LandwirtschaftHans Stöcker aus Engelskirchen führt einen modernen Milchviehbetrieb

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Landwirt Hans Stöcker (Mi.), seine Frau Martina und Sohn Andreas, der den Hof einmal übernehmen wird, waren gestern Gastgeber der Pressekonferenz der Landesvereinigung Milchwirtschaft.

Landwirt Hans Stöcker (Mi.), seine Frau Martina und Sohn Andreas, der den Hof einmal übernehmen wird, waren gestern Gastgeber der Pressekonferenz der Landesvereinigung Milchwirtschaft.

Dörrenberg – Die 25 Kälber lassen sich vom Tross der Journalisten nur kurz ablenken, dann widmen sie sich wieder ihrer Mittagsruhe. „Diesen Stall hat mein Opa Ernst Ende der 1930er Jahre gebaut“, erklärt Hans Stöcker.

Seither hat die Familie den Hof Sonnenborn in Engelskirchen-Dörrenberg massiv erweitert und über die Jahrzehnte in einen modernen, aber immer noch familiengeführten Milchviehbetrieb verwandelt. Dorthin hatte gestern die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen zur Pressekonferenz geladen und Geschäftsführer Dr. Rudolf Schmidt freute sich mit Blick auf den Veranstaltungsort über einen „vollen Stall“ – Muh- und Piep-Laute aus der Kulisse inklusive.

Keine Perspektive gesehen

Am Rande der Konferenz berichtete Landwirt Hans Stöcker, rheinischer Vorsitzender der Landesvereinigung Milchwirtschaft und Vorstandsmitglied bei Friesland-Campina, was die oberbergische Milchwirtschaft umtreibt – nämlich Ähnliches wie im ganzen Land: der Strukturwandel. „Im Oberbergischen haben zwischen sechs und acht Prozent der Milchviehbetriebe im vergangenen Jahr aufgehört.“ Manche hätten schon ein paar Jahre vor der Rente aufgegeben, weil sie keine Perspektive gesehen hätten, „vor allen Dingen Betriebe, in denen Investitionen anstanden“.

Genau das sei, wo den 273 oberbergischen Milchviehbauern momentan der Schuh drücke. „Es ist nicht mehr der Markt, wie im vergangenen Jahr“, sagt Stöcker, sondern es seien die erhöhten Umweltauflagen. „Das ist der große Unsicherheitsfaktor, das hängt wie ein Damoklesschwert über uns. Viele Kollegen fragen sich: Können wir diese Auflagen überhaupt erfüllen?“

Stöcker nennt als Beispiel die neue Düngeverordnung, die zwar beschlossen, aber noch nicht in Richtlinien umgesetzt sei. „Da gibt es noch viele Unwägbarkeiten.“ Es komme jetzt auf die konkrete Ausgestaltung an – ob die Umsetzung von Maßnahmen, die künftig Pflicht sind, zeitlich gestreckt werden können oder ob die neuen Verordnungen sofort umzusetzen sind, ob sie nur bei Neubauten anzuwenden sind oder auch für den Bestand gelten. Stöcker: „Wenn sie neue Güllelagerkapazitäten oder neue Fahrsilos bauen müssen, dann werden jedoch viele sagen: Das machen wir nicht mehr.“

Strukturwandel geht weiter

Deswegen geht Hans Stöcker davon aus, dass der Strukturwandel auch in Oberberg weitergeht. „Immer weniger Landwirte werden immer mehr Kuhfamilien haben.“ Die Betriebe werden wachsen, aber auch einen höheren Standard haben. „Das ist, was uns abverlangt wird. Gerade die grüne Politik führt dazu, dass wir so viel machen müssen, was viele Betriebe auch überfordert, aber was langfristig zu einem höheren Standard führt – auch beim Tierwohl.“

In Sachen Tierwohl sei schon viel passiert, so Stöcker. Aber auf oktroyierte Auflagen, das machte er auch deutlich, könne er auch in Zukunft gut verzichten: „Mit dem Zollstock kann man das Tierwohl nicht verbessern.“ Wirtschaft S. 7

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