Engel schafft VerbindungenKunstaktion endet am Rathaus der Gemeinde Engelskirchen

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Engelskirchen – Wenn Engel reisen, dann kommen sie aus Neunkirchen an der Saar und suchen sich vielleicht Alzey als nächstes Ziel aus. Aber natürlich ist auch Engelskirchen eine Station auf dem Weg des „Engels der Kulturen“, der seit dem Jahr 2007 in Deutschland unterwegs ist. 109 Städte und Gemeinden hat der Himmelsbote bisher erreicht, seit gestern ist er in Engelskirchen. Dort faucht zur Mittagszeit der Schneidbrenner, leuchtend rot und etwa 1500 Grad Celsius heiß senkt sich die Flamme auf eine 25 Kilogramm schwere Stahlscheibe, die schon bald eine Engelssilhouette offenbart.

„Unsere Arbeit will ein Zeichen der Verbundenheit und für den Respekt setzen“, erklärt Künstlerin Carmen Dietrich den Hintergrund der Kunstaktion, während ihr Lebensgefährte Gregor Merten Lehrlinge am Brenner schult: Erst darf die stellvertretende Bürgermeisterin Dawn Stiefelhagen die heiße Flamme führen, dann reicht sie das Arbeitsgerät an die Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier weiter. Und gebannt verfolgen mehr als 40 Kinder der Engelskirchener Grundschulen, wie die Engelsfigur an Gestalt gewinnt. „Vielfalt. Viel. Wert.“, so heißt das gemeinsame Projekt der Caritas und des Kölner Erzbistums, das den Rahmen bildet für das Schaffen am Engelskirchener Rathaus.

Und davon schwärmt nicht nur Caritas-Direktor Peter Rothausen: „Die Resonanz ist unglaublich, die Mitarbeit richtig toll.“ So entstehen immer zwei Kunstwerke: Der äußere Stahlring, also das Passepartout, reist – später mit blauem Spezialbeton ausgefüllt – zum nächsten Ziel, während das Innere – der Engel – in zwei Jahren für Jerusalem, „die Hauptstadt der Weltreligionen“ (Dietrich), bestimmt ist. Damit haben Neunkirchen, Engelskirchen und bald auch Alzey etwas gemeinsam. „Dort werden die Scheiben in der Altstadt aufgetürmt und wachsen in die Höhe“, erklärt Gregor Merten. Aber auch in späteren Jahren will das Künstlerpaar aus Burscheid die Skulptur pflegen und ihr vielleicht weitere Scheiben hinzufügen.

In Engelskirchen begleiten Kinder und Jugendliche von allen Schulen das Paar: Am Aggertal-Gymnasium in Hardt, am Edmund-Schiefeling-Platz sowie im Innenhof der evangelische Kirche entstehen Sandengel, deren Lebensdauer natürlichweise begrenzt ist. Dafür verwenden die Künstler und ihre Helfer einen riesigen Stahlring als Form. Und im Inneren dieses Kreises sind der Davidstern als Symbol für das Judentum, ein Kreuz für das Christentum und ein Halbmond als Zeichen des Islam zu erkennen. Mit viel Getöse rollen die Schüler, unterstützt von Michaela Engelmeier, den Ring zum Rathaus. Dort begrüßt die stellvertretende Bürgermeisterin Kathrin Amelung die Gruppe, die dann das Entstehen des neuen „Engels der Kulturen“ erlebt – immer mit gehörigem Abstand, als die Funken fliegen. Zu finden ist die Neunkirchener Figur aus Beton und Stahl nun im Boden auf der rechten Seite neben der Treppe hinauf zum Rathaus – und zwar für immer.

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