Bundestagswahl 2017Das sind die Kandidaten aus dem Oberbergischen Kreis
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Oberberg – Nachdem im September 2013 der Deutsche Bundestag gewählten worden war, waren es gleich zwei Oberberger, die den Sprung nach Berlin schafften: Neben Klaus-Peter Flosbach (CDU), der sich zum vierten Mal das Direktmandat sicherte, gelang es auch Michaela Engelmeier (SPD), über die Landesliste ein Abgeordnetenmandat zu ergattern.
Karten werden neu gemischt
Für Engelmeier könnte Platz 20 auf der Landesliste der SPD nach den aktuellen Umfrageergebnissen im Falle einer Niederlage in Oberberg erneut reichen. Doch auch mancher Vertreter der kleineren Parteien rechnet sich bei einem guten Ergebnis seiner Partei ein Mandat für den Bundestag aus.
So zum Beispiel Stefan Zühlke von der Alternative für Deutschland (AfD) auf Platz 22. Oder die Reichshoferin Ingeborg Mohr-Simeonidis (Linke), die zwar nicht in Oberberg, sondern im Nachbarkreis antritt, aber auf Platz 17 bei den Linken im Land steht.
Lange galt das auch für Jörg Kloppenburg von der FDP, der seinen günstigen Listenplatz aber verloren hat, weil bei Fristablauf eine Unterschrift fehlte. Nicht abgesichert ist auch CDU-Kandidat Dr. Carsten Brodesser: Er steht auf Platz 38 der Liste, die nach aktuellen Umfragen womöglich gar nicht zieht.
Neben den sechs Direktkandidaten der anderen Parteien ist auch Felix Staratschek (Familie & Umwelt) aus Radevormwald als Kandidat zugelassen worden.
Der Wahlkreis 99
Im Oberbergischen Kreis, der mit seinen 13 Kommunen anders als bei der Landtagswahl einen zusammenhängenden Wahlkreis bildet, sind nach Angaben der Verwaltung (Stand 14. August) am 24. September 218 513 Menschen wahlberechtigt. Gewählt wird in 261 Wahllokalen, zudem gibt es 38 Briefwahlräume. Alle offiziellen Informationen gibt es auf der Kreis-Homepage.
„Mit fast 50 und nach 27 Jahren im Beruf, da fragt man sich, wie’s weitergeht.“ Für Dr. Carsten Brodesser könnte diese Frage am 24. September mit einem kompletten Neustart beantwortet werden: Falls er als CDU-Bundestagskandidat den Wahlkreis Oberberg gewinnt.
Ende 2015 wurde er Nachfolger des CDU-Kreisvorsitzenden Klaus-Peter Flosbach, nach dessen Ausscheiden aus dem Bundestag könnte er auch in Berlin dessen Nachfolger werden. Geplant gewesen sei das nicht, versichert Brodesser. Als Flosbach im Frühjahr 2016 seine Entscheidung bekanntgab, nicht erneut anzutreten, „war es logisch, dass die Frage der Kandidatur an mich als Kreisvorsitzenden ging“.
Seine Familie gab ihm grünes Licht, „für sie wird es keine so große Veränderung sein. Sie ist es gewohnt, dass ich viel unterwegs bin“. Die Kandidatur folgt dem Motiv für den Parteieintritt vor 27 Jahren: „Es lohnt sich, für diese Partei zu arbeiten, und es lohnt sich, für dieses Land zu arbeiten.“
Nur auf Platz 37 der Reserveliste
Seine Chancen bewertet Brodesser vorsichtig. Er muss den Wahlkreis direkt gewinnen, auf der Reserveliste steht er – anders als seine SPD-Konkurrentin Michaela Engelmeier (20) – nur auf Platz 37. Aber wenn er gewinnt, hätte er einen leichten Start: Er könnte Flosbachs Büro samt Mitarbeitern übernehmen, die sich seit Jahren schon in Oberberg auskennen. Seit er sich zur Kandidatur entschloss, versorgt ihn Flosbach mit vielen Informationen über Arbeitsabläufe, Logistik und Gepflogenheiten des Parlamentsbetriebs. Er hat ihn durch Berlin geführt, ihn seinen Mitarbeitern vorgestellt. Nicht nur Vorgänger sei Flosbach für ihn, sagt Brodesser, sondern Freund.
