Jügel-AquarellEin Stück Gummersbach kehrt heim

Lesezeit 2 Minuten

Gummersbach – Die älteste Ansicht von Gummersbach, ein Aquarell aus dem Jahr 1807, wird bald wieder in der Kreisstadt sein und dann in einer Wandvitrine den Ratssaal schmücken. Ein Stück Gummersbach kehrt heim.

Was sich so profan anhört, ist aus stadthistorischer Sicht eine Sensation. Das Aquarell „Im Baumhof“, das die Künstlerin Henriette Jügel im 1807 in Gummersbach gemalt hat, galt über viele Jahre als verschollen. Heute kann man die Odyssee des Bildes weitgehend nachvollziehen. Und nach beinahe 40-jährigem Bemühen ist es dem Gummersbacher Historiker Jürgen Woelke gelungen, dass der Eigentümer des Bildes, der in Washington lebende Edward A. Elmendorf, das Aquarell an die Stadt übergeben wird. Und zwar im Rahmen einer Sitzung des Stadtrats am 24. Juni, bei der sich die Elmendorfs ins Goldene Buch eintragen werden.

Dieser feierliche Akt soll der Familie Elmendorf auch zeigen, wie unermesslich der ideelle Wert des Jügel-Aquarells für Gummersbach ist. Selbst für viel Geld, so betont Jürgen Woelke, hätte Elmendorf das Bild früher nicht herausgeben wollen. Doch jetzt, im hohen Alter und mit dem Wissen, dass seine Nachfahren nicht die innige Bindung zu Gummersbach haben, schenkt er das Gemälde der Stadt. „Für mich hat dieses Bild Ikonencharakter“, sagt Woelke, der froh ist, dass die Sparkassen- und Bürgerstiftung den Transfer des Bildes und die Reisekosten der Elemndorffs mit 6000 Euro unterstützt.

Nach Amerika gelangte das Gemälde 1954, als mit Armin und Laura Elmendorf, Nachfahren des bekannten Gummersbachers Daniel Heuser, dessen Heimat besuchten und das Aquarell kauften. Lange Jahre hing es im Haus des Ehepaares unweit von San Franzisko. Nach dem Tod der Eltern übernahm im Jahr 1992 Sohn Edward den Schatz, der seitdem seine vier Wände ziert.

Auf die Spur des Bildes machte sich Woelke schon 1976. Bei einem seiner Vorträge über das alte Gummersbach erfuhr er, dass das Aquarell schon seit den 1950er Jahren in den Staaten war. Schon bald besuchte er die alten Elmendorfs, doch das Jügel-Bild blieb mit Ausnahme einer Ausstellung in der Gummersbacher AOK in Kalifornien. 2014 dann die überraschende Wende: Edward Elmendorf signalisierte Jürgen Woelke seine Bereitschaft, das Bild nach Gummersbach zu geben. Der Rest war Verhandlungssache.

An den folgenden Briefwechseln war auch Bürgermeister Frank Helmenstein maßgeblich beteiligt. „Dieses Aquarell ist das Herzstück unserer Identität“, sagt der Bürgermeister, der betont, dass es Jürgen Woelke zu verdanken sei, dass das Bild nach Gummersbach zurückkehre. Und im Mittelpunkt der Bürgerschaft, dem Ratssaal der Stadt, einen besonderen Platz bekommen werde.

Rundschau abonnieren