrophe bei der hausärztlichen Versorgung“, betont der Vorsitzende Dr. Ralph Krolewski. In den nächsten drei bis fünf Jahren könnten bis zu 25 Prozent der 160 Hausärzte in der Region in den Ruhestand gehen. Wenn man bedenke, dass zurzeit nur die Hälfte der freiwerdenden Hausarztsitze wieder besetzt werden, bestehe die Gefahr, dass danach bis zu 20 Hausärzte fehlen – „20 Kollegen, die aktuell pro Quartal etwa 24 000 Patienten behandeln“.

Die Folgen seien schon jetzt spürbar. Krolewski verweist auf aktuelle Zahlen des Oberbergischen Kreises, wonach die Zahl der Rettungsdienst-Einsätze im Kreisgebiet in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen sind. Tatsächlich stieg die Zahl dieser Einsätze von 18 855 im Jahr 2013 auf 24 100 im Jahr 2016 an – ein Plus von fast 28 Prozent. Deshalb – und wegen des parallelen Anstieges bei Krankentransporten (2013: 16 200, 2016: 17 794) – sollen jetzt die Gebühren für den Rettungsdienst angehoben werden.

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Krolewskis Schlussfolgerung, die Zunahme der Rettungsdienst-Einsätze sei auf den Hausärztemangel zurückzuführen, will Kreisdezernent Dr. Christian Dickschen nicht direkt widersprechen: „Es ist eine von mehreren Ursachen dafür.“

Oberbergs Hausärzte setzen für die Zukunft vor allem auf den Masterplan 2020, einen bundesweiten Maßnahmenkatalog, der unter anderem die Einrichtung von Lehrstühlen für Allgemeinmedizin an den Universitäten und eine Stärkung der Allgemeinmedizin in der universitären Ausbildung vorsieht. Für Oberberg, so Krolewski, sei dabei vor allem die Entwicklung an der Uni Köln von Bedeutung. „Zurzeit entscheiden sich nur neun Prozent der 220 Studenten eines Jahrgangs für die Allgemeinmedizin. Diese Zahlen müssen wir vervierfachen.“ Und selbst dann brauche es bis zu zwölf Jahren, bis so eine Entwicklung Wirkung zeige: „Deshalb wollen wir auch den Quereinstieg in die Allgemeinmedizin für andere Ärzte wie Chirurgen oder Orthopäden vereinfachen.“ Zurzeit hängt der Masterplan, der bundesweit 180 Millionen Euro kosten würde, wegen der Finanzierung noch in der Luft.

Gerade Krolewski, selbst als sachkundiger Bürger für die Grünen im Kreis tätig und zuletzt im März mit der scheidenden grünen NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens auf dem Podium in der Halle 32, setzt dabei ausgerechnet auf den Reformwillen der neuen CDU-geführten Landesregierung. „Schließlich ist die CDU ja gerade in den ländlichen Regionen in NRW besonders stark. Und dort haben wir überall dieses Problem.“ Für ihn, fügt Krolewski hinzu, sei die Notwendigkeit, eine Lösung zu finden, ohnehin keine Frage der Parteipolitik.

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