Poeten-Wettkampf in Halle 32Erster „Poetry Slam“ in Gummersbach

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Der Gummersbacher liebster Poet: Stefan Unser wurde vom Publikum des ersten „Poetry Slam“ in der Halle 32 zum Sieger erkoren. In seinem Vortrag hatte er Audi-Fahrer geärgert.

Der Gummersbacher liebster Poet: Stefan Unser wurde vom Publikum des ersten „Poetry Slam“ in der Halle 32 zum Sieger erkoren. In seinem Vortrag hatte er Audi-Fahrer geärgert.

Gummersbach – Die meisten Oberberger dürften Poesie aus ihrer Schulzeit noch so ganz anders in Erinnerung haben. Was für den Tennis die Grand-Slam-Turniere sind, ist der „Poetry Slam“ heutzutage für die moderne Dichterszene. Zum ersten Poeten-Wettkampf in der Gummersbacher Halle 32 kamen am Samstag mehr als 200 überwiegend junge Besucher, um den besten Teilnehmer zu küren.

Acht sogenannte Slam-Poeten wechselten sich mit kurzen Vorträgen auf der Bühne ab und stellten sich der Kritik des Publikums. Das machte mit der Intensität ihres Applauses deutlich, wie gut oder dürftig es den Vortrag fand. Zudem wurden fünf Besucher kurzerhand zu Juroren gemacht: Sie bewerteten die Dichter mit Hilfe von Punktetafeln von 1 bis 10. Hier wurde Dichtkunst mit denselben Mitteln bewertet wie Essen und Klamotten in Fernsehshows wie „Das perfekte Dinner“ oder „Shopping Queen“. Doch das kommt schon seit geraumer Zeit bei den Deutschen an.

Deutsche Poetry-Slam-Szene zweitgrößte weltweit

Mitte der 1980er Jahre in den USA entstanden, schwappte der Poetry Slam bereits zu Beginn der 1990er nach Europa. Heute gilt die deutsche Poetry-Slam-Szene als die zweitgrößte weltweit. ZDF, WDR und Arte haben die Dichterschlacht sogar in ihre TV-Programme aufgenommen.

Allerdings steckt die Szene der oberbergischen Slam-Poeten noch in den Kinderschuhen – zumindest traute sich am Samstag kein Oberberger auf die Bühne. Andreas Klein berichtet: „Wir hatten zwei Meldungen aus Gummersbach. Doch beide haben leider kurzfristig zurückgezogen.“ Klein kommt aus dem Siegerland und veranstaltet die Slams dort bereits seit 2004. Für die Premiere in Gummersbach arbeitete er mit dem hiesigen Verein Gigbox zusammen.

Ein weiterer Poetry Slam soll im Herbst folgen

Vielleicht war den oberbergischen Poeten die Konkurrenz zu stark: Aus ganz Nordrhein-Westfalen kamen die acht Teilnehmer, der weiteste reiste von Karlsruhe an. Wer sich in der Szene auskennt, konnte sich auf bekannte Gesichter freuen: Andy Strauß aus Münster hatte den WDR-Poetry-Slam gewonnen, René Sydow aus Witten ist mit elf Kabarettpreisen ausgezeichnet, und David Grashoff aus Wuppertal trat bereits mehrmals im Fernsehen auf.

Höchstens sechs Minuten Zeit hatten die Wettstreiter, um das Gummersbacher Publikum mit poetischen Mitteln auf ihre Seite zu bringen. Eine Vorgabe gab’s nicht, die Texte konnten humorvoll oder tiefsinnig, ohne oder mit Reime, abgelesen oder frei vorgetragen sein. Stefan Unser aus Karlsruhe etwa ärgerte in seinem Vortrag über die Autobahn rasende Audi-Fahrer, Maria Schwaab beschrieb in vielen Bildern das Ende einer Liebe, und René Sydow behandelte aktuelle, ernste Themen wie Flucht und Asyl: „So klein ist Europa im Universum, und so viel größer könnte unsere Menschlichkeit sein.“

Zum Schluss wurde Stefan Unser als Sieger gekürt. Angesichts des großen Publikumszuspruchs soll ein weiterer Poetry Slams in der Halle 32 im Herbst folgen.

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