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Brand in MarienheideGroße Schäden am Waldhotel – Statiker prüft Einsturzgefahr

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Marienheide – Der Termin stand fest. Am 1. April wollte das Marienheider Waldhotel seinen neu erbauten Wellnessbereich der Öffentlichkeit vorstellen.

Die Fertigstellung war die letzte große Etappe einer jahrelangen Modernisierung des traditionsreichen Hauses oberhalb der Bruchertalsperre. Das Feuer in der Nacht zu Dienstag hat die Pläne zunichte gemacht – vorerst.

Die Flammen, die im Saal des Restaurants und dem darübergelegenen Stockwerk wüteten, haben Schäden unabsehbaren Ausmaßes hinterlassen. Ob der Gebäudeteil einsturzgefährdet ist, muss ein Statiker untersuchen. Gestern wurde der Bereich bis auf weiteres gesperrt. Trotzdem gab sich die Hotelpächterin Christina Polancec im Gespräch mit unserer Zeitung kämpferisch: „Wir machen weiter so schnell es nur geht. Keiner Gesellschaft wird abgesagt.“

Wie es zu dem verheerenden Brand kommen konnte, kann sich die 28-Jährige nicht erklären. „Eine Mitarbeiterin hat am frühen Abend den offenen Kamin im Restaurantsaal angemacht“, berichtet Polancec. Sie selbst war gerade unterwegs, um neue Vorräte einzukaufen, als sie der Anruf ihrer Angestellten erreichte: „Es brennt!“ Dabei habe der Schornsteinfeger den Kamin erst vor zwei Monaten überprüft, sagt die Hotelchefin.

Die Kreisleitstelle in Kotthauserhöhe schickte um 18.01 Uhr die ersten Kräfte an das Hotel. In den folgenden Stunden entwickelte sich der größte Feuerwehreinsatz in Oberberg seit vier Jahren. Einen ähnlich großen Einsatz hatte es zuletzt im Jahr 2013 gegeben, als die Lampenfirma „Lenneper Leuchten“ in Gummersbach-Derschlag brannte, sagt Kreisbrandmeister Frank-Peter Twilling, der den stellvertretenden Marienheider Wehrchef Carsten Fuhr bei der Einsatzleitung unterstützt hatte.

Schon bald war gemeindeweiter Alarm ausgelöst worden, dann wurden weitere Kräfte nachgeschickt. Bis 5 Uhr am Dienstagmorgen waren rund 240 Feuerwehrleute und sonstige Einsatzkräfte in der Ortschaft Eberg – auch von den Feuerwehren Lindlar, Wipperfürth, Bergneustadt, Reichshof, Engelskirchen und Wiehl. Dazu kamen das Technische Hilfswerk, zwei Rettungswagen, das Deutsche Rote Kreuz, der Malteser Hilfsdienst und die Atemschutzcontainer aus Oberberg und Bergisch Gladbach. In den frühen Morgenstunden konnten viele Kräfte wieder abrücken, jedoch längst nicht alle. 205 Atemschutzflaschen wurden von den löschenden Truppen aufgebraucht.

Die Löscharbeiten seien problematisch gewesen, schildert Twilling. Die Flammen im Kamin sorgten im Bereich der Zimmerdecke für einen Hitzestau und setzten das Material in verschiedenen Zwischendecken in Brand. Die Wehrleute bohrten mehr als zehn Löcher in die Decke, hielten die Rohre hinein und fluteten alles mit Löschwasser. Erst am Dienstag gegen 13 Uhr konnte die Feuerwehr davon ausgehen, alle Glutnester erwischt zu haben.

Brandermittler der Polizei hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ihre Arbeit aufgenommen. Kriminalhauptkommissar Frank Jaeger sagte: „Es gibt keinerlei Hinweise auf Brandstiftung. Wir gehen derzeit von einem technischen Defekt am Kamin aus.“ Jedoch würden weitere Untersuchungen folgen, auch gemeinsam mit Experten der Versicherung.

„Wir waren so nah am Ziel“

Christina Polancec, die das Hotel vor drei Jahren gepachtet hat, blickte mit Tränen in den Augen auf das Haus: „Wir waren so nah am Ziel. All das jetzt, wo gerade alles fertig war.“ Zumindest die Hotelzimmer blieben beinahe unversehrt. Die Gäste traten noch am Montag ihre Heimreise an.

Wenn’s nach Polancec geht, sollen schnell wieder Gäste einziehen. „Sobald die Polizei das Gebäude freigegeben hat, wird geputzt, renoviert und dann geht’s weiter.“ Hotelinhaber Andreas Linder steht an ihrer Seite: „Wenn der Statiker uns gesagt hat, was zu machen ist, gehen wir die Sache an.“

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