Sogar Flosbachs Schwerpunktthemen Finanzpolitik und Entwicklungszusammenarbeit würden prima passen, denn das sind die Bereiche, in denen auch der studierte Volkswirtschaftler Brodesser gerne in Berlin mitarbeiten möchte. In der Entwicklungszusammenarbeit sieht Brodesser dringenden Handlungsbedarf: „Das Wohlstandsgefälle gegenüber den Ländern in Afrika sorgt für permanenten Siedlungsdruck. Deutschland und Europa müssen massiv dort investieren.“ Einen Marshall-Plan für Afrika begrüßt der CDU-Kandidat. „Das bedeutet, dass ein Teil unseres Wohlstands übertragen werden muss. Das muss man den Leuten offen sagen.“
Zügiger Breitbandausbau, Fachkräftemangel, Verkehrsinfrastruktur – Brodessers Themen für den Wirtschafts- und Lebensstandort Oberberg sind keine anderen als es die von Flosbach waren, aber neuen Schwung in ihre Umsetzung zu bringen, das will er versuchen. So setzt er sich – anders als die Bundes-CDU derzeit – für ein Einwanderungsgesetz ein, denn „dem demografischen Wandel nur mit gut ausgebildeten Flüchtlingen zu begegnen, wird nicht reichen“. (kn)
Steckbrief
Dr. Carsten Brodesser (CDU), geboren am 5. September 1967 in Lindlar
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Michaela Engelmeier (SDP)
Es wurde spät am Abend des 22. September 2013, bis feststand, dass Michaela Engelmeier es geschafft hatte. Obwohl sie im Oberbergischen Kreis mit mehr als 18 Prozentpunkten Rückstand zum dritten Mal in Folge hinter Klaus-Peter Flosbach (CDU) auf Rang zwei gelandet war, zog sie über die Landesliste der SPD erstmals in den Deutschen Bundestag ein.
Über Nacht, sagt Engelmeier, habe sich ihr Leben komplett geändert – „aus dem prallen Leben rein in den Bundestag“, wie sie es ausdrückt. „Das ist ein unheimlich spannender Job“, sagt sie, räumt aber ein, dass sie bis heute Ehrfurcht vor dem Abgeordnetenamt habe: „Da redet man nicht nur mit, man entscheidet auch.“ Das sei für sie als Linke in der SPD nicht immer einfach gewesen – wie bei der Abstimmung über Waffenlieferungen an kurdische Peschmerga. „Dann hat mir eine Freundin aus Damaskus Fotos gezeigt, wie der IS in der Stadt Al-Karjatain im Südosten der Provinz Homs Frauen und Kinder massakriert hat. Das hat es mir einfacher gemacht.“ Im Nachhinein habe ihr das auch heftige Kritik eingebracht: „Bis heute gibt es böse E-Mails, in denen ich als Kriegstreiberin beschimpft werde.“ Bereut habe sie ihr Votum trotzdem nie.
Die Oberbergerin gehörte zu jener kleinen Gruppe, die in den vergangenen Jahren immer wieder Gespräche mit Grünen und Linken über eine rot-rot-grüne Politik führte, für die im Bundestag ja eigentlich eine Mehrheit vorhanden war. Gerade weil sie dabei war, halte sie das aber heute nicht für eine echte Option, erklärt Engelmeier: „Bei den Linken gibt es nur wenige, mit denen das wirklich möglich wäre, aber viele wie Sahra Wagenknecht, die einfach nicht mit beiden Beinen auf dem Boden des Grundgesetzes stehen.“
Stattdessen lobt Engelmeier, Mitglied im Bundesvorstand der SPD, die Rolle ihrer Partei in der Regierung: „Egal, ob Mindestlohn oder Rente mit 63: Wir waren der Motor der Koalition.“ Die Sozialdemokraten hätten gezeigt, dass das funktioniert – „obwohl einige in CDU und CSU für diesen Fall den Weltuntergang vorhergesagt haben“. Besonders stolz sei sie auf die Verlängerung des Unterhaltsvorschusses für alleinerziehende Mütter bis zum 18. Lebensjahr des Kindes. „Da gibt es Frauen, die haben sich bei mir bedankt, dass das geklappt hat. Und ganz ehrlich: Ich habe bis heute nicht verstanden, wie das vorher anders sein konnte.“
Schwer fällt Engelmeier angesichts ihrer Bilanz auch, sich das Imageproblem und die Umfrageergebnisse zu erklären: „Ich frage mich schon häufig: Warum vertrauen uns die Menschen nicht mehr?“ Auch wenn sie sich kämpferisch gibt: Sie weiß, dass damit die Chancen für ein Direktmandat in Oberberg gering sind. Für die 56-Jährige, die dieses Mal auf Platz 20 der SPD-Landesliste in NRW steht, könnte es am 24. September also wieder ein langer Abend werden. (kmm)
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Michaela Engelmeier (SPD), geboren am 10. Oktober 1960 in Hagen
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Michael Braun (Die Grünen)
Für Michael Braun war immer klar: Sollte er jemals Mitglied einer Partei werden, dann würde der Landwirt aus Wildbergerhütte nicht nur stummer Parteibuchbesitzer sein, sondern in die politische Arbeit einsteigen, sich engagieren. Im Jahr 2010 hat sich der 51-Jährige für Bündnis 90/Die Grünen entschieden. Und nach den Wahlen von 2013 bewirbt sich Braun jetzt zum zweiten Mal als Direktkandidat ohne Listenplatz für ein Mandat im Bundestag.
„Ich schätze an den Grünen das langfristige und nachhaltige Denken“, erklärt der Politiker. „Wir müssen uns so verhalten, dass die nachfolgenden Generationen auch klarkommen.“ Braun ist selbst Vater eines 15-jährigen Sohnes und einer 13 Jahre alten Tochter.
Eingestiegen ins politische Geschehen ist der Landwirt mit den Demonstrationen der Milchbauern. Seither engagiert er sich in der Kampagne „Faire Milch“ und ist da heute als Projektleiter zuständig für das Marketing und den Vertrieb. Auch ist er Landesvorsitzender im Bundesverband Deutscher Milchviehhalter.
110 Hektar Land am Rand der Reichshofer Ortschaft Wildbergerhütte nennt Braun sein Eigen. Seit ungezählten Generationen befindet sich der Betrieb schon dort, Braun hat ihn von den Eltern übernommen. Der heutige Eigentümer hält 70 Milchkühe und 160 Tiere, darunter Mastbullen, insgesamt. Einen Bio-Betrieb hat er jedoch nicht: „Ich arbeite aber mit den natürlichen Kreisläufen“, erklärt der Kandidat. „So wird etwa jegliches Futter auf dem eigenen Hof hergestellt.“ Schwerpunkte in seiner politischen Arbeit sieht er in der Agrarpolitik: „Landwirte brauchen Perspektiven“, betont Braun und kündigt Niedrigpreisen und der Industrialisierung in seinem Beruf den Kampf an. In Berlin möchte er verhindern, dass die nahen Großstädte die Region Oberberg abhängen: „Schließlich haben wir hier weltweit agierende Unternehmen.“
Der Fachkräftemangel, die löchrige Breitbandversorgung und die Lücken im Nahverkehr sind weitere Themen, die Braun angehen will. „Die Linie der RB 25 muss ausgebaut werden. Und es muss Buslinien geben, die Fahrgäste zu den Haltestellen bringen.“ Das könnten dann auch durchaus Schnellbusse sein, überlegt er. (höh)
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Michael Braun (Grüne), geboren am 27. November 1965 in Bergneustadt
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Diyar Agu (Die Linke)
Es sind ereignisreiche Wochen für Diyar Agu. Gerade hat der Gummersbacher (17) am Lindengymnasium sein Abi gemacht (Note: 1,5), hat für sein soziales Engagement den Förderpreis des Fördervereins der Schule bekommen und ist an der RWTH Aachen fürs Studium des Wirtschaftsingenieurwesens zugelassen worden. Nach neun Tagen New York steht ab jetzt der Bundestagswahlkampf im Mittelpunkt: Diyar Agu ist Oberbergs Direktkandidat für Die Linke.
Weshalb diese Partei? „Ich habe bei der Bundestagswahl 2013 begonnen, mich für Politik zu interessieren. Besonders angetan war ich von Gregor Gysi. Was Ungerechtigkeit auf der Welt angeht, hat er die gleichen Ansichten wie ich“, so Agu. Sein erster Kontakt mit der Partei lief über ein Schülerpraktikum im Gummersbacher Rathaus. „Das hat mir so gut gefallen, dass ich in die Partei eingetreten bin. Nach einem Jahr war ich schon Sprecher der Linken Gummersbach.“ In diesem Jahr reiste Agu als Delegierter zum Bundesparteitag. Und: Er bewarb sich parteiintern um Platz 6 der Landesliste. Das klappte zwar nicht, aber er habe für seine Rede viel Zuspruch erhalten, sagt Agu nicht unzufrieden. Jetzt steht er auf Platz 24.
Der Gummersbacher mit kurdischen Wurzeln hat weitere Ziele: „Ich möchte in den nächsten Jahren in den Landesvorstand kommen. Und irgendwann möchte ich im Bundestag sitzen. Diesen Traum habe ich, seit ich 13 bin.“ Dann möchte er allen Unterprivilegierten eine Stimme geben.
Das alles klingt ambitioniert. Aber wer sich mit Diyar Agu unterhält, traut ihm zu, die richtige Mischung aus Intelligenz, Selbstbewusstsein, Ehrgeiz und Durchsetzungsvermögen mitzubringen. Wirtschaftspolitik treibe ihn am meisten um, sagt Agu, der die Weltwirtschaft demokratisieren, die EU neu definieren, internationale Standards für gerechten Handel festlegen möchte. Klingt phrasenhaft, aber hakt man nach, erklärt Agu die Positionen detailliert.
Für Oberberg möchte er die digitale Infrastruktur und den Öffentlichen Personennahverkehr verbessern – mit Geld, das im Rüstungshaushalt gestrichen werden soll. (sül)
Steckbrief
Diyar Agu (Die Linke), geboren am 8. September 1999 in Gummersbach
Wohnort: Gummersbach
Beruf: Abiturient, ab Oktober Student
Familienstand: ledig
Parteibeitritt: 2015
Freizeit: Formel 1-Rennen und die Spiele des VfL Gummersbach (1. und 2. Mannschaft) verfolgen; politische und philosophische Bücher (z.B. Sartre) lesen.
Jörg Kloppenburg (FDP)
Bildung, Digitalisierung, Infrastruktur und Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Das sind die zentralen Themen, für die Jörg Kloppenburg sich einsetzen und die er gerne im Bundestag umsetzen würde. Dazu müsste er allerdings den Wahlkreis direkt gewinnen, denn da seine Unterschrift fehlte, wurde er von der Liste der FDP gestrichen. Ein Vorgang, der den Juristen in seiner Einstellung bestärkt hat, dass es zahlreiche Gesetze und Regeln gibt, die veraltet sind und dringend überarbeitet werden sollten. Als Beispiel nennt er das Steuerrecht, das so kompliziert sei, dass selbst Fachleute kaum noch den Durchblick hätten. Ein Abbau der Bürokratie insgesamt sei dringend erforderlich.
Politik ist für ihn wichtig und es gebe nur ganz oder gar nicht, so dass er sich nach Anfangsjahren und Ratsmitgliedschaft in Remscheid für Familie und Beruf entschieden habe und erst nach dem Umzug nach Hückeswagen 2002 wieder aktiv in der FDP geworden sei. Den ländlichen Raum zu stärken, ist Kloppenburg wichtig und er nennt die Infrastruktur von Straßenverkehr, bei dem die Mobilität aller Verkehrsteilnehmer und der ÖPNV gestärkt werden müssten und vor allem die Digitalisierung. Sie sei auf dem Land von entscheidender Bedeutung. Nur mit schnellem Internet könnte Home-Office funktionieren, das wichtig sei, um der Landflucht entgegen zu wirken, aber auch, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser zu ermöglichen. Dazu fordert er auch eine viel flexiblere Kinderbetreuung.
Ein offener Ganztag, für den er sich als Pflegschaftsvorsitzender am Engelbert-von-Berg-Gymnasium in Wipperfürth eingesetzt habe, zähle ebenso dazu wie lange Öffnungszeiten in Kitas. Das Kooperationsverbot für die Schulen müsse aufgehoben und vom Bund direkt auch Geld an die Schulen fließen können. Die Kommunen seien als Schulträger oft überfordert und es gebe großen Investitionsstau. Hier sei eine Reform lange überfällig, schließlich sei Bildung der wichtigste Rohstoff in Deutschland. Die Politik brauche Visionen, sie müsse als Legislative die Vorgaben machen, die von der Verwaltung dann zügig umgesetzt werden müssten. (lz)
Steckbrief
Jörg Kloppenburg (FDP), geboren am 31. Oktober 1957 in Remscheid
Wohnort: Hückeswagen
Beruf: Rechtsanwalt
Familienstand: verheiratet, eine Tochter
Parteibeitritt: 1982
Freizeit: Gassigehen mit dem Hund (bei Wind und Wetter), Gartenarbeit (Heckeschneiden nicht so gerne) und Familie.
Stefan Zühlke (AfD)
Was die Chancen seiner Partei angeht, ist Stephan Zühlke durchaus optimistisch. Zwischen 8 Prozent wie jetzt in den Umfragen und 15 Prozent sei alles möglich sagt der 57-Jährige, der im Norden geboren wurde, aber seit 1972 in Wiehl lebt. Geht das tatsächlich in Richtung 15 Prozent, dann hofft der Wiehler, dass Platz 22 auf der nach langer Diskussion doch zugelassenen AfD-Landesliste reicht, um in den Bundestag einzuziehen. Und Zühlke weiß auch schon, in welche Ausschüsse es ihn ziehen würde: Wirtschaft und Medien hat er als interessante Betätigungsfelder für sich ausgemacht.
Sein Schwerpunktthema im Wahlkampf, sagt der AfD-Kandidat, sei die Stärkung des ländlichen Raums. „Es gibt immer mehr Pendler. Ich bin selbst zehn Jahre lang nach Köln gependelt. Ich weiß, was das für eine Belastung ist.“ Die Entwicklung, „dass die Leute aus den ländlichen Gebieten abgesogen werden“, will er umkehren: „Die Menschen sollen hier leben und arbeiten können.“ Voraussetzung dafür, im Oberbergischen auch in Zukunft Arbeitsplätze zu schaffen, sei vor allem eine flächendeckende Digitalisierung.
Er selbst, so Zühlke, sei vor vier Jahren zur AfD gekommen, weil er mit der europäischen Rettungspolitik nicht einverstanden gewesen sei. Daran habe sich nichts geändert: „Ich bin gegen eine EU, die immer mehr in die Souveränität der Staaten eingreift.“ Die Union könne durchaus sinnvoll sein. „Aber nur, wenn sie klare Aufgaben erfüllt: Sicherung des Freihandels, gemeinsamer Außenhandel und nicht zuletzt die Sicherung der Außengrenzen.“
Einen Rechtsruck will Zühlke in der AfD nicht feststellen. Zu Personalien wie der von Björn Höcke will er sich eigentlich nicht äußern. Zühlke sagt aber: „Höcke kokettiert mit der Provokation. Das schadet unserer Reputation.“ Er selbst, so der Kandidat, wehre sich dagegen, an den rechten Rand gedrängt zu werden. „Ich war früher zwölf Jahre lang Gastronom in Wiehl. Damals gab es pakistanische Flüchtlinge und Tamilen, die unbedingt arbeiten wollten. Da bin ich selbst mit ihnen zum Amt gegangen und habe mich darum gekümmert“, erzählt er. (kmm)
Steckbrief
Stefan Zühlke (AfD), geboren am 25. Juli 1960 in Lübeck
Wohnort: Wiehl
Beruf: selbstständiger Elektrotechniker
Familienstand: ledig
Parteibeitritt: 2013
Freizeit: Motorradfahren: „Wenn ich dazu komme. Dieses Jahr war das allerdings erst einmal der Fall.“ Und Reisen, vor allem Fernreisen